Start der leichten Wanderung ist in Port de Sóller bei der Plaça Reis de Mallorca. Hier beginnt neben einem Pizza-Restaurant und einer Steintreppe die Straße Carrer Bélgica, die steil nach oben führt. Nach etwa 300 Metern verlässt man die Fahrbahn in einer Linkskurve und wandert geradeaus (Schrift „Torre Picada" an einem Metallpfosten) auf einer Asphaltpiste weiter. Diese führt in einigen Spitzkehren durch eine Terrassenlandschaft mit teils alten Ölbäumen und einigen finquitas sehr steil nach oben. Schließlich wird rund eine Viertelstunde nach Tourstart der Coll de s'Illa erreicht.

Der eher unscheinbare Sattel spielt in der Stadtchronik von Sóller eine herausragende Rolle. So sind am 11. Mai 1561 maurische Korsaren mit 22 Schiffen und 1.700 Mann an der unterhalb des Coll de s'Illa gelegenen Landspitze Punta Llarga und in der Bucht Ses Puntes an Land gegangen, um die Gemeinde Sóller zu überfallen und auszuplündern. Den sóllerics gelang es jedoch, die Piraten in die Flucht zu schlagen.

Über 90 Jahre später ankerte im Januar 1652 der Sólleric Mateu Roger mit seiner llaüt, einem kleinen Segelboot, in der Bucht Ses Puntes. Er war von Barcelona über das Meer gesegelt und hatte sich dort zuvor mit der Schwarzen Pest infiziert. In der Folge verbreitete sich die Epidemie von Sóller über die gesamte Insel und forderte zahlreiche Menschenleben. Allein in Sóller waren 1.064 Opfer zu beklagen. Die ersten Toten waren tragischerweise der Wachmann auf dem Torre Picada und seine Familie. Erkrankte sóllerics mussten in Quarantäne auf die Insel s'Illeta, die auf der Wanderung mehrmals zu sehen ist.

Wache schieben

Vom Coll de s'Illa lohnt sich wegen der spektakulären Aussicht ein Abstecher zu dem Wachturm. Auf dem Sattel befindet sich ein verschlossenes Tor, das man auf ein paar Steinstufen und durch eine Öffnung umgehen kann. Hinter dem Tor beginnt dann geradeaus ein breiter Waldweg. Steinmännchen, die nach links und rechts auf Pfade verweisen, sind zu ignorieren. Der breite, ebene Weg führt durch einen schattigen Kiefernwald. Man bleibt immer auf dem Hauptweg und erreicht schließlich eine Kreuzung, bei der rechts (Schild „Torre") abzubiegen ist. Die steinige Piste führt dann leicht ansteigend zu einem Mauerdurchlass und danach zu dem Torre Picada, wobei die Gehzeit von dem Coll de s'Illa rund zehn Minuten betragen hat.

Die Aussicht von dem zwischen 1614 und 1622 zum Schutz vor Piratenüberfällen errichteten Wachturm ist exzellent. Rechts von dem Torre sind die Landspitze Punta Llarga, die kleine Insel s'Illeta und der Höhenküstenweg Costera Petit, auf dem man später noch wandern wird, besonders schön zu sehen.

Links von dem nicht zugänglichen Turm gelangt man auf einem Pfad nach etwa 20 Metern zu einer Abbruchkante der Steilklippen Punta de sa Gavina und Morro des Vent. Hier bietet sich, 161 Meter über dem Meer, eine traumhafte Aussicht. Der Blick schweift von dem gegenüberliegenden Leuchtturm Far des Cap Gros bis hin zur Talaia Vella bei Valldemossa. Auch die Gipfel Sa Galera, der es Caragolí und Puig Gros bei Deià sind zu erkennen.

Getoppt wird der Fernblick noch durch den Blick auf die Gebirgsketten und Berge rund um Sóller: die Serra d' Alfàbia, der Cornador Gran und Cornador Petit, der l'Ofre, die Serra de Son Torrella, der Penyal des Migdia und der Puig Major.

Anschließend begibt man sich in rund zehn Minuten zurück zur Steintreppe am Coll de s'Illa und biegt hinter dem Tor links auf eine Apshaltpiste ab. Diese verläuft zunächst aufwärts, dann folgt ein längerer ebener Abschnitt, der bei den Häusern Ca'n Cases Noves in einen breiten Karrenweg übergeht. Nun präsentiert sich die wilde Schönheit der Costera Petita, wie dieser Küstenabschnitt genannt wird, in seiner ganzen Pracht: Da ist einmal die Insel s'Illeta, die sich nur einen Steinwurf entfernt vom Land befindet und die heute ein Vogelschutzgebiet ist. Auf dem 31.000 Quadratmeter großen und bis zu 93 Meter hohen Eiland befanden sich noch Mitte des 19. Jahrhunderts 13 bewohnte kleine Häuser.

Dann sind dann noch die senkrecht abfallenden Klippen, der Berg Puig de Bàlitx und der Penyal Bernat de s'Illeta, eine einzeln stehende Zinne mit der Form eines Fingers, die sich einst von dem Puig de Bàlitx abgespalten hat.

Die breite Piste steigt dann in einigen Kehren relativ steil an. Schließlich sind rund 25 Minuten nach dem Coll de I'Illa das Anwesen Es Sementeret und wenige Schritte weiter die Possessió Ca'n Joan de sa Dida erreicht. Es folgen sogleich die Cases ses ­Bales, bei denen eine Zisterne mit einem kleinen Kuppeldach auffällt.

Felsen und Terrassen

Weiter geht es auf dem Karrenweg, der in einigen Kehren durch eine Terrassenlandschaft mit Ölbäumen und unterhalb der Felswände des Puig de Bàlitx nur mäßig ansteigt. Der Wanderer passiert das Eingangstor des Anwesens Ca'n Bardi und bleibt dort geradeaus auf der Hauptpiste. Rund zehn Minuten nach Es Sementeret wird dann die Finca s'Illeta erreicht, bei der sich ein geschlossenes Eisentor befindet.

Jetzt sollte der Wanderer sich im Sommer wieder auf den Rückweg zum Coll de s'Illa und nach Port de Sóller zu dem Carrer Bélgica machen. Von dieser Straße erreicht er auf der Avinguda 11 de Maig und dem Carrer Antoni Montis das Meer und den Strand Platja des Tráves, wo er sich in die abkühlenden Fluten stürzen kann.

Wegstrecke: 8 km (hin und zurück)

Nettogehzeit: rund 2 Std. 10 Min.

Höhenunterschied: 200 m

Schwierigkeitsgrad: **

Anfahrt von Palma: Auf der Ma-11 nach Port de Sóller und dort durch den Tunnel sa Mola. Nach dem Tunnelausgang bei einem großen Kreisel rechts in die zweite Straße abbiegen. Nach etwa 20 Metern biegt man dann rechts ab und erreicht sogleich die Plaça Reis de Mallorca, bei der es auch Parkplätze gibt.

Tourencharakter: Leichte Wanderung auf Asphalt, breiten Wegen und Pfaden.

Ausrüstung: Leichte Wanderschuhe, Wasser, Sonnenschutz und im Sommer Badesachen.

Einkehr: Lokale in Port de Sóller.