Die Wurzeln der Kiefern graben sich tief in die Erde ein. Erst das ermöglicht dieser sogenannten Pionierpflanze, dass sich Stämme mit ­einer Höhe von über 30 Metern und Kronen bilden, die im Alter an überdimensionale Schirme erinnern. Doch das Wurzelwerk sorgt nicht nur dafür, dass die Baumstatik stimmt, es verhindert auch, dass der Wind trockene Erde wegweht oder diese nach und nach ­wegbröckelt. Häufig bildet sich zwischen den Wurzelsträngen der Kiefern ein Myzelgeflecht. Aus diesem wachsen im Herbst die Frucht­körper einer begehrten Pilzart: die Weinroten Kiefern-Reizker (Lactarius ­sanguifluus bot., ­esclata-sang kat.).

Doch die Kiefer kann noch mehr. Als Pionierpflanze ist sie in der Lage, Böden zu begrünen. Dass sie im gesamten Mittelmeergebiet anzutreffen ist, heißt nicht unbedingt, dass sie die kalkhaltigen, nährstoffarmen Böden für ihr Wachstum unbedingt braucht, sondern dass sie der Konkurrenz in dieser Klimazone und bei den vorzufindenden Bodenverhältnissen einfach überlegen ist oder sie zu verdrängen vermag. Rund ums Mittelmeer findet man allerorts die wild wachsende Aleppo-Kiefer. Meist in Küstennähe - auf Mallorca begegnet man ihr fast überall bis zu Höhen von etwa 1.300 Metern.

Hommage an den nahen Osten

Im Deutschen nennt man diese Kiefern auch Föhren, ihr botanischer Name lautet Pinus halepensis; „halep" ist der arabische Name für die Stadt in Nordwesten Syriens, die im Türkischen Aleppo genannt wird. Ihren Namen erhielt der Baum vom britischen Botaniker Philip Miller im 19. Jahrhundert. „Im Englischen nennt man die Kiefer allerdings nicht nur ,Aleppo pine', sondern auch ,Jerusalem pine'", erklärt Joshua Borra, Botaniker an der Balearen-Universität (UIB).

Im Spanischen wird diese Kiefer pino ­carrasco genannt, was übersetzt Latschen­kiefer heißt. Die katalanische Bezeichnung pi blanc geht wohl auf die Tatsache zurück, dass junge Bäume eine weißliche Rinde haben. Im ­Alter verfärbt sich die Borke dann graubraun bis ­rötlich.

Nadeln, Blüten, Zapfen

Die Nadeln sind etwa einen Millimeter dick und sechs bis 15 Zentimeter lang, sie wachsen in Zweierformationen am Ende kurzer Zweige. Zwischen ihnen entwickeln sich männliche und weibliche Blüten am selben Baum. Die männlichen sind etwa einen Zentimeter lang, hellbraun, länglich und von glänzenden Schuppen umschlossen. Sie sitzen in Gruppen in den unteren Bereichen der Bäume beieinander. Anfang April klappen diese Schuppen weg, die Pollen werden vom Wind mitgenommen, bilden Wolken und können dann die ­Nasen von Allergikern quälen. Da alle Kiefern sich gleichzeitig zu dieser sexuellen Vermehrung entschließen, ist die Umgebung dann von gelbem Puder bedeckt.

Die weiblichen Blüten sind etwas kleiner und sitzen zu zweit oder zu dritt am Ast, sehen von der Form her Himbeeren ähnlich und sind rosaviolett. Meist sitzen sie in den oberen Bereichen des Baumes. Haben die Pollenwolken die weiblichen Blüten erreicht, bleiben sie dank einer klebrigen Masse hängen und befruchten die Mutterzellen.

Danach bilden sich Sammelfrüchte, die man Zapfen nennt. Sie hängen an einem mehr oder weniger dicken Stiel am Ast. Die Zapfen reifen erst im Sommer des Folgejahres, können aber jahrelang am Baum hängen bleiben. Wenn sich die Zapfen öffnen, sind die Samen mit einem Flügel ausgestattet und können mithilfe des Windes große Distanzen zurücklegen. Nach einem Brand haben die Kiefern im Gegensatz zu Steineichen nicht die Fähigkeit, sich selbst zu regenerieren, und es muss aufgeforstet werden.

Die echte Pinie

Eine Berühmtheit unter den Kiefernarten ist die Echte Kiefer (Pinus pinea bot., pino piñonero span., pi pinyer kat.), die im Deutschen Echte Pinie genannt wird. Die Baumriesen können bis zu 25 Meter hoch werden und stattliche Kronen bilden. Zu sehen sind die Echten ­Pinien auf der Insel im Klostergarten von Lluc, im Garten von Raixa und in den Jardins d'Alfabi. Erst im Alter zwischen 15 und 20 Jahren ­findet die Befruchtung durch die männlichen und weiblichen Blüten statt. Und erst drei ­Jahre danach bildet sich die Zapfenfrucht, was den hohen Preis der Pinienkerne erklärt, vor allem dann, wenn sie aus biologischem ­Anbau stammen.

Zeit für die Vorbeugung

Tritt der Prozessionsspinner (Thaumetopoea ­pityocampa bot., procesionaria del pino span., cuc de pi kat.) in den Wäldern auf, bekämpft das Landwirtschaftsministerium unter Protesten der Umweltgruppen die Raupen aus der Luft, und zwar meist dort, wo die im Sommer befestigten Macho-Fallen erfolglos waren. Weil viele Urbanisationen dort errichtet worden sind, wo einst Kiefernwälder die Landschaft prägten und nur vereinzelte Exemplare als Zierbäume stehen blieben, belästigen dort die haarigen Tiere Mensch und Tier.

„Im Oktober beginnt die Bildung der Nester: Noch sind sie winzig, aber man kann sie mit bloßem Auge sehen", sagt Paco Sancho. Mit den Mitarbeitern von Greensalut führt er seit gut zehn Jahren an den Stämmen Endotherapie durch. Die vorbeugende Maßnahme am befallenen Baum muss im Oktober nach den ersten Regenfällen und im November durchgeführt werden. Sie verhindert, dass sich Raupen entwickeln können. Dazu wird mit Luftdruck und mithilfe der aufsteigenden Baumsäfte eine ­Lösung aus Wasser und Insektizid durch den Stamm zur Krone gepumpt.

Die Dosis des Schädlingsbekämpfungsmittels ist laut Paco Sancho minimal. Es nähmen ausschließlich diejenigen Tiere Schaden, die sich von den Pflanzenteilen ernähren.

„Bienen sind ohnehin nicht spezialisiert auf Kiefern. Auch Vögel und Kleingetier nehmen keinen Schaden, da das Insektizid im Innern des Baumes gefangen ist", so Patricio Pujol von der Gartenfirma Pujol. Behandelt werden auch die eher seltenere Kanarische Kiefer ­(Pinus canariensis bot., pino canario span., pi canari kat.). Aber auch die Echte Pinie.

Bisher hat Sancho die Kiefern nur alle zwei Jahre behandelt. Weil in den vergangenen zwei Jahren die Sommer sehr heiß war, empfiehlt er nun, pinos jedes Jahr zu behandeln.

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