Krank schauen sie aus, die Mandelbäume auf den Plantagen auf Mallorca im September. Da sind zum einen die herbstlich verfärbten Blätter und spärliche Mandeln zu sehen, aber auch Zweige mit Symptomen des Feuerbakteriums. Um der Bakterie und ihrem Überträger auf die Spur zu kommen, brachte man auf der Insel verschiedene Projekte auf den Weg, unter anderem mit Geldern der EU und der Tourismussteuer. Alle Arbeitsgruppen sind eng vernetzt.

Zuständig für die DNA-Untersuchungen ist das Laboratori Oficial de Sanitat Vegetal de les Illes Balears (LOSVIB) unter Leitung des Agraringenieurs Diego Olmo mit Sitz in Sa Granja in Palma de Mallorca. Dort beginnt der Rundgang durch das Forschungszentrum in einer Garage, in der sich Pflanzenproben stapeln. „Für die DNA-Analysen brauchen wir nur winzige Mengen Pflanzenmaterial, wie beispielsweise eine Blattader", sagt Olmo, der aus Valencia stammt und über Pilzkrankheiten des Mandelbaums promoviert hat, bevor das Feuerbakterium die Tagesordnung bestimmte. Jetzt beschäftigt er sich ausschließlich mit dem Erreger und den Insekten, die sie übertragen.

Außerhalb des Hauptgebäudes werden die Pflanzenproben ausgepackt, damit kein Schmutz in das Labor dringt. Und katalogisiert: „Wichtig sind unter anderem die Koordinaten des Pflanzenstandorts", sagt Olmo.

Die Bakterie

Danach steht das Labor zur Besichtigung an. Dort werden zunächst die Blattadern maschinell zerkleinert und mit einer ph-neutralen Flüssigkeit zuerst in Mikroröhrchen verschlossen, danach in Boxen aufbewahrt. Sind Letztere gefüllt, schiebt man sie wie eine Videokassette in einen Rechner. Von da an dauert es etwa eineinhalb Stunden, bis am Bildschirm die Resultate zu sehen sind. Führt die Kurve nach oben, ist der DNA-Test positiv. Das heißt, in dem Mikroröhrchen sind Pflanzenteile enthalten, die von der Bakterie infiziert sind. Etwa 100 Boxen werden täglich im Labor analysiert.

Die Gentests geben zudem Auskunft über die Unterarten der Xylella fastidiosa. Auf den Balearen kommen folgende Subspezies vor: Die Xylella fastidiosa fastidiosa sowie die Xylella multiplex, die auf Mallorca insbesondere Mandelbäume und Rebstöcke befällt. „Auf Ibiza, in Italien und auf dem amerikanischen Kontinent wütet die Xylella pauka", sagt der Agraringenieur. Auf US-amerikanischen Plantagen wären vielfach die Zitrusbäume befallen. Die multiplex-Variante hätte auf den Olivenhainen Mallorcas nicht so sehr gewütet, wie beispielsweise die pauka in Italien. Der Schaden dieser Subspezie in Apulien, wo sich riesige Olivenhaine befinden, wurde kürzlich mit 1,2 Milliarden Euro beziffert.

Der Überträger

Bevor ein neues Exemplar der winzigen Zikadenart Philaenus spumarius - sie ist zwischen fünf und sechs Millimeter lang - unter das Mikroskop kommt, wird die sterile weiße Unterlage ausgewechselt. Für den Gentest wird ein winziges Gewebestück von der Stelle benötigt, an der die Bakterie sitzt: in der Nähe der Mundhöhle. Denn hier verfügt das Insekt über einen Saugrüssel, mit dem es ins Holz beißt, sich vom Pflanzensaft ernährt, die Leitungsbahnen im sogenannten „Xylem" annagt und dabei den Krankheitserreger überträgt. In dem Leitgewebe des Stamms sowie in den Ästen, Zweigen, Blattstielen und Blättern seiner Wirtspflanze bildet die Xylella fastidiosa einen Biofilm, der den Fluss von Wasser und Nährstoffen dauerhaft behindert.

Die Verantwortlichen für die Schädlingsbekämpfung riefen bereits zur chemischen Bekämpfung dieses Insekts auf, bevor eindeutig gesichert war, dass die Wiesenschaumzikade für die Übertragung verantwortlich ist. Dies haben die DNA-Untersuchungen jetzt bestätigt, weil man bei vielen Exemplaren des Philaenus spumarius den Krankheitserreger nachweisen konnte. Zu klären ist künftig, wie die Ansteckung funktioniert: Ob zum Beispiel die Zikade das Feuerbakterium vom Mandelbaum auf die Rebstöcke und umgekehrt überträgt.

Experimente

Dazu sollen Pflanzenversuche Informationen liefern. Deshalb führt der Rundgang nun in die Schleuse eines rundum geschlossenen Gewächshauses, hier werden Schutzanzüge ausgeteilt. Im Hauptraum wachsen außer Oliven- und Mandelbäumen auch Weinstöcke und Gewächse, die in den Inselwäldern vorkommen. Wie das funktioniert, zeigt Olmo an der Blattachsel eines Rebstocks. An dieser Stelle wurde Flüssigkeit mit einer positiven DNA-Probe eingeimpft. Die Experten können nun verfolgen, wie lange es dauern wird, bis sich auf dem ersten Blatt gelbe Flecken zeigen und ab welchem Zeitpunkt die Leitungsbahnen blockiert sind und der Zweig verdorrt.

Die Plantagen

Auf dem Weg zurück zum Hauptgebäude von Sa Granja kommt Olmo auf den Zustand der Plantagen im Herbst zu sprechen. Man könne beobachten, dass Bäume gesünder sind, wenn im Frühjahr rechtzeitig das Gras unter den Bäumen gemäht worden ist. Dies unterbreche den Vermehrungszyklus des Insekts. Mit Vorliegen der DNA-Proben könne man jetzt vermehrt gegen die Ausbreitung vorgehen und Landwirten gesicherte Informationen liefern.

Diese alten Mandelbaumsorten gegen neue Hybriden auszutauschen, hält er jedoch für verfrüht. „Noch ist nicht sicher, ob Mandelbäume traditioneller Sorten anfälliger sind für die Krankheit als neue", meint der Ingenieur. Würde man neue Sorten nicht bewässern und im Frühjahr das Unkraut anstatt es zu mähen, dem Insekt überlasse, wären auch sie gegen die Bakterie nicht immun.

Analysen von Blättern oder Trieben sind mit einem Antrag (zum Download: Sol·licitud de Diagnòstic) bei Sanidad Vegetal, Carrer Eusebi Estada, 145, 07009 Palma de Mallorca abzugeben. Der Befall mehrerer Bäume muss in getrennten Zip-Tüten abgeliefert werden.