Dass die Insel Dragonera vor Bebauung bewahrt blieb und 1995 zum Naturpark erklärt wurde, ist jahrelangen und hartnäckigen Protesten von Umweltschützern und der Bevölkerung zu verdanken. Heute kann die Insel auf vier Routen erkundet werden. Die schönste und eindrucksvollste von ihnen führt auf den Puig des Far Vell, auch Na Pòpia genannt. Der Gipfel, der sich wie ein Drachenkopf erhebt, ist bei der Anfahrt mit der „Crucero Margarita" sehr schön zu sehen. Beim Naturhafen der Bucht Es Lledó, in dem die Barkasse anlegt, befindet sich das Centre d'Informació des Naturparks. Ein Besuch der Ausstellung mit einer umfangreichen Illustration der Geschichte, Flora und Fauna Dragoneras ist empfehlenswert. Danach kann die Wandertour beginnen.

Gleich nach dem Infozentrum verweisen die Schilder „Far de Llebeig, Nr. 3" und „Far Vell, Nr. 4" nach links auf einen breiten Weg. Der Wanderer passiert zunächst das Haus Cas Garriguer und gelangt dann zu einem Abzweig, bei dem er rechts der Beschilderung „Far Vell, Nr. 4" folgt. Der anschließende Karrenweg schlängelt sich entlang einer Trockensteinmauer in Serpentinen leicht ansteigend nach oben. An einer der Kehren wird die Steinhütte Es Tancat erreicht, bei der sich eine Zisterne, Steinbänke und ein Tisch befinden.

Weiter geht es auf der breiten Piste in Kurven nicht allzu steil aufwärts. Zahlreiche endemische Dragonera-Eidechsen huschen knapp vor den Füßen des Wanderers ins Gestrüpp. Die samtene Haut der schnellen Tierchen variiert zwischen Grün, Blau und Braun. Es ist strengstens verboten, die Eidechsen zu füttern.

Schließlich wird nach einem Schild „Mirador des Coll Roig" rund 25 Minuten nach Tourstart der Sattel Es Coll Roig mit seinem Aussichtspunkt erreicht. Hier hat man aus fast 100 Metern zum ersten Mal einen fantastischen Ausblick auf die westliche Meeresseite Dragoneras. Links oben ragt die gewaltige Felsnase des Puig des Far Vell in den Himmel.

Der Camí dels Faroners, der Weg der Leuchtturmwärter, schraubt sich nun weiter in Serpentinen und langen Geraden unterhalb der Ostwand des Na Pòpia nur mäßig steil aufwärts. Rosmarin und wilder Thymian verströmen ihren aromatischen Duft. Im Gelände und auf Felsbrocken sitzen lärmend Korallen- und Silbermöwen sowie Sturmtaucher. Es ist ein faszinierendes Schauspiel, die Vögel bei ihren pfeilschnellen Flugmanövern zu beobachten.

Beim im Sommer schweißtreibenden Aufstieg sollte man immer wieder kurze Pausen einlegen und dabei die spektakuläre Aussicht genießen. Das Meer präsentiert sich mal in sanftem Smaragdgrün, dann wirkt es wieder wie ein tiefblauer Teppich. Imposant ist auch der Ausblick auf Sant Elm und die Gipfel Puig d'en Farineta, Puig de ses Fel·les und den Puntal des Forn.

Rund eine Stunde nach dem Coll Roig sind endlich die letzte Serpentine und kurz darauf die Gebäudereste der 1851 errichteten Leuchtturmanlage erreicht. Die Ruinen dürfen nicht betreten werden. Zugänglich ist jedoch eine Aussichtsplattform. Von hier reicht der spektakuläre Ausblick über die Küstengebiete von Estellencs und

Banyalbufar bis hin zur Küste von Sa Costera und zur Cala Tuent. Auch die Berge Mola de s' Esclop, der Puig de Galatzó, Na Bauçana und die Serra de Garrafa sind zu erkennen. Direkt gegenüber sind das ehemalige Trappistenkloster La Trapa und die Steilklippe Punta Fabioler zu sehen. Unterhalb von La Trapa befindet sich die Cala en Basset.

Dragonera und die Cala en Basset sind untrennbar mit dem Namen Juan Flexas Pujol (Andratx, 1891-1980) verbunden. Flexas war von 1941 bis 1974 der Besitzer von Dragonera und verkaufte die Insel an ein Unternehmen, das einen Hotelkomplex der Luxusklasse, ein Kasino und einen Sporthafen errichten wollte. Flexas war über Jahrzehnte aber auch der bedeutendste Schmuggler in der Gegend. Ihm wurde die zweifelhafte Ehre zuteil, in Anlehnung an Juan March, den größten Schmuggler im Mittelmeerraum, mit dem Beinamen „En March d'Andratx" bedacht zu werden. Auch der Bankier Juan March höchstselbst war in den 30er-Jahren Eigentümer von Dragonera.

Flexas war Besitzer mehrerer Bergfincas und Sägewerke. Mit einer großen Flotte schmuggelte er von der Cala en Basset Tabak, Kaffee, Zucker, Arzneien, Alkohol und Bauholz nach Valencia und Katalonien. Der Umfang des Schwarzhandels auf Dragonera ist daran zu sehen, dass es 42 versteckt liegende Plätze zum Lagern von Schieberware gegeben hat.

Bei der Aussichtsplattform kann man links entlang einer Hausmauer auf flachem Fels etwa fünf Meter zur Westseite des Leuchtturms aufsteigen. Dort ist der Blick auf das 352 Meter tiefer liegende Meer atemberaubend. Segelboote und Motoryachten, die vor der Insel kreuzen oder ankern, scheinen von hier oben gesehen auf das Format von Streichholzschachteln geschrumpft zu sein.

Runter geht es auf den vielen Serpentinen dann etwas schneller. Sehnsüchtig hat man beim Abstieg den Hafen Es Lledó vor Augen. Dort angelangt, ist es das reinste Vergnügen, in das glasklare Wasser der Bucht zu springen und sich abzukühlen.

Wegstrecke: 8,5 km (hin und zurück)

Nettogehzeit: rund 2 Std. 45 Min.

Höhenunterschied: 352 m

Schwierigkeitsgrad: **

Anfahrt von Palma:

Auf der Ma-1 nach Andratx und dort auf der Ma-1030 nach Sant Elm. Abfahrt der Barkasse „Crucero Margarita" zur Überfahrt nach Dragonera vom Bootsanleger in Sant Elm. Abfahrtszeiten und Reservierung: 639-61 75 45 und 629-60 66 14. Der Preis für die Hin- und Rückfahrt beträgt 13 Euro. Auf der Barkasse ist zudem eine Eintrittsgebühr für den Naturpark Dragonera von 1 Euro zu entrichten. Davon ausgenommen sind Kinder unter 14 Jahren und Rentner, am Samstag auch Residenten.

Tourencharakter: Leichte Wanderung auf breiten Wegen und steinigen Pfaden. Der Aufstieg ist nicht allzu steil, erfordert aber im Sommer gute Kondition. Rückweg auf der Hinroute. Öffnungszeiten des Infozentrums: April bis September: 10-17 Uhr, Oktober bis März: 10-15 Uhr. Hunde dürfen nicht mitgeführt werden.

Ausrüstung: Wanderstiefel, Sonnenschutz, Badesachen.

Einkehr: Lokale in Sant Elm.