Es ist ein zauberhafter Anblick, wenn die Zistrosen im Frühjahr auf Mallorca alle gleichzeitig ihre Blüten öffnen. Doch nicht nur das. Diese Pflanzen bieten den Insekten nach den langen Winter­monaten jetzt reichlich Nahrung. Die Spezies Zistus bilden mit anderen Gewächsen Gesellschaften, die als Macchie oder Garrigue bezeichnet werden und das mediterrane Landschaftsbild bestimmen. Sie entstehen, wo Wald gerodet wurde oder Feuer Platz geschafft hat für sonnige Lichtungen.Blüte für einen Tag

Wenn die Morgensonne die Sträucher erreicht, falten die Knospen der Zistrosen ihre Blütenblätter auseinander. Einige von ihnen sehen wie zerknittertes Seidenpapier aus, das sich in der Wärme etwas glättet, um danach den Insekten zitternd die Staubblätter in ihrer Mitte zu offerieren. „Die Pflanze entwickelt keinen Nektar", sagt Joshua Borrás von der botanischen Fakultät der Balearen-Universität in Palma de Mallorca. Dafür bilden die Blüten, die männlich und weiblich zugleich, also Zwitter sind, große Mengen Pollen und entwickeln Mechanismen, um sich vor der Selbstbefruchtung zu schützen. Insekten, vor allem Käfer, halten sich stundenlang in ihrer Mitte auf, danach werden die Blütenblätter welk und der leiseste Windhauch weht sie weg. Am Morgen danach öffnet jeder Strauch Tag für Tag eine neue Blüten­generation. Wenn der Wind auch diese mitnimmt und sie auf den Boden fallen, zersetzen sich die zarten Blätter rasch.

Einheimische Sorten

Die Weißliche Zistrose (Cistus albidus bot., jaguarzo blanco span., estepa blanca kat.) kommt auf Mallorca am häufigsten vor. Sie blüht in hellem Rosa, ihre Blätter sind samtartig von weißen Härchen besetzt, die sie vor UV-Strahlung schützen und dadurch ein Wachstum oberhalb der Baumgrenze ermöglichen. Die Salbeiblättrige Zistrose (Cistus salvifolius bot., jaguarzo morisco span., estepa negra kat.) blüht weiß und ist an ihren eiförmigen, runzligen Blättern zu erkennen.

Die Montpellier-Zistrose (Cistus mospelliensis bot., aguarzo negro span., estepa llimonenca kat.) erreicht eine Höhe von bis zu zwei Metern und wächst somit höher als die anderen ihrer Gattung. Der Strauch ist so dominant, dass er andere Arten verdrängt und es deshalb häufig zu einem wahren Blütenmeer kommt. Diese Art ist an ihren schmalen und dunkelgrünen Blättern zu erkennen, die am Rand gerollt sind und sich klebrig anfühlen.

Im Garten

Durch die blühenden Zistrosensträucher wirkt der Wald wie ein Park. Pflanzt man die Sträucher jedoch in die Inselgärten, verleihen sie ihnen einen Hauch von Wildnis. Im von Heidi Gildemeister angelegten ökologischen Garten in Ariant bei Pollença ist eine Kollek­tion von einheimischen Zistrosen sowie einige Hybriden zu sehen. „Die Sträucher wachsen und blühen jedes Jahr, ohne dass ich mich groß einmische", sagt Susana Quintanilla, die für den Garten verantwortlich ist. Wichtig sei es, die neu gepflanzten Stauden regelmäßig zu stutzen. Bei jungen Sträucher schneidet sie nach dem Anwachsen und der Blüte die nicht holzigen Zweige so, dass sie eine kompakte Form ergeben. Mit der Zeit breiten sich die Stauden dann bodendeckend aus.

Bei den alten Sträuchern entfernt sie am Winterende das Totholz und Äste, die den harmonischen Gesamteindruck des Strauchs stören. Und: „Wir vervollständigen jeden Winter mit neuen Sorten die Kollektion unserer Zistrosen", sagt die Gärtnerin.

Bezugsquellen für Zistrosen: www.jardin-sec.com, www.carex.ca. Einheimische Sorten: Baumschule Menut, recepcioceformenut@gmail.com. Besichtigung des Gildemeister-Gartens: Kleingruppenführungen auf Deutsch ab vier Personen mit Picknick: 60 Euro pro Person. Infos: Tel.: 661-21 22 22 oder info@procustodia.org