Ein paar Urlauber sonnen sich auf den Steinmauern, lassen die Füße baumeln, genießen den Ausblick auf die Bucht von Cala Llonga. Die alte Festung Fortí de Cala d'Or im Südosten von Mallorca ist ein ruhiger Ort, an dem man automatisch innehält. Seit Januar ist er nach Jahren der Verriegelung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Nicht, dass es wirklich viel zu sehen gäbe. Da ist der Innenhof mit dem zentral gelagerten Brunnen, der ebenso mit Eisenscharnieren und Massivholz verrammelt ist wie zahlreiche Türen. Sie sind in die Hofmauern eingelassen und führen in das Innere der meterdicken Außenwände. Außerdem ist da ein zum Hof hin offener, überdachter Gang mit schweren Holzbalken. Ein Dutzend Stufen, dann ist man bereits auf der ausladenden Fläche in der oberen Etage. Hier wird jedem Besucher schnell deutlich, warum die Festung im Jahr 1730 gerade hier entstanden ist.

Was heute ein Fotomotiv hergibt, war in Zeiten von Piratenangriffen und Attacken vom Meer ein strategisch wichtiger Standort. Ein jeder, der in die fingerartigen Naturbuchten vordringen wollte, musste an dieser Landspitze vorbei. Zugleich konnte das spanische Heer von hier aus die Angreifer nicht nur Meilen vor der Küste sichten, sondern sie auch mit den Schüssen aus vier Kanonen auf Distanz halten.

Leider sucht man solch geschichtliche Informationen in der Festung heute vergeblich. Ein Schild am Eingang klärt einzig über Besuchszeiten auf, fachkundiges Personal oder Hintergrundtafeln gibt es nicht. Nur wer im Internet nach Es Fortí sucht, stößt auf der Seite der Balearen-Stiftung (fundacioillesbalears.org) auf mehr Details. Es war der Ingenieur José Muñoz, der das Gemäuer federführend errichten ließ. Bereits 63 Jahre später beschädigte ein Sturm große Teile des Mauerwerks und machte umfangreiche Reparaturen notwendig. Auch der typische Kalksandstein „piedra de Santanyí" ist an einigen Stellen verarbeitet. Als die Angriffe vom Meer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgingen, versteigerte das spanische Heer Es Fortí im Jahr 1878 an eine mallorquinische Familie. Diese reichte die Festung von Generation zu Generation als Privatbesitz weiter, bis sich 1992 die Balearen-Stiftung als Käufer fand.

15.000 Euro Miete zahlte das Rathaus Santanyí Anfang 2019 an ebenjene Stiftung. Im Gegenzug darf die Gemeinde die Festung nun für die kommenden vier Jahre nutzen. „Vor allem wollen wir, dass die Öffentlichkeit dieses Bauwerk bestaunen kann", so die stellvertretende Bürgermeisterin Barbara Xamena. Zudem will das Rathaus das Gemäuer für öffentliche Veranstaltungen wie Konzerte oder Ausstellungen nutzen.

Die Festung Es Fortí de Cala d'Or (Avinguda d'es Fortí) ist von April bis Oktober von 10 bis 22 Uhr für Besucher geöffnet. Der Eintritt ist frei.