Start der mittelschweren Wanderung ist bei dem Centre Sanitari, das sich links vor dem Hauptgebäude des Santuari de Lluc befindet. Bei dem Gesundheitszentrum der Gemeinde Escorca beginnt eine Asphaltpiste, die leicht abwärts verläuft. Bald ist links etwas oberhalb ein großes, steinernes Gebilde zu sehen, das in Jahrmillionen durch Erosion entstanden ist. Mit einiger Fantasie ist darin ein Kamel zu erkennen. Das hier vorhandene steinerne Exemplar des Wüstentieres ist wesentlich besser zu sehen als das bekanntere „Es Camell", das sich östlich des Klosters Lluc befindet.

Auf der schmalen Fahrbahn wird dann ein Tor mit einer Pforte erreicht. Ein mehrsprachiges Schild weist darauf hin, dass diese Wanderung nur an Sonntagen unternommen werden kann, weil es sich um „Privatgebiet" handele. Es wird zudem darum gebeten, keinen Lärm zu machen, keinen Müll zu hinterlassen und den Hauptweg nicht zu verlassen. Auf Katalanisch und Spanisch wird das Radfahren und Mitführen von Hunden untersagt, während in der deutschen Fassung beides als „erlaubt" bezeichnet wird. Dies mag ein Übersetzungsfehler sein, man sollte also von der katalanischen und spanischen Fassung ausgehen, wonach das Radfahren und Mitführen von Hunden verboten ist.

Der breite Wirtschaftsweg verläuft dann in Kehren abwärts, wobei die längeren Geraden der Piste mehrmals auf teils gestuften Pfaden abgekürzt werden können. Dabei ist immer wieder ein famoser Blick auf den Tausender Puig Roig und den 922 Meter hohen Puig Caragoler de Feminia möglich. Schließlich wird rund 25 Minuten nach Tourstart das Eingangstor der Possessió Albarca erreicht.

Bei diesem Anwesen fällt ein hoher Wehrturm auf. Errichtet wurde er Ende des 16. Jahrhunderts, nachdem der Gutshof mehrmals von Piraten überfallen worden war. Die folgenreichste Attacke ereignete sich 1569, als 300 Korsaren an der Cala de sa Calobra landeten und anschließend Albarca überfielen, den Lagerbestand plünderten, wertvolle Möbel und Schmuck raubten und 13 Bewohner verschleppten.

Weiter geht es auf der Asphaltpiste durch das traumhaft gelegene Tal Clot d'Albarca. Auf den Feldern befinden sich einige Olivenhaine mit fantastischen Exemplaren von uralten Ölbäumen. Rund 20 Minuten nach Albarca sind dann die Anwesen Son Llobera, Ca'n Pontico und Ca'n Pep erreicht. Etwa 20 Meter nach dem letzten Gebäude überquert man auf einer Steinbrücke den Torrent de Lluc und biegt dann links ab.

Eine breite Karrenpiste führt nun durch ein weiteres Tal. Der Wanderer passiert das schmucke Häuschen Ca s'Escrivà, an dem sich eine Sonnenuhr befindet, und danach das Eingangstor des Anwesens Sa Plana. Man bleibt immer auf dem Hauptweg und kann auf der linken Seite den Blick auf die Tausender Puig de la Crianza d'Alt, Puig d'en Galileu und Es Frontó de sa Mola auskosten. Auf der rechten Seite türmen sich bizarre Steilwände auf, die zu den Marges de Ca'n Pontico und dem bis zu 960 Meter hohen Gebirgszug Tossa de Na Martina (das Gebiet der Martina) gehören.

Die breite Piste beginnt dann in einigen Kehren und längeren Geraden nicht allzu steil anzusteigen. Rund 50 Minuten nach dem Anwesen Ca'n Pep ist dann das Eingangstor von Es Cosconar erreicht. Hier befindet sich ein ebensolches Schild wie bei dem Tor in der Nähe des Santuari de Lluc. Man passiert nun das Tor rechts über Stufen und gelangt nach einem Aufstieg von rund 25 Minuten zur Possessió Es Cosconar. Das Anwesen wurde direkt in und außerhalb einer großen Naturhöhle errichtet und zählt zu den skurrilsten Bauwerken Mallorcas. Sitzbänke vor dem Haupthaus laden zu einer Rast ein. Dabei ist die famose Aussicht auf den Puig Major, die Zinne Pa de Figa, auch El Paredón genannt, und das Hochtal Vall de Son Torrella zu genießen. Auch die Tausender Morro d'en Pelut und Puig de ses Vinyes, der Gebirgszug Serra des Teixos und der Puig de Massanella sind zu sehen.

Von Es Cosconar verläuft die breite Piste dann leicht abwärts. Nach etwa 150 Metern ignoriert man rechts einen Pfad, auf dem man auf der klassischen Wanderung „La Volta al Puig Roig" zum Pas d'en Sagarra gelangt. Geradeaus führt die heutige Route in einigen Kehren weiter Richtung Meer. Man kommt an der Quelle Font des Poll vorbei und erreicht dann das Quarter de Carabiners. Die Gehzeit von Es Cosconar hat rund 20 Minuten betragen.

Der erste Posten der Küstenwacht ist schon 1829 an dieser Stelle errichtet worden, um den Schmuggel an Mallorcas Nordwestküste zu unterbinden. Die heutige Kaserne wurde dann 1924 mit Geldern des Bankiers Joan March Ordinas erbaut. Dies entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, denn March war jahrzehntelang der größte Schmuggler Spaniens. Er wurde dadurch so reich, dass er sich allein an der Nordwestküste der Insel die Anwesen Albarca, Ca'n Pontico, Es Cosconar, Mossa und Ternelles kaufen konnte.

Heute steht die aufwendig restaurierte Kaserne, in der während des Spanischen Bürgerkriegs auch die Guardia Civil stationiert war, unter Denkmalschutz. Von hier hat der Wanderer einen exzellenten Ausblick auf die zerklüftete Marina de Lluc und die imposante Westwand des Puig Roig. Erst von dort ist zu erkennen, dass der Tausender vom Meer wirklich nur einen Steinwurf weit entfernt liegt.

Der Rückweg ist dann zwar lang, aber keineswegs langweilig. Man kann sich nun an einem prächtigen Farbenspektakel erfreuen, da die Sonne jetzt die Felswände der Tossa de Na Martina und des Puig Tomir in verschiedene Rottöne taucht.

Wegstrecke: 18 km (hin und zurück)

Nettogehzeit: Rund 4 Std. 30 Min.

Höhenunterschied: 150 m

Schwierigkeitsgrad: ***

Anfahrt von Palma: Von dem Bahnhof an der Plaça d' Espanya mit dem Zug nach Inca, dort mit dem Bus L 330 zum Kloster Lluc. Abfahrtszeiten: tib.caib.es

Tourencharakter: Technisch leichte,wegen der Länge aber mittelschwere Tour mit langen Aufstiegen. Die Tour kann nur sonntags gemacht werden.

Ausrüstung: Wanderstiefel, Wasser, Proviant

Einkehr: Restaurant Sa Font Coberta direkt am Parkplatz des Klosters Lluc. Öffnungszeiten: 9 bis 23 Uhr, kein Ruhetag. Das Restaurant hat auch am Sonntag, den 5.1.2020, geöffnet. Tel.: 971-51 70 29.

Karte: Serra de Tramuntana Nord 1, Editorial Alpina, 1:25.000

* Spaziergang ** leichte Tour *** mittelschwer **** anspruchsvoll ***** sehr schwierig