Meine Arme und Beine tun weh. Mit der Geschwindigkeit einer rheumaerkrankten Schildkröte schleiche ich mit den Skirollern auf dem Radweg von Ciutat Jardí entlang. Ein Lastwagen rollt auf der Straße vorbei. „Ánimo, tú puedes" (Kopf hoch, du schaffst das), ruft der Fahrer und trommelt mit der Hand auf die Tür. Das ist mein olympischer Moment. Der Zuspruch durch das Publikum gibt Kraft für den Schlussspurt.

Skirollern ist quasi die Sommerversion vom Langlauf. Manu Rullan, der früher Touren für Trailläufer anbot, betreibt nun die Firma Rollerski Mallorca. Im Winter ist er in einem Leistungszentrum in Katalonien für die Langlaufprofis zuständig, im Herbst - die Roller­ski-Saison auf Mallorca geht von September bis November - rollt er über die Insel. Die MZ hat eine Schnupperstunde bei ihm gebucht.

„Skirollern ähnelt dem Skaten", sagt der Mallorquiner. An dem etwa einen halben Meter langen Ski befindet sich an beiden Enden ein Rad. Es gibt diese Geräte in zwei Versionen. Eine mit einem speziellen Schuh, der wie beim normalen Skifahren auf eine Bindung geklickt wird, und eine andere, wo der Straßenschuh auf dem Ski befestigt wird. „Letztere ist für Anfänger besser geeignet, da es mehr Stabilität bringt", sagt Rullan.

Zwei lange Stöcke und ein Helm vervollständigen die Ausrüstung. Ohne große Einweisung geht es schon los. Im Stand sind die Skiroller stabiler als gedacht. Die Bindung ist so eingestellt, dass die Ferse auf das Hinterrad drückt und somit bremst. „Das ist der einzige wirkliche Unterschied zum Langlauf", sagt Rullan. „Denn dadurch kann man sich mit dem Füßen auch abstoßen. Ein normaler Ski würde im Schnee dann nach hinten rutschen."

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auf ebener Fläche Geschwindigkeit aufzunehmen. „Fang mit dem parallelen Schwung an", sagt Rullan. Dabei werden die Skier in Fahrtrichtung gestellt und mit den Stöcken angeschoben. Ich ramme die Spitzen in den Boden und bewege mich dennoch kaum vorwärts. „Du musst mehr in die Knie gehen und das Gewicht nach vorne verlagern", erklärt Rullan, „du bremst die ganze Zeit." Ich beherzige den Ratschlag und komme tatsächlich ins Rollen. „Der fährt ja Ski", sagt ein kleines spanisches Mädchen auf dem Fahrrad und macht große Augen. Ein Deutscher, der auf Skiern den Strand entlangrollt, erzeugt eine Menge Aufmerksamkeit.

Die zweite Möglichkeit, vorwärts zu kommen, ist, sich wie beim Inlineskaten mit den Füßen abzustoßen. „Skirollern ist ein Work-out für den ganzen Körper. Am meisten arbeiten die Arme und die Bauchmuskeln", sagt Rullan. Es ist ein anstrengender Sport. Schon nach kurzer Zeit geht mir die Puste aus. Das Skirollern ersetzt problemlos einen Tag im Fitnessstudio. Die Profis fahren mit den Skiern durch die Berge. „Vergangene Saison war das chinesische Olympia-Team bei mir im Training. Im Oktober kommt das norwegische Profi-Team Koteng."

Etwa nach 45 Minuten würden die meisten Anfänger das Rollern beherrschen, meint Rullan. Etwa 40 Euro kostet die Stunde samt Material (Infos unter rollerskimallorca.com). Nach vier bis sechs Stunden traut Rullan seinen Kunden zu, auch alleine über die Insel zu rollen. Die Leihe für die Ausrüstung kostet dann 16 Euro pro Tag. Als Strecke empfiehlt Rullan den Norden der Insel. „In Alcúdia und Pollença gibt es tolle Radwege und viele ruhige Nebenstraßen."

Zum Abschluss des MZ-Tests, der in Kürze auf mallorcazeitung.es als Video zu sehen sein wird, geht es noch einen kleinen Abhang hinunter. Mit mulmigem Gefühl stehe ich an der etwa fünf Meter hohen Schrägen. Zittrig fahre ich stark gebremst herab, doch ich bestehe die gefühlt schwarze Piste ohne einen Sturz.