Der Mastixstrauch ist ein Überlebenskünstler: Auch unter schwierigen Bedingungen wächst er wild an der Küste und in den Bergen Mallorcas. Der Pistacia lentiscus bot., lentisco span., mata kat. verträgt Hitze, Frost, Schnee und Starkregen. Doch er kann noch viel mehr.

„Der Mastix besitzt ein Gen, das ihm ermöglicht, nach einem Brand neu auszutreiben", sagt Toni Verd, Mitarbeiter der Naturschutzbehörde Ibanat und Leiter der Baumschule Es Menut bei Escorca. Sein Team und er sammeln die Samen für die hauseigene Samenbank, kurz bevor sie zu Boden fallen. Danach reinigen und trocknen sie die Samen und versehen sie mit einem Vermerk über die Herkunft. Die Jungpflanzen werden schließlich an ihren ursprünglichen Standorten ausgepflanzt.

Blüten und Steinfrüchte

Die extreme Widerstandsfähigkeit des Mastixs hat auch damit zu tun, dass die Vorfahren der Pistacia lentiscus schon im Tertiär, also vor gut drei Millionen Jahren, vorgekommen sind. Damals herrschte weltweit ein nahezu tropisches Klima und der Mastixstrauch war in der Folgezeit dazu gezwungen, sich immer wieder neuen Klimaveränderungen anzupassen.

Dass ihm dies gelang, hat er unter anderem seinen Vorfahren zu verdanken, die ihm ledrige Blätter vererbt haben: Sie schützen bei hohen Temperaturen. Muss der Strauch mit extrem wenig Wasser auskommen, verfärben sich die Blätter hellbraun und treiben nach den ersten Regenfällen wieder neu aus.

Zur Anpassung zählen außerdem raffinierte Strategien für die Fortpflanzung: Im Frühjahr öffnet die Pflanze unscheinbare Blüten. Die weiblichen sind gelblich weiß, die männlichen mit dunkelroten Staubbeuteln ausgestattet. Ihre Bestäubung erfolgt durch den Wind. Während der größten Hitze entwickeln sich die Früchte. Erst sind diese rot, dann verfärben sie sich schwarz. Sind die Steinfrüchte reif, fallen sie ab und keimen in der Nähe. Das sichert das Überleben direkt beim Strauch.

Für weiter entferntes Keimen sind Vögel verantwortlich. Die zwischen vier und acht Millimeter großen Steinfrüchte sind für sie ein Leckerbissen. Die Pflanze täuscht jedoch die Gefiederten: Nur ein kleiner Teil der Frucht taugt als Nahrung, die im Magen verdaut. Den Löwenanteil scheiden die Vögel als Samen aus. Meist sitzen sie dabei auf einem Ast und lassen die Samen in der Nähe eines Baumstamms fallen. Das sind beste Bedingungen zum Keimen der Samen.

Die Nutzpflanze

Der Mastixstrauch ist eine sehr alte mediterrane Nutzpflanze. Seine holzigen Teile enthalten ein wohlriechendes Baumharz (almáciga span., màstic kat.), das ein beliebtes Räucher- und Würzmittel war. Mit Mastix machte man Wein haltbar, und er diente als Firnis in der Malerei und als Klebemittel. Auf der Insel schwammen die Dochte der Öllampen im Harz. In der Naturmedizin nutzte man es zur antibakteriellen Zahnpflege und gegen Paradontose. Das Baumharz wird heute noch auf der griechischen Insel Chios (Pistacia lentiscus var. chia) gewonnen. Durch Einritzen der Rinde am Stamm und Ästen tritt das transparente Harz tropfenweise nach außen.

Der Gartenstrauch

Gartenbesitzer, -Architekten und Gärtner sind derzeit auf der Suche nach Pflanzen, die mit wenig Wasser auskommen. „Ich plane den Mastix immer häufiger ein", sagt Gartenarchitektin Erika Könn aus Binissalem. Der Strauch eigne sich sowohl für Formschnitte als auch für Hecken und nehme nicht mal einen radikalen Rückschnitt übel. Sein Wasserverbrauch wäre auch im Sommer minimal. Schädlinge befallen ihn nicht, und auch gegen Krankheiten ist er gefeit. Wer seinem Mastixstrauch im Garten viel Zeit lässt, kann ihn nach und nach so stutzen, dass er über die Jahre zu Meter hohen Bäumen mit Stämmen und Kronen heranwachsen kann.