Beim Betreten des Gewächshauses in Manacor im Südosten von Mallorca ziehen dem Besucher intensive Duftwolken nach frischen Kräutern in die Nase. Wenn hier die langen Tische gedeckt werden, ist das für die Adrovers Plan B. Hier wird getafelt, wenn das Wetter plötzlich umschlägt und das Event von draußen nach drinnen verlegt werden muss. „Kürzlich fing es um elf Uhr an zu schütten. Wir bauten draußen sofort alles ab und in der Halle wieder auf, und um zwei konnte pünktlich gegessen werden", berichtet Maties Adrover (48). Das Gewächshaus liegt vis-à-vis von seiner Obstplantage.

Gemeinsam mit seiner Nichte Marina Adrover (25) organisiert er unter dem Firmenlogo „Terragust" Essen im Freien. Gekocht wird in einer Restaurantküche in der Nähe, die Gerichte lädt man in den Foodtruck, von dort aus wird serviert. Marina Adrover kümmert sich um die Medien, über die sie alle Altersgruppen aber auch junge Interessenten ansprechen will. Gestern fand hier eine Überraschungsparty statt, Reste von Konfetti liegen noch verstreut am Boden. Im Winter reservieren Gruppen, von Februar bis Oktober gibt es die Möglichkeit der Einzelanmeldungen per Internet, 15 Gäste reichen für ein Event, maximal sind es 30 Teilnehmer.

Die Wiedererkennung

„Wer vor Ort in den Genuss unserer Produkte gekommen ist, soll auch weiterhin unser Kunde bleiben", sagt Maties Adrover. Denn „Terragust" ist nur eines der Projekte von „Terracor", einer Agrargemeinschaft, an der fünf Landwirte von der Insel beteiligt sind, die dreizehn Fincas mit 300 Hektar Land besitzen, auf denen sie 168 Sorten anbauen.

Nicht immer sieht der Käufer den Lebensmitteln an, woher sie kommen. Zwar könnten Aufkleber oder Verpackungen aus Plastik einen Herkunftsnachweis erbringen, wie bei der legendären einzeln plastifizierten Gurke. Doch das kommt für die Adrovers nicht infrage: viel zu teuer und viel zu viel umweltschädlicher Müll.

Deshalb sucht die Agrargemeinschaft nach Wegen, dass das Obst und Gemüse zu einer Marke wird, ohne dass dabei aufwendiges Verpackungsmaterial ins Spiel kommt. Vorbildlich ist dies dem Unternehmen Agromart gelungen. Auch dort begann man zunächst mit selbst angebauten Produkten. Heute werden unter der hauseigenen Marke darüber hinaus Lebensmittel von auf den Balearen ansässigen Agrarunternehmen sowie vom spanischen Festland vertrieben.

„Wir wollen bei unseren Wurzeln als Agrarproduzenten bleiben, aber erreichen, dass unsere Lebensmittel zu einer Marke für Herkunft und Qualität werden", sagt Maties Adrover. Beantragt ist bereits die Lizenz für ein Gemüse- und Obstgeschäft. Es soll von Palma de Mallorca kommend am Ortseingang von Manacor eröffnet werden. Das verkürzt die Transportwege: Die Ware muss dann nicht mehr zum Großmarkt Mercapalma kutschiert und von dort ausgeliefert werden.

Im eigenen Geschäft kann man dann auch die Großhändler umgehen. „Die mayoristas interessieren sich ausschließlich für die lange Lagerfähigkeit der Ware", sagt er. Denn je länger eine Frucht am Strauch oder Baum bleibt, desto mehr Süße kann sie entwickeln. Alles, was lange gelagert werden muss, wird unreif geerntet und bis zum Verkauf nicht besser. Auch im Preis wird sich die Ausschaltung des Großhandels bemerkbar machen.

Zudem ist man im Gespräch mit Einkaufszentren. Dort könnte unter dem Logo von „Terracor" Obst und Gemüse täglich frisch angeboten werden. Verkaufsstände könnten den Kunden Obst und Gemüse unter dem Firmennamen „Terracor" präsentieren.

Der Mittelweg im Anbau

Die Felder der Agrargemeinschaft werden mit der sogenannten agricultura integrada, einem Mittelweg zwischen der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft angebaut.

Ein Gütesiegel für den integrierten Anbau gibt es derzeit noch nicht. Die Vermeidung von Pestiziden und Chemikalien sowie die Bodenschonung wird zwar von Technikern des Landwirtschaftsministeriums kontrolliert, funktioniert jedoch auf freiwilliger Basis. „Bei den Rundgängen erklären wir den Teilnehmern, dass es im Anbau nicht nur Schwarz oder Weiß, also Öko oder nicht, sondern viele Schattierungen gibt", sagt der Agraringenieur.

Ein Beispiel, auf das er gerne zu sprechen kommt, ist die Hydrokultur: Die Kräuter im Gewächshaus schlagen Wurzeln in Tonkügelchen, die in recycelbare Plastiksäcke verpackt sind. Auf den Balearen ist Hyrdokultur im Bioanbau nicht zugelassen, in Andalusien dagegen schon. „Konventionelle Landwirtschaft, mit unkontrollierter Chemikalienvergabe existiert innerhalb der EU so gut wie nicht mehr", sagt er. Wie dies in Marokko oder Südafrika gehandhabt wird, könne man nur erahnen. Trotzdem konkurrierten Orangen aus Südafrika und Aprikosen aus Nordafrika mit Inselfrüchten.

Öl, Marmelade und Likör

Ein Glas Tomatenmarmelade, eine dickbauchige Flasche mit Kräuterlikör und eine schmale mit Olivenöl zeigen, wie vorsichtig die beiden Adrovers mit Neuerungen umgehen. Erst hat der Koch Biel Llull Galmés die Marmelade gekocht, das Öl eingefüllt und die Kräuter eingelegt, dann hat man sie den Gästen zum Verkosten angeboten. Die drei Artikel kamen gut an, jetzt steht die Produktion am Start, die Lizenz besitzt man bereits. Wenn sich die Idee auch weiterhin als erfolgreich erweist, kann die Zahl der Artikel gesteigert werden. Die Konservierung ist zudem eine gute Verwertung, wenn zum gleichen Zeitpunkt zu viele Früchte reif werden.

Grünes Gemüse

Über „Semilla", einer Einrichtung des balearischen Landwirtschaftsministeriums will Marina Adrover zudem den Besuch von Schulklassen auf den Feldern und Plantagen von „Terracor" organisieren. „Kinder sind manchmal nicht mehr zu bremsen, wenn sie Äpfel oder Pfirsiche direkt am Baum essen", sagt sie. Dabei hätten manche Eltern berichtet, dass ihre Söhne und Töchter zu Hause Obst eher verschmähten. Schwieriger wäre es, die Verbraucher von morgen von Gemüse zu überzeugen. Vor allem dann, wenn es grün ist. Möglich wäre auch, mit den Kids gemeinsam einfache Gerichte nach dem Motto zuzubereiten: gesundes Gemüse statt Nuggets, Hamburger, Chips & Co.

www.terracor.es