Vier Vegetationstypen bestimmen das Bild der Wälder auf Mallorca: Kiefern, Steineichen, Olivenbäume sowie Strauchformationen wie der Phönizische Wacholder. Überall auf der Insel vertreten ist die Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis). „Sie ist so etwas wie die mallorquinische Kokospalme",sagt Forstschutzbehörden-Leiter Berbiela. Will sagen: So wie die Palmen Werbebotschafter für die Karibik sind, dominieren kieferbewachsene Buchten die Urlaubsbroschüren der Balearen-Inseln. Mit knapp 54.000 Hektar ist die Kiefer auf fast der Hälfte der 122.000 Hektar großen Waldfläche Mallorcas vorherrschend - kein seltener Baum also im Gegensatz zur Pinie - wie der pino oft falsch, weil wörtlich, ins Deutsche übersetzt wird. Die Kiefer hat bei vielen ein eher schlechtes Image: Sie wächst wie Unkraut, nimmt anderen Pflanzen die Nährstoffe weg und fängt rasch Feuer. Doch sie hat auch eine wichtige Funktion im Ökosystem: Da der pino auch auf schlechteren Böden wächst, verhindert der Baum die Versteppung und sorgt dafür, dass Regenwasser nach einem Schauer nicht einfach davon fließt, sondern nach und nach ins oft karstige Erdreich eindringt und dort Rundwasserreservoirs bilden kann. In früheren Zeiten wurde auch das Brennholz geschätzt - es entwickelte schnell große Hitze und erleichterte so die Arbeit von Schmieden oder Bäckern.

Die Steineiche (Quercus ilex) ist weniger zahlreich und anspruchsvoller als die Kiefer: Wo sie wächst, regnet es ausreichend, der Boden ist nährstoffreicher, der Wald besonders gesund. Die encinas sind deswegen vor allem im Tramuntana-Gebirge an der Nordwestküste Mallorcas zu finden, in ihrer vollen Pracht zeigen sie sich etwa in der Gegend um das Kloster Lluc. Waldflächen, in denen Steineichen dominieren, bedecken rund 27.000 Hektar auf Mallorca. In ihrem Schatten gedeihen immergrüne Sträucher wie die Myrte, Kletterpflanzen sowie auch Heidekrautgewächse wie der Erdbeerbaum. Zu verdanken ist dem extrem langsam wachsenden Baum indirekt auch die sobrassada, sozusagen der kulinarische Botschafter der Balearen. Denn die Schweine, die für die Paprika-Streichwurst geschlachtet werden, bekommen auch die Eicheln der Steineichen zu fressen. Wo der Boden trockener ist, gedeihen die Olivenbäume (Olea europaea). Auf Mallorca dominieren sie den Bewuchs auf einer Fläche von insgesamt 33.000 Hektar. Trotz der Trockenheit ist die Artenvielfalt groß, es gedeihen neben den olivos auch aromatische Pflanzen oder Mastixsträucher, auch Wilde Pistazie genannt. Zu finden ist diese Vegetation vor allem in der Inselmitte und im Inselsüden, beispielsweise in der Bucht von Llucmajor, noch viel stärker aber auf der Nachbarinsel Menorca.

Strauchformationen wie der Phönizische Wacholder (Juniperus phoenicea) sind auf Mallorca kaum in Reinform zu finden, am ehesten noch in den Dünen von Es Trenc an der Südküste. Aber auch dort prägen die Kiefern das Bild. Während auf Mallorca nur 300 Hektar dieser Strauch-Vegetationsart zu finden sind, dominieren sie auf den Nachbarinseln Ibiza und Formentera auf einer Fläche von 4.000 Hektar die Landschaft. Die Pflanzen wachsen auf sandigem Untergrund und halten mit ihrem kräftigen Wurzelwerk den Sand der Dünen zusammen.

Dieser Text wurde in großen Teilen bereits im Oktober 2008 in der MZ-Print-Ausgabe veröffentlicht.