Für Liebhaber von Avocados ist es ein Traum: Elf Monate im Jahr kann man auf der Insel frische Früchte genießen. Von Oktober bis Juni wachsen sie an Bäumen in Pollença, Fornalutx oder aber auf einer Plantage bei Sant Llorenç des Cardassar. Hier pflanzte Jeroni Esteva etwas außerhalb Ende der 90er-Jahre erstmals einen Avocadobaum. Mittlerweile besitzt er auf seinem Anwesen 200 Exemplare. Jetzt im März erntet der 61-Jährige täglich Früchte und verkauft sie direkt an Verbraucher.

Die Sorte

Ein blühender Avocadobaum (Persea americana bot., aguacate span., alvocat kat.) dient dazu, den Besuchern die botanische Besonderheit dieser Spezies vorzuführen. Es handelt sich um die Sorte Bacon, die von dem Kalifornier James Bacon gezüchtet worden ist. Der blühende Baum wird nie Früchte tragen, er ist männlich und nur dazu da, andere Sorten zu bestäuben. Die weiblichen Bacon-Exemplare werden dann von Oktober bis Januar birnenförmige Früchte bilden, für Botaniker handelt es sich um Beeren. Haben diese die Größe erreicht, die auf dem Markt gewünscht wird, pflückt man sie.

Der Reifungsprozess vollzieht sich während der Lagerung. Dieser kann beschleunigt werden durch Ethylen, ein Reifegas, das Äpfel entwickeln. Verzögern lässt sich das Reifen durch Kühlung. Doch dazu später mehr. Die Haut der Bacon-Avocados ist glatt, grün und glänzend, während der Reife verfärben sie sich nicht. Das Fruchtfleisch ist dann reif, wenn es sich leicht eindrücken lässt - das testet man am besten am Stielansatz. Das gilt ebenfalls für die Früchte der Sorte „Fuerte". Auch die Blüten dieser Bäume warten derzeit auf Pollen; von Oktober bis Januar wird man diese Sorte ernten.

Schwer an ihren Früchten tragen derzeit die Bäume der Sorte „Hass". Einem kalifornischen Briefträger namens Rudolph Hass gelang die Zucht dieser Avocados mit grüner genoppter Haut und einem Fruchtfleisch von nussigem Geschmack. Wenn die Frucht durch Lagerung reift, verfärbt sich die Haut schwarz. Auf der Insel werden sie zwischen Januar und Juni geerntet. Werden die Blüten nicht bestäubt, liefert die Sorte nur ein Viertel des Ertrags.

Der Baum

Auf Mallorca benötigt ein aguacate, so Esteva, nicht mehr Gießwasser als ein Orangenbaum. „Im Winter einmal im Monat, im Sommer zweimal die Woche eine halbe Stunde täglich", sagt er. Zu viel Wasser könne zu Pilz­erkrankungen führen.

Wenn nach der Blüte der Baum das Laub wechselt, ist der richtige Zeitpunkt für den Schnitt gekommen. Esteva stutzt die Bäume so, dass vom Boden aus geerntet werden kann. Tief unten wachsende Äste schneidet er häufiger, weil Karnickel die Früchte annagen. Die Zeit zwischen Februar und Juli sowie Oktober bis Dezember gilt als ideale Pflanzzeit für die Bäume. Denn der Mallorquiner verkauft nicht nur Früchte. In seinem Gewächshaus lagern ein-, zwei- und dreijährige Jungbäume, die er zum Auspflanzen in die Kundengärten verkauft. Die Setzlinge sind durch Ableger und Veredelung entstanden. Wer aus dem dicken Samen der Früchte selbst Bäume ziehen will, wird enttäuscht sein. „Vor sechs Jahren zog ich einen Baum aus einem Kern, den ich aus Kuba mitgebracht hatte", sagt Esteva. Dieser habe bisher noch keine einzige Frucht geliefert.

Die Umwelt

Der Baum stammt ursprünglich aus dem Süden Mexikos, dort nennt man ihn ahuacatl, was so viel wie Hoden bedeutet. Der Absatz dieser alten Kulturpflanze ist durch geschicktes Marketing in den USA und Europa in die Höhe geschnellt. Der erst nach der Ernte einsetzende Reifeprozess macht es möglich, dass die Früchte in Containern gekühlt verschifft werden können, ohne dass die Fracht unterwegs verdirbt. Bislang stammt mehr als die Hälfte der weltweiten Produktion aus Mexiko, doch andere Länder ziehen nach. Umweltschützer kritisieren, dass vielerorts Wälder abgeholzt werden, um Avocado-Monokulturen anzulegen, auf denen massiv Pestizide eingesetzt werden. Zudem ginge der hohe Wasserverbrauch der Plantagen in trockenen Gebieten zulasten des Grundwasserspiegels.

Wer mallorquinische Avocados konsumiert, muss bislang keine ökologischen Bedenken haben - und nur ein bisschen Geduld aufbringen. Da die Früchte unreif geerntet und meist auf dem Markt auch so verkauft werden, müssen sie oft erst einmal zwei, drei Wochen daheim nachreifen. Etwas schneller geht das, wenn man sie in Zeitungspapier einwickelt oder zwischen Äpfeln ablegt.

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