Ende April prickelt es den Inselgärtnern in den Fingern. Denn am ersten Mai beginnt die Saison für das Pflanzen des Sommergemüses ins Freie. Die Qual der Wahl erleichtert in diesen Tagen der Anzuchtbetrieb Ca na Justa. Hier haben Cati Vaquer und ihr Mann Pep Pou im Winter von Tomate über Zucchini bis hin zu Aubergine, Melone und Gurke all das ausgesät, was im Sommer geerntet wird.

Das war auf dem Anwesen etwas außerhalb von Porreres schon immer so. Es gibt hier eine noria für die Beförderung des Brunnenwassers und ein Haus, in dem heute Cati Vaquers Vater, der 81-jährige Antonio, mit seiner Frau lebt. Schon als junger Mann fuhr er mit dem Fahrrad Setzlinge zu den Wochenmärkten der Umgebung aus. Damals hatten die Bauern keine Autos, aber eine Kuh, ein paar Schafe und Ziegen, die Kohlköpfe futterten. Deren Keimlinge deckte Antonio nachts mit Fensterglas ab, erste Gewächshäuser baute er 1960. Er setzte damit eine Familientradition fort: schon Antonios Großvater, so ist es überliefert, hatte im Jahr 1875 erste Erfolge mit Kohlsamen. Man nannte ihn „Just", seine Tochter dann „Justa". Sie ist die Namensgeberin des heutigen Betriebs, in dem sich Cati Vaquer mit ihrem Mann in der vierten Generation um die Aufzucht von Pflanzen kümmert.

Alte und neue Sorten

Ca na Justa ist vor allem für die Anzucht von einheimischen Sorten bekannt. Zu den Kunden zählen Ruheständler, die sich im Alter mit den Sorten selbst versorgen wollen, die sie aus ihrer Kindheit kennen. Oder aber Ökolandwirte, die lokale Sorten wählen, weil sich diese auf den Inselböden bewährt haben. Tomat

Die Gewächshäuser sind Ende April vollgestellt mit dicht an dicht bepflanzten Paletten. Der Star unter den Setzlingen ist die Ramallet-Tomate. „Für Anfang Mai bereite ich jedes Jahr 1.200 Paletten mit je 60 Setzlingen vor", sagt Cati Vaquer. Unter vielen anderen stehen aber auch die herzförmige cor de Bou oder die runde tomàtiga de Valldemossa zum Auspflanzen ins Freie bereit. Für die Setzlinge haben Cati Vaquer und ihre Mitarbeiter im Sommer vergangenen Jahres diejenigen Tomaten ausgewählt, die in Farbe, Form und Geschmack am besten die Sorte repräsentieren.

Jedes Jahr neu gekauft wird das Saatgut für die Hybriden. „Kunden wählen sie, weil sie hohen Erträge bringen", sagt die Mallorquinerin. Oder aber für den Anbau in Gewächshäusern, weil diese Sorten ohne Bestäubung Früchte tragen. Außerhalb gezogen worden sind dagegen veredelte Gemüsepflanzen. Bei ihnen wird beispielsweise ein Melonensetzling auf eine Kürbispflanze aufgepfropft. Diese Unterlage wirkt wie ein Wachstumsmotor und verspricht riesige Melonen bis 20 Kilogramm.

Ende April wachsen nur einige wenige Pflanzen auf dem topfebenen Feld, das für den Pla de Mallorca typisch ist. Hier warten vorbereitete Beete auf die Setzlinge für die hauseigene Gemüseproduktion, die zwei Generationen der Familie das ganze Jahr über versorgt. Doch die besten Exemplare landen nicht auf den Tellern, man lässt sie wachsen.

Der Kohl blüht

Deshalb stehen jetzt verschiedene Kohlsorten in voller Blüte. Der mallorquinische Wirsing col borratxó blüht in Gelb, der Weißkohl col de capdell in Weiß. Damit die bestäubenden Insekten die beiden Sorten nicht durcheinanderbringen, hat man Exemplare für die Samengewinnung ausgewählt, die im großen Abstand voneinander wachsen.

Verspeist werden bei diesen Kohlsorten -botanisch gesehen - die Blätter der Pflanze, die sich rund umeinanderfalten. Erntet man den Kohlkopf nicht rechtzeitig, schieben sich die mittleren Blätter nach oben. Ein etwa faustdicker Strunk schiebt dann das ganze noch weiter in die Höhe, „und schießt ins Kraut". An langen grünen Stängeln bilden sich anschließend Blüten in Kreuzform. An ihnen ist zu erkennen, dass die gängigen Kohlsorten zur botanischen Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) gehören.

Beim Blumenkohl verspeist man nicht die Blätter sondern den unterentwickelten Blütenstand der Pflanze. Auf dem Feld von Ca na Justa blieben einige von ihnen für die Samengewinnung stehen, sodass jetzt zu verfolgen ist, wie sich der coliflor weiter vermehrt. Die bekannten Röschen sind vergrößert und sitzen auf grünen Stängeln. Das Ganze wirkt wie ein Blumenstrauß zum Verschenken.

Auf einem dicken Strunk umfassen große Blätter die rosafarben Röschen. Bei einer benachbarten Staude haben sich bereits auf einem Stängelgewirr zahlreiche gelbe Blüten gebildet. Ein paar Schritte weiter sieht man bei einem anderen Blumenkohlstrauch, wie sich die Blüten weiterentwickelt haben. Bündelweise stehen hier Schoten, die an schmale grüne Bohnen erinnern. Schlitzt man diese auf, werden Reihen winziger grüner Samen sichtbar. Damit gefräßige Vögel sie nicht stibitzen, hat man weitere Exemplare der Blumenkohl­stauden in dichte Netze verpackt.

Wenn die Schoten reif sind, trocknet man sie und schüttelt die Samen aus. Im Juli sind dann die Setzlinge für das Sommergemüse verkauft, die Aufzuchtpaletten leer. In sie sät man dann bei Ca na Justa das Wintergemüse aus, das im Herbst ins Freie kommt.

Ca na Justa, Camí de Pedrera, Porreres. Tel.: 971-64 70 97, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-13, 15-18.30 Uhr, Samstag 8-13 Uhr