Auf den ersten Blick wirkt er eher unscheinbar, aber der große, klobige braune Holzschrank ist eine echte Perle der Ausstellung „El moble a Mallorca (Möbel auf Mallorca, Gotik, 13. bis 16. Jahrhundert), die derzeit im Museu de Mallorca zu sehen ist. Er ist zum einen besonders, weil es zu der Zeit seiner Entstehung auf Mallorca nicht üblich war, Schränke zu benutzen. Ihre Sachen bewahrten die Menschen damals eher in Truhen auf. Zum anderen, weil dieser Schrank seit rund 700 Jahren im Kloster Santa Clara in Palma de Mallorca stand - und noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt wurde.

Es gibt noch mehr zu sehen

Der Rundgang beginnt mit einer cleveren Idee. Statt dem Besucher gleich zu Anfang Möbel oder andere Alltagsgegenstände vorzusetzen, geht es zunächst in den ersten Stock des Museums, wo sich die Dauerausstellung befindet. Vor den Gemälden und archäologischen Ausstellungsstücken hat man einfache Holzrahmen angebracht, die den Blick auf ein oder mehrere Details des Kunstwerks lenken. Kurze Erklärtexte erläutern Aspekte des Alltags, die dargestellt werden. Etwa die Dekoration der Wände mit Stofftüchern, die Sitzgelegenheiten für Würdenträger oder die verschiedenartigen Schuhe.

Von dort geht es in den dritten Stock des Museums. In zwei Räumen sind hier Gegenstände aus dem religiösen und gesellschaftlichen Alltag ausgestellt. So sind Schmuckkästchen und Gürtelschnallen, Kochtöpfe und Fliesen zu sehen, aber auch Priestergewänder und ein religiöses Gesangsbuch - das älteste bekannte Buch, in dem der berühmte Sibyllengesang notiert ist. Zu den Highlights in diesen Räumen gehört auch ein in Nürnberg gefertigter Kronleuchter aus dem 16. Jahrhundert. Die Gegenstände stammen sowohl aus privaten als auch aus öffentlichen und kirchlichen Sammlungen - unter anderem dem Museu de Pollença, der Kirche Santa Eulàlia und dem Kloster La Real.

Von dort geht es mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss. Hier steht unter anderem der antike Schrank aus dem Kloster. Mit dem Zusammengetragenen wird der Wohnraum eines wohlhabenden Haushaltes nachgestellt. Eine Mischung aus Ess- und Wohnzimmer. Die hellen Stücke in dem Raum sind klar erkennbar Reproduktionen. „Wir haben Möbel nachgebaut, von denen wir wissen, dass sie existierten, aber von denen kein Exemplar mehr erhalten ist", heißt es im Saaltext.

Zum Abschluss gibt es noch einen Film zu sehen. Als ob sie beweisen wollten, dass alles, was zuvor gezeigt wurde, auch seine Richtigkeit hat, haben die Ausstellungsmacher Ausschnitte aus historischen Filmen zusammengeschnitten, die ähnliche Möbel und Inneneinrichtungen zeigen. Zu sehen sind etwa Szenen aus Kenneth Branaghs „Henry V", Luc Bessons „Johanna von Orleans" und Ingmar Bergmans „Die Jungfrauenquelle".

An Erfolge anknüpfen

Die Ausstellung ist eine Art Fortsetzung. Vor zehn Jahren wurden in der Misericòrdia in Palma antike Möbel aus dem 13. bis 20. Jahrhundert gezeigt. Damals kuratierte die ­Restaurateurin Kika Coll und gestaltete auch den Katalog. In der soeben beendeten Legislaturperiode war sie die oberste Denkmalschützerin des Inselrats. „Die Schau vor zehn Jahren war ein Rundumschlag über die Geschichte der Möbel und der damit verbundenen Berufsgruppen auf Mallorca", erklärt Coll.

Das Vorhaben sei damals ein Erfolg ­gewesen, auch der seinerzeit aufwendig mit wissenschaftlichen Aufsätzen ergänzte Katalog sei in Antiquariaten begehrt. „Mir war klar, dass ich in dieser Legislatur­periode etwas Ähnliches zu diesem Thema machen wollte", sagt Coll. „Wir haben uns ­entschieden, die Ausstellung von vor zehn Jahren zu vertiefen, indem wir stärker in die ­einzelnen Epochen eintauchen. Also haben wir chronologisch mit den Möbeln der Gotik angefangen."

Und hier kommt der Haken

Bleibt nur noch eine Sache, die verwundert. Die Ausstellung ist ausschließlich auf Katalanisch betextet. Das ist besonders bedauerlich, da die neue Direktorin des Museu de Mallorca, Maria Gràcia Salvà, bei ihrem Amtsantritt angekündigt hatte, das Haus bei Urlaubern bekannter machen zu wollen. Auf Nachfrage der MZ erklärt Salvà, die Schau sei nicht von ihr konzipiert worden, sondern von Mitarbeitern des Kulturressorts des Inselrats. Ihr sei dieser Umstand aber auch schon aufgefallen, und sie werde beantragen, dass die katalanischsprachigen Schilder um Erklärungs­zettel in anderen Sprachen ergänzt werden. Alle Projekte, die von ihr selbst fortan kuratiert werden, würden dreisprachig gestaltet sein, versprach sie zudem.

Sie sollte Wort halten. Denn die Ausstellung, wenngleich nicht sehr umfangreich, bietet einen interessanten Ausflug in die Insel vor ein paar Jahrhunderten. Das erst vor drei Jahren wieder eröffnete Museu de Mallorca ist ein ausgezeichneter Ort für Initiativen dieser Art, gerade wenn sie - wie im ersten Teil des Rückblicks auf den Alltag der Mallorquiner - die existierenden Exponate einbeziehen. Es wäre, so wichtig der Schutz und die Förderung des Katalanischen ist, wünschenswert, wenn man auch noch ein paar Urlauber an dieser Ausstellung teilhaben lassen könnte, die der Sprache nicht mächtig sind. So viel Mühe könnte man sich machen.