Es müssen nicht immer der Strand von Es Trenc oder die Tanztempel an der Playa de Palma sein. Die Insel hat viel mehr zu bieten. „Aktivtourismus ist ein Tourismus von höchster Qualität. Diese Sorte Urlauber liebt die Natur und zieht eine kleine Pension dem großen Hotel vor. Das hat mit Massentourismus nichts zu tun", sagt Jaume Nicolau. Er ist der Leiter des „Segmento estratégico turístico" für den Bereich Aktivtourismus - einer Art Arbeitsgemeinschaft als Bindeglied zwischen privaten Unternehmen und dem balearischen Tourismusministerium.

„Der Radsport hat es vorgemacht: Der Aktivtourismus verlängert die Saison und bietet gute Möglichkeiten für die Wintermonate", sagt Nicolau. So hat sich Mallorca in den vergangenen Jahren in der Nebensaison als attraktives Reiseziel für Radsporttouristen und Triathleten herauskristallisiert. Dabei soll es nicht bleiben, wenn es nach Nicolau geht. „Mit mehr finanziellen Mitteln für Werbemaßnahmen könnte Mallorca den Aktivtourismus noch besser fördern."

Etwas neidisch blickt Nicolau nach Neuseeland und Australien. „Schon am Flughafen prasseln dort Bilder und Informationen über das, was man alles machen kann, auf die Urlauber ein. Das macht richtig Laune. So etwas stünde auch Mallorca gut zu Gesicht." Zwar gebe es neben den großen Radverleihen und Anbietern von Wandertouren auf Mallorca viele kleine Unternehmen, die eine große Bandbreite an Aktivitäten anbieten. „Ihnen fehlt jedoch die Sichtbarkeit. In diesem Punkt könnten uns die Hotels unterstützen. Auch ein Katalog mit möglichen Aktivitäten auf der Insel wäre denkbar."

Zu den Angeboten, die noch ausgebaut werden könnten, zählt Nicolau den Tauchurlaub. „Der Meeresraum um die Insel wird zunehmend geschützt. Wir bieten vielleicht nicht so eine Fischvielfalt wie andere Destinationen an, können aber mit unserem kristallklaren Wasser punkten."

Das Highlight des Jahres steht für Nicolau im Herbst an. Vom 17. bis 27. Oktober beherbergt die Insel die Europameisterschaft im Heißluftballonfliegen.

„Mallorca ist dann das Zentrum der Szene." Mehr als 100 Ballonfahrteams aus aller Welt gehen dann auf der Insel an den Start. „Pro Team kommen im Durchschnitt 4,5 Personen. Plus Tausende Helfer. Ich rechne mit mehr als 5.000 Personen." Verantwortlich für das große Ballon-Spektakel auf der Insel ist Ricardo Aracil. Seit 1991 betreibt der Pilot aus Alicante mit Mallorca Balloons in Manacor das einzige Heißluftballon-Unternehmen auf der Insel. Er selbst nimmt regelmäßig bei den internationalen Turnieren teil und kämpfte erfolgreich für die EM auf Mallorca.

Ein Traum von Jaume Nicolau ist, dass auf Mallorca wieder Fallschirmspringen angeboten wird. „Das gab es früher einmal, wurde aber durch neue Bestimmungen für den Luftraum verboten." Der Mallorquiner hofft, dass eine Absprungzone eingerichtet werden kann. „Ein Anfang wäre auch ein Windkanal, in dem man in einer Röhre den freien Fall simulieren kann. Dafür braucht es aber Investoren. Interessenten stehen unsere Türen jederzeit offen", sagt er.