Eine gefleckte Katze sitzt hinter der Glastür und schaut nach draußen. Cloe, ihren Namen erfährt man später, ist seit vier Jahren in der Gärtnerei Bisanyes bei Alcúdia im Norden von Mallorca dafür verantwortlich, dass Mäuse kein Unwesen treiben. Heute ziert sich die Katze, sie will nicht ins Freie, weil draußen ein kalter Wind aus dem Gebirge weht.

So begleitet sie lieber die Besucher in die wohltemperierten Innenräume der Gärtnerei. Hier weiß man seit Langem, dass sich der Norden Mallorcas Pflanzen gegenüber unwirtlich zeigen kann. Denn rund 1.200 Entwürfe und deren Umsetzung von Gärten zwischen Port de Pollença und Can Picafort stammen von der Familie Bisanyes. Dies begann im Jahre 1974 als in Malpass die ersten Chalets gebaut worden sind. Damals entwarf Antoni Bisanyes die dazu gehörenden Gärten. Vier Jahre später erwarb er das Terrain mit 30.000 Quadratmetern, auf dem sich heute die Gärtnerei befindet. In den Hallen lagerte der Mallorquiner zunächst Pflanzen, bevor er sie in die von ihm entworfenen Gärten setzte.

Als zu Beginn des neuen Jahrtausends dann die Straße nach Alcúdia verbreitert wurde, nutzte man die Zeit der Bauarbeiten für eine Renovierung der Hallen. Inzwischen waren die Söhne Bisanyes qualifiziert genug, um den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Seit 2005 leitet Toni Bisanyes den Gartenbaubetrieb, sein Bruder Guillem entwirft Gärten, 18 Angestellte kümmern sich in der Hochsaison um die Anpflanzung und Pflege der Anwesen.

Frühlingsblüher

Durch eine lichtdurchflutete, hohe Halle führt jetzt Andrea Olcoz. Die Pflanzenexpertin ist für die Beratung der Kunden verantwortlich. „Anfang März bauten wir dieses Jahr die plantas de temporada auf", sagt sie. Geliefert wurden diese von Viveros auf der Insel, aus Barcelona, Alicante sowie Valencia. Dort sind sie in Gewächshäusern groß geworden, hier im Norden der Insel würden die Pflanzen den Kälteschock nicht ertragen, den sie derzeit im Freien erleben würden.

Wenn es in Kürze wärmer wird, können die Frühjahrsblüher einen Platz im Freien bekommen. Hier zeigt in dunklem Rot die Gartenstrohblume (Xerochrysum bracteatum bot., flor de papel span.) ihre dicken Knospen. Winzige weiße Blüten bildet das Steinkraut (Alyssum, Lobularia maritima bot., aliso de mar span., caps blancs kat.), es wächst auf der Insel wild und wird mit seinem honigsüßen Duft im Freien später nektarsuchende Insekten anlocken. Im Herbst kann es als robuster Bodendecker im Garten ausgepflanzt werden. Blau blüht die Kap-Aster: Weil sie aus Südafrika stammt, wird sie im Spanischen áster de áfrica genannt. Von dort stammt auch die Kap-Ringelblume (Dimorphotheca bot., margarita del cabo span.). Sie trifft man häufig in Inselgärten als halbhohe farbenprächtige Polster an.

„Mit Salz im Grundwasser haben wir hier kein Problem", sagt der Mallorquiner, denn an Standorten zwischen der Albufereta in Pollença und der Albufera in Alcúdia wäre das Wasser von bester Qualität.

Die Widerstandsfähigsten

„Die Winterstürme wehen Salz in die Gärten", sagt Toni Bisanyes. Deshalb ist es empfehlenswert, robuste Pflanzen auszuwählen, denen Salz nichts anhaben kann. Diesen begegnet man im Freien der Gärtnerei. Das Angebot an halbhohen Sträuchern ist hier besonders umfangreich. Darunter sind Einheimische, wie beispielsweise die im Sommer weiß blühende Myrte, sowie Rosmarin, Zwergpalme, Lavendel, Salbei oder der Erdbeerbaum. Bewährt haben sich auch Pflanzen wie der Neuseeländische Weihnachtsbaum (Metrosideros tomentosa bot., pohutukawa span.) oder der ebenfalls in Rot blühende Zylinderputzer (Callistemon). Sie beide zählen zu den Myrtengewächsen und sind auf die Insel akklimatisiert. Und natürlich Kletterer wie Bougainvillea, Jasmin und Bleiwurz, ihnen allen können die kalten Winter im Inselnorden nichts anhaben.

Nach die Ausstellung mit Sträuchern und Kletterern überquert man ein Bachbett und erreicht viele Arten von hohen Bäumen. Hier haben sie Zeit, sich an das Inselklima zu gewöhnen. Im Trend wären - so Bisanyes - derzeit vor allem Olivenbäume, unter Absatzschwierigkeiten leidete dagegen die Kanarische Dattelpalme.

Das Shoppingcenter

„Wir haben uns immer wieder in Gartencentern Europas umgesehen", sagt Bisanyes. Dort habe man gelernt, dass eine erfolgreiche Gärtnerei all das anbieten muss, was sich im weitesten Sinne dem Thema Pflanzen zuordnen lässt. Dazu zählen Samen, auch für ökologischen Anbau, sowie Pflanzenschutzmittel, die im Bio-Anbau zugelassen sind. Nicht fehlen dürfen im Angebot Gartenwerkzeug und alle Variationen von Spezial- und Universalerden.

Der unmittelbaren Nachbarschaft zu Urlauberzentren ist es geschuldet, dass die Gärtnerei ein reichhaltigen Sortiment an Kunstblumen aus holländischer Produktion bereit hält, die den echten verblüffend ähnlich sehen. Häufig sind sie aus Seide oder anderen angenehm zu berührenden Materialien gefertigt. Beliefert werden Restaurants und Hotels, aber auch Arztpraxen und Kliniken, weil dort echte Pflanzen aus hygienischen Gründen verboten sind.

Die Abteilung mit Zimmerpflanzen bietet den Kunden viele Arten an, hier fällt auf, das manche von ihnen, obwohl sie echt sind, künstlicher aussehen als Kunstpflanzen. Das gilt auch für Orchideen, die unweit von der Cafeteria untergebracht sind. Wie ein Kunstwerk präsentiert sich eine von ihnen mit riesiger, grauweißer ovaler Blüte.

In einer der Hallen widmet man sich den Gartenmöbeln sowie sorgfältig ausgesuchter Dekoration, bei der es scheint, als passten sie in ihrem kühlen Minimalismus zum Weiß der Hallen oder in einen Zen-Garten. Hier sind neben Pflanzgefäßen in allen Größen, Farben und Materialien auch Gießkannen, Spiegel und sogar ein Insektenhotel zu finden.

Das Angebot der Gärtnerei Bisanyes ist auch für den Gourmet verlockend: In einem kleinen Raum versammeln sich in Regalen aus hellem Naturholz Produkte aus der unmittelbaren Nachbarschaft: Weine von der Bodega Mortitx, Eingemachtes in hübschen Gläsern von „Mesquidassa" und Olivenöl von Solivell. Mit ihnen kann man es sich an den letzten kühlen Tage im Norden gut gehen lassen.

www.jardineriabisanyes.com