Nein, das ist keine Satire. Kein Höhöhö, die bekloppten Spanier. Kein Wie-kann-man-Nur. Das hier ist eine Ode. Ein Lob. Darauf, dass im Jahr 2019 ein Touristen-Lokal in Palma de Mallorca den außergewöhnlichen Mut besitzt, die pimientos de padrón auf der Karte zu übersetzen mit Volkszählungspfeffer.

Den Weg zu ergründen, wie man dazu kommt, ist nicht schwer. Der padrón ist das Einwohnerverzeichnis. Irgendwo steckt da auch eine Volkszählung drin, wenn man großzügig denkt. Und pimiento kann ebenso Pfeffer sein wie das in diesem Fall korrekte Paprika. Aber darum geht es nicht. Zumindest nicht nur.

Mit Herz statt Internet

Worum es geht, ist, dass man sich mit oder ohne Hilfe des Internets darauf verlassen hat, seine Gerichte selbst übersetzen zu können, und dies auf einer Insel, auf der man locker einen Deutschen mit ausreichenden Spanischkenntnissen oder einen Spanier mit ausreichenden Deutschkenntnissen hätte verpflichten können. In einer Gesellschaft, in der alles durchgestylt und perfektioniert sein will, hat sich jemand ein Herz gefasst.

Und herausgekommen ist Großartiges. Gerade in einem Land, in dem die Sprachen schnell politisch werden, hat sich jemand entschieden, ein bisschen zu spielen. Schönheit vor Taktik, um es mal mit Fußball zu sagen. Denn warum sollten diese kleinen gebratenen Paprikas, von denen manche scharf sind und manche nicht, verdammt noch mal nicht Volkszählungspfeffer heißen? Ist das etwa kein passendes Bild?

Wie einst Pippi Langstrumpf

Wir sollten uns ein Beispiel an diesem anonymen Übersetzerhelden nehmen. Wörter zu erfinden wie Pippi Langstrumpf ist immer noch besser als bereits existierende falschoder langweilig zu benutzen. Ein bisschen

Fantasie in der Übersetzung und schon hat man ein schönes neues Wort, das sich prima in den Alltag integrieren lässt. Denn, mal ganz im Ernst: Was wäre denn die Alternative? „Kleine, gebratene Paprikas"? Wäre das irgendwie besser? Eben.

Deshalb der Volkszählungspfeffer. Und ein paar abwechslungsreiche Kroketten, de nada. Ach nein. Por favor.