Es gehört zu den Verlässlichkeiten des Lebens in Alaró, dass jeden Samstag vor der Kirche Pedro seine Pflanzen aufreiht. Er macht das seit 20 Jahren so, und weil ihn jeder auf dem Markt beim Vornamen nennt, weiß kaum wer, dass er mit Nachnamen Galmés heißt. Auch kümmert sich keiner darum, wie er es immer schafft, dass pünktlich um acht Uhr alles bereit ist: Die Setzlinge befinden sich in den grauen Stahlregalen, die Gewächse in Töpfen stehen nach Farben und Pflanzenfamilien sortiert auf dem Pflaster vor dem Hauptportal der Kirche.

Als die MZ ihn fragt, wie er das bewältigt, lehnt Galmés ein Gespräch ab, weil er sich um seine Kunden kümmern will. Er lädt jedoch zu einer Besichtigung seiner Gärtnerei ein, die sich einen Kilometer hinter der Rafa Nadal Academy bei Manacor befindet.

Hier erzählt der Mallorquiner, dass er samstags immer um sechs Uhr von zu Hause aufbricht, nachdem er schon zuvor seinen Lieferwagen beladen hat. Wenn er in Alaró ankommt, ist es sieben Uhr. Bis die ersten Besucher eintreffen, ist sein „Marktstand" auf dem Pflaster vor der Kirche eingerichtet. Ganz links steht bei den Kräutern ein Schild, auf dem fet nostro (von uns gemacht) zu lesen ist. Wer dies sieht, könnte meinen, dass der Gärtner zu Hause ein kleines Kräuterbeet besitzt und von dort den Markt beliefert.

Welch ein Irrtum! „Über 90 Prozent der Pflanzen, die wir auf den Märkten verkaufen, stammen aus eigener Produktion", sagt der 55-Jährige in einem seiner Gewächshäuser. Insgesamt ist die Gärtnerei gute 9.000 Quadratmeter groß. Doch verkauft wird nicht in Manacor, sondern auf insgesamt neun Wochenmärkten. Vier von ihnen besucht Pedro, fünf weitere sein Sohn Andreu.

„Gärtner, die ihre Ware selbst großziehen, werden auf der Insel immer seltener", sagt Galmés. Mit der Folge, dass fast alle Gärtnereien auf der Insel Händler seien, die über die Hälfte der Verkaufspreise einstreichen würden. Für ihn selbst lohne es sich, weil er preiswert produziere und mit wenig Unkosten verkaufe.

Für die Pflanzenzucht entschied sich Galmés, nachdem Ärzte bei ihm eine Allergie diagnostizierten: Seine Eltern waren Landwirte, doch während seiner Ausbildung stellte sich heraus, dass er den Staub, der beim Pflügen der Felder und beim Verfüttern der Körner aufwirbelt, nicht vertragen konnte. Und so kam es, dass er ein Gewächshaus nach dem anderen baute, Pflanzen in Töpfen züchtete und diese an die Besucher von Märkten verkaufte.

Setzlinge

Plantones für Gemüse gehören zum Standardprogramm auf den Märkten. Doch erst wenn sie ins Beet ausgepflanzt werden können, lädt Galmés sie in seinen Lieferwagen. In den Gewächshäusern sind jetzt Kohl, Römische Binde­salate, Karotten und anderes Winter­gemüse in verschiedenen Größen zu sehen. Hauptsaison für Setzlinge ist jedoch das Frühjahr, wenn Tomaten, Paprika und anderes Sommergemüse im Freien ausgesetzt werden.

Kräuter

Derzeit stehen nur noch zwei Reihen hohe Basilikumstauden im Gewächshaus, die Zeit der albahaca, wie das Basilikum auf Spanisch heißt, ist vorbei. Wie auch die des Korianders, beide sind Einjährige und werden erst im Frühjahr 2020 wieder neu ausgesät.

Zu den Mehrjährigen zählt der Thymian: „Die Aufzucht aus Samen ist bei dieser Pflanze am zuverlässigsten", sagt der Gärtner. Beim Lavendel dagegen bevorzugt er die Vermehrung durch Stecklinge. Kompliziert zeige sich der Rosmarin. Man könne ihn zwar mit zarten Zweigen großziehen, müsse dabei aber die Jahreszeit beachten. Leicht mit Ablegern zu vermehren wäre dagegen die Pfefferminze, drei Sorten hat er im Programm: Mentha sativa (Hierbabuena), Mentha piperita und die Rundblättrige Minze Mentha suaveolens.

Zierpflanzen

In einem der Gewächshäuser wachsen Hunderte von Pflanzen, die wie runde Polster aussehen. Bis Allerheiligen werden sie weiße und gelbe Margeritenblüten bilden. Bei der Vergabe von Nährstoffen und Wasser sei aber Vorsicht angesagt: Bekommen sie zuviel ab, fallen die Polster auseinander, erklärt Pedro Galmés.

Der Weihnachtsstern dagegen mag es dunkel. Die noch grünen kleinen Stauden füllen in zwei verschiedenen Größen komplett eine der Hallen in Manacor. Die Pflanzen werden ihre roten Scheinblüten erst bilden, wenn der Lichteinfall nicht mehr als zwölf Stunden pro Tag beträgt.

Für den Winter zieht man derzeit auch weiße, rosa und rote Alpenveilchen (Cylamen) in verschiedenen Größen und großer Stückzahl vor. Auf der Insel können sie auch bei kalten Temperaturen draußen bleiben.

Alle Töpfe sind mit einer Bewässerungs­anlage verbunden, Gießwasser und Nährstoffe programmiert ein Computer. Ein Kontrollgang erfolgt immer dann, wenn der Gärtner nach der Rückkehr nach Manacor den Lieferwagen ausgeladen, gegessen und seine Siesta gemacht hat.

Ist er schon einmal samstags zu Hause geblieben? „Im August gehen wir eine Woche nicht auf die mercados", sagt er. Auch, wenn es in Strömen regnet oder sehr kalt ist, bleibt er zu Hause. Wie einmal, als ihm berichtet wurde, dass auf der Plaça in Alaró zehn Zentimeter Schnee lagen.

Information

Familie Galmés auf dem Markt

Pedro Gálmes verkauft samstags in Alaró, dienstags in s'Alqueria Blanca, donnerstags in Calonge, freitags in Port de Alcúdia. Sohn Andreu montags in Manacor, dienstags in Porto Cristo, mittwochs in Coll d'en Rebassa, donnerstags in Ses Salines und samstags noch einmal in Manacor.