Was vier Milliarden Asiaten schmeckt, kann doch für Mallorca nicht schlecht sein? Die beiden argentinischen Schwestern Ludmila und Natalia Monllor haben sich auf einer Asienreise in die für europäische Gaumen seltsamen Snacks aus der Region verguckt. Ihr Plan: In ihrer Wahlheimat Mallorca Automaten aufstellen, aus denen man 24 Stunden rund 100 bunte Exklusiv-Produkte aus Korea, China, Japan und Amerika ziehen kann. An den Treppen, die in Palma de Mallorca vom Borne hoch zur Plaça Mayor führen, haben sie einen idealen Platz gefunden. „Das Lokal stand schon länger leer und hatte die perfekten Maße", sagt Ludmila Monllor. „Etwas überrascht hat uns, dass die in Öl, Salz und Pfeffer eingelegte Qualle schnell vergriffen war." Sie wird bestimmt bald nachgefüllt.

Am linken Automaten ihrer selbst gegründeten Firma Japoint gibt's vorwiegend Süßes: Oreo-Kekse mit Orangen-Mango- oder Zitronen-Mousse-Füllung für 2,70 beziehungsweise 5,50 Euro oder eine Packung mit elf weißen Kit Kats mit Erdbeer-Tiramisu-Geschmack für 7,80 Euro sowie Schokoladen-Kekse, auf der die japanische Zeichentrickfigur Shin-Chan zu sehen ist. Das ist ein Fünfjähriger, der die galletas regelmäßig als Snack verschlingt.

Wer Lust auf etwas Salziges hat, kann am mittleren Automaten zugreifen. Dort warten Pringles mit Jalapeños-Geschmack für 3,90 Euro, die Vier-Minuten-Terrine namens „Soon Veggie Cup, Noodle Soup" für 2,40 Euro oder Wasabi aus der Tube für 2 Euro. Unter den Produkten stehen unterhalb des Namens jeweils die Inhaltsstoffe zu verschiedenen Allergien. Auf allen befindet sich zudem ein weißer Aufkleber mit der spanischen Übersetzung der Inhaltsstoffe.

Alle, die Durst und Lust auf ein neues Geschmackserlebnis haben, können am rechten Automaten gekühlte Getränke kaufen. Auf schrillen Dosen lachen Kunden Pokémons entgegen. Die mit Kohlensäure versetzten „Ocean Bombs" gibt's in verschiedenen Sorten: Apfel, Orange oder Pfirsich - sie riechen nach Kaugummi und schmecken auch ein bisschen so. Etwas für echte Zuckerliebhaber. „Comic-Figuren sind in Japan sehr gefragt, in allen Altersklassen", sagt Ludmila Monllor. Die daneben liegenden Bounty- und Snickersgetränke sind schon in dem ein oder anderen Supermarkt auf der Insel angekommen. Die Fanta-Sorten Ananas, Erdbeer-Melone und Grapefruit allerdings dürften bisher eher wenigen Menschen in die Hände gekommen sein. Durch die kontinuierlich auf dem Bildschirm in der rechten Ecke laufenden Spots werden die Produkte zusätzlich beworben.

Damit die Passanten sich nicht langweilen, füllen die Monllors, die seit knapp zwanzig Jahren auf Mallorca leben, alle zwei bis drei Tage neue Produkte nach. Was in den Automaten landet, hängt zum einen davon ab, wie schnell die Sachen aus Asien auf Mallorca ankommen. „Produkte mit kurzem Ablaufdatum wie Schokolade oder das abgepackte, typisch japanische Melonpan-Brot, kommen per Flugzeug. Solche, die länger haltbar sind, wie Getränke, per Schiff." Manche brauchen daher nur eine Woche, andere eineinhalb Monate. Nicht immer erhalten die Schwestern auch alle Snacks, die sie bestellen. „In Asien kommen alle zwei oder drei Monate neue Sorten auf den Markt. Wir halten uns immer auf dem Laufenden, aber oft können Snacks, wenn wir sie bestellen, schon gar nicht mehr geliefert werden", sagt die 40-jährige Ludmila.

Bevor die im Durchschnitt drei Euro teuren Artikel in die Automaten kommen, werden sie von den Schwestern probiert. Nur selten schafft es einer nicht durch die Kontrolle. „Ich erinnere mich an einen Snack mit Pilzgeschmack. Der war leider ungenießbar. Das wollten wir den Kunden ersparen", sagt Ludmila Monllor. Natürlich können sich neben Mallorquinern auch Touristen bedienen, „aber etwas typisch Mallorquinisches werden sie nicht finden", sagt Ludmila Monllor. Dafür aber ein Andenken von ihrer Lieblingsinsel, das man zu Hause so sicher nicht erwartet. Bald vielleicht nicht nur aus Palma de Mallorca, die beiden Schwestern schauen sich schon nach neuen Lokalen um.

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