Bei Isabel auf Schatzsuche gehen

Isabel Villanueva (58) hat in ihrem Secondhand-Laden Rastro kleine Schätze versteckt, wie sie sagt. Etwa die mundgeblasene Glashängelampe, die aus der Werkstatt der mallorquinischen Glasmanufaktur La Gordiola stammt. „Ich verkaufe sie für 700 Euro, obwohl sie eigentlich 3.000 Euro wert ist.“ Unter den vielen Tellern, Porzellanschüsseln, Vasen und Zuckerdosen sind auch vier Tassen samt Untertassen, auf denen sich handgemalte Drachen winden. Auf den goldenen Schuppen wölben sich kleine, weiße Perlen aus Perlmutt. Preis: 8 Euro pro Tasse. In Wahrheit sind sie laut Isabel Villanueva 50 Euro das Stück wert. „Während des Bürgerkriegs soll ein Gefangener damit im Jahr 1939 seinen Anwalt ­bezahlt haben“, sagt sie. Das habe ihr der Besitzer ­erzählt. Sie glaubt ihm das, nachprüfen könne sie das natürlich nicht. Viele der Gegenstände, die ihren Weg zu ihr finden, bringen eine kleine Geschichte mit. „Ich bin die Psychologin des Viertels“, sagt die Verkäuferin. „Manche Leute sind einsam, sie wollen ein bisschen reden, sei es über Geldsorgen oder die Kinder.“ Ratschläge gebe sie aber nie: „Das ist zu viel der Verantwortung!“ Begonnen hat sie mit ihrem Geschäft im Jahr 2004, weil sie Geld brauchte. „Also habe ich angefangen, meine Bilder, Dekorationen und Geschirr zu verkaufen.“ Dafür mietete sie einen fünf Quadratmeter großen Laden in der Nähe des Tennis-Clubs. Es kamen immer mehr Sachen hinzu, die sie für andere Leute verkaufen sollte, und so suchte sie sich einen größeren Laden in der Nähe. Heute zählt sie gut 350 Stammkunden, zu denen auch viele Deutsche zählen, und verkauft neben Geschirr auch Bilder und Möbel, die sie häufig selbst restauriert.

C/. Vicente Yanez Pinon, 1, 07014 Palma, Facebook: Rastro

Die teuren Sachen behält er lieber

Vor 15 Jahren kam ein Deutscher mit Perücke in das Antiquitäten-Geschäft Persepolis von Jamil Mis­saghian. „Da ich Iraner bin, ging er automatisch davon aus, dass ich Antisemit bin, was absolut nicht stimmt“, sagt der 70-Jährige. Der Deutsche hatte eine golden glänzende Leica-Kamera dabei. Ein Adler mit Hakenkreuz prangte über dem eingestanztem Wort „Luftwaffe“. Für 1.200 Euro hat Missaghian sie ihm abgekauft. „Es ist halt eine Kuriosität.“ Er liebe es, ­Sachen zu kaufen. Es dürfen auch schon mal sehr ­teure sein, wie die aus dem 15. Jahrhundert stammende Marienfigur aus dem Museum Valldemossa, die er vor fünf, sechs Jahren für 90.000 Euro erstand. Oder sein wertvollstes Möbelstück, eine drei Meter hohe und fast drei Meter lange Schrankwand aus dem 16. Jahrhundert, für die er nach Florenz flog. 300.000 Euro habe er dafür bezahlt. Ein Diamant unter den Möbelstücken, wie er sagt. „Kann man nicht verkaufen, aber das macht nichts. Ich behalte lieber die teuren Sachen und verkaufe die billigen.“ Die billigen? „Porzellan oder Teller für 500 oder 1.000 Euro.“ Auf gut 2.000 Quadratmeter hat Missaghian seine Möbel, Figuren oder Statuen untergebracht. Sie stehen in einem der beiden Geschäfte auf der Avinguda Jaume III, in einem der beiden Lagerhäuser oder in seiner Werkstatt. Zu seinen besten Kunden zählen andere Händler aus den USA, England und Deutschland. Auf die Suche nach Schmuckstücken muss er sich nicht machen. Sie kommen zu ihm. Wie das deutsche Bett aus dem 16. Jahrhundert. „Vor 20 Jahren kam ein Mann aus Sóller zu mir und wollte es für 500.000 Deutsche Mark verkaufen. Zu teuer! Zehn Jahre später kam seine Witwe, die wollte immer noch so viel haben. Fünf Jahre später hatte es eine Frau ­geerbt. Der habe ich es für 150.000 Euro abgekauft.“

Av. Jaime III, 23, 07012 Palma, Web: www.persepolis-antiques.com

Möbel wie aussterbende Tiere

Sarah Watson und ihr Mann David Goode Hille haben eine besondere Beziehung zu Vintage-Möbeln aus den 60er- und 70er-Jahren. Sarah Watson hat ihre Leidenschaft mit in die Ehe gebracht. „Ich habe schon immer viel Möbel im Internet gekauft und sie restauriert“, sagt sie. Danach hat es dann auch David Goode Hille gepackt: „Diese Sachen sind wie vom Aussterben bedrohte Tiere, man muss sie schützen“, sagt er. Vor einem Jahr haben die beiden das Möbelgeschäft Frida Watson von Sarahs Mutter übernommen. David und Sarah sind eigentlich Künstler, beide sind Maler, in ihrem Laden kann man auch Bilder von Sarah kaufen. Doch das Hauptaugenmerk liegt auf den elegant geschwungenen Möbelstücken aus Teakholz. „Ein Design, das fast natürlich wirkt“, sagt David Goode Hill, der auch kaputte Ankäufe repariert oder ihnen ein „neues Leben gibt“, wie er sagt. Das hat dann seinen Preis. Der Ercol-Windsor-Stuhl aus den 60er-Jahren kostet 395 Euro, der Teakholz-Sessel aus den 70er-Jahren 890 Euro. „Uns wird manchmal gesagt, wir seien teuer. Aber die Möbel sind nun mal selten und von hervorragender Qualität“, sagt der Brite. Oft stecken dort auch viele Arbeitsstunden drin, selbst das Polstern übernehmen die beiden. Man kann bei Frida Watson aber auch Kerzenhalter für 9 Euro finden oder „ausgesuchte, moderne Designer-Sachen aus Schweden oder Dänemark“. Obwohl sie in Santa Catalina sitzen, gehören Skandinavier nicht zu ihren häufigsten Kunden. „Das sind eher die Spanier und die Deutschen“, sagt David Goode Hill.

C/. Annibal, 5, 07013 Palma, Facebook: Frida Watson, Instagram: sarahcharlottewatson und Frida Watson sarahcharlottewatsondavid_goode_hill