Bernd Schäfer (65) hat in den vergangenen drei Jahren an Erfahrungen mit Handwerkern auf Mallorca wohl so ziemlich alles durchgemacht, was die Insel zu bieten hat. Nach 48 Jahren regelmäßiger Urlaubsbesuche hatte er sich 2016 eine Wohnung in Andratx gekauft. Die musste kernsaniert werden.

Auf Empfehlung des Maklers engagierte er ein polnisches Unternehmen. "Die waren gut", sagt er. "Das Problem war nur, dass als 95 Prozent fertig waren, die Firma einen Großauftrag reinbekommen und keine Zeit mehr für mich hatte." Die ersten 95 Prozent wurden in drei Monaten fertig, für die letzten fünf Prozent benötigten die Handwerker zwei Monate.

Die Erfahrung, dass bei Bauarbeiten auf der Finca oder in der Wohnung die Uhren auf Mallorca etwas anders ticken als in Deutschland, müssen viele machen. Es kann jedoch, wie im weiten Fall von Bernd Schäfer, auch noch weitaus schlimmer kommen. Die MZ hat Erfahrungsberichte gesammelt und mit Experten gesprochen, damit die Suche nach verlässlichen Handwerkern einfacher wird.

Der deutsche Allrounder

Als bei Bernd Schäfer 2017 Kehlkopfkrebs diagnostiziert wurde, entschloss er sich, die Wohnung zu verkaufen. Da seine Lebenspartnerin aber gerne einen Anlaufpunkt in Andratx behalten wollte, mietete er ein Apartment für fünf Jahre an. "13.500 Euro Miete habe ich für die Zeit im Voraus gezahlt, dafür sollte ich die Wohnung kernsanieren lassen." Auf Empfehlung eines Bekannten vergab er den Job an einen deutschen Handwerker, ein Allrounder, der sich um alles kümmern wollte. Bernd Schäfer spricht kein Spanisch. Im Juni 2019 sollten die Arbeiten beginnen. Mitte Juli hatte sich noch nichts getan. Bis spätestens Oktober sollte alles fertig sein. Trotz der Versprechungen des Allrounders, rechtzeitig fertig zu werden, ging es nur schleppend voran. "Ende September waren 60 Prozent fertig, und von den 60 Prozent waren 80 Prozent Murks", sagt Bernd Schäfer.

Er zeigt Fotos aus seiner Wohnung. Da sind ungleich große und unsauber verarbeitete Fugen im Badezimmer zu sehen, Löcher in den Bodenschwellen, im Badezimmer funktioniert die einzige Steckdose nicht, die andere wurde vergessen. Er schmiss den Mann raus und fragte bei den Fliesenlieferanten nach, ob sie diese auch verlegen würden. "Sie boten an, die Arbeit zu übernehmen. Für das Einbauen von Schränken und Elektroarbeiten wollten sie jemanden organisieren." In vier Tagen waren die Fliesen verlegt. "Da waren sie Profis", sagt Bernd Schäfer. Nur die anderen Arbeiten gingen nicht voran. "Bis zum 30. November sollte alles fertig sein." Ende Januar konnte er die Schränke immer noch nicht benutzen und entzog der Firma den Auftrag. Einen Vertrag hatte er nicht abgeschlossen. Nun ist er auf der Suche nach neuen Handwerkern.

Die Architektin

Angelika Hermichen lebt bereits seit 23 Jahren auf der Insel und arbeitet als Architektin in Felanitx. Über die Jahre hat die Essenerin einige Tipps gesammelt. "Seien Sie immer skeptisch, wenn Sie im Internet auf einen Handwerker stoßen, der über sich selbst schreibt, er sei der beste oder schon so lange hier. Eine lange Präsenz auf der Insel garantiert nicht automatisch Qualität", sagt Hermichen. Ohnehin ist sie keine Freundin der reinen Internetrecherche. "Eine tolle Website hat nichts damit zu tun, wie gut ein Handwerker seine Arbeit beherrscht." Hermichen vertraut bei ihrer Auswahl der Betriebe vor allem auf das, was sie selbst sieht oder hört. Sie fährt über die Insel, schaut sich Baustellen an, spricht mit den Eigentümern oder den Nachbarn und macht sich so ein vollständiges Bild.

Der nächste Schritt: mit dem Handwerker ins Gespräch zu kommen. "Es muss die Chemie stimmen." Wenn jemand auf ihre Fragen eingehe und begründe, warum er eine Arbeit so oder so ausführe, dann sei das schon eine gute Basis. Und dabei komme es nicht darauf an, welche Nationalität der Handwerker habe. Hermichen arbeitet nach eigenen Angaben meist mit denselben Unternehmen zusammen, die sich über die Jahre als diejenigen mit einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis herausgestellt haben und die Arbeiten zeitlich in einem vertretbaren Rahmen ausführen. "In meinem Fall sind das meist mallorquinische Firmen. Mit denen habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht."

Es komme aber auch darauf an, welche Arbeit gerade ansteht. "Wenn Sie gerne etwas im Haus einbauen würden, was eher in Deutschland Standard ist, wie etwa einen Kaminofen, dann ist es vielleicht sinnvoller, einen deutschen Betrieb zu nehmen." Andersherum könne es sein, dass Unternehmen von der Insel in anderen Bereichen einen Wissensvorsprung haben, beispielsweise bei typischen Baustoffen von der Insel. "Wenn es darum geht, eine Marés-Wand zu sanieren, dann würde ich eher jemanden von der Insel engagieren", sagt Hermichen. Es sei nicht gesagt, dass jedes deutsche und andere ausländische Unternehmen die Eigenheiten des Steins kenne und dementsprechend richtig handle.

Beim Thema Kosten hat Hermichen keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Nationalitäten festgestellt. Bei deutschen Betrieben könne es lediglich etwas teurer sein, wenn spezielle Materialien aus Deutschland auf die Insel geschafft werden müssten. Beim Kostenvoranschlag sei es wichtig, immer mehrere bei unterschiedlichen Unternehmen anzufordern. "Am besten sind drei, und ich würde den Betrieben gleich von vornherein sagen, dass ich noch andere Kostenvoranschläge einhole." Hier gilt dann die Faustregel: Legt ein Betrieb für eine komplizierte Sanierung bereits nach kurzer Zeit, etwa 24 Stunden, einen sehr allgemeinen Kostenvoranschlag vor, sollte man lieber die Finger davon lassen. "Ein Kostenvoranschlag ist umso besser, je detaillierter er die nötigen Arbeiten aufschlüsselt."

Häufig sei es so, dass kleinere Unternehmen schneller einen Kostenvoranschlag schickten - und dass er oft günstiger als bei großen Unternehmen ist. "Große Betriebe setzen eher mal einen höheren Preis an, um den Auftrag vielleicht gerade nicht zu bekommen, weil sie zum fraglichen Zeitpunkt ausgelastet sind", sagt Hermichen. "Sie wollen eben nicht direkt sagen, dass sie kein Interesse haben."

Die Privatperson

Dass es nie und schon gar nicht auf Mallorca einfach ist, gute Handwerker zu finden, weiß auch die Journalistin Christiane Lendle (Name von der Red. geändert). Sie hat sich erst kürzlich den Traum eines kleinen Stadthauses in der Inselmitte erfüllt. Jetzt stehen notwendige Renovierungen im Bad, in der Küche und bei der Elektrik an. Dafür kam die Hamburgerin auf die Insel geflogen und veranstaltete ein regelrechtes Handwerker-Casting. "In zwei Tagen habe ich drei Allrounder, vier Installationsbetriebe und zwei Maler durchs Haus geführt." Gefunden hatte sie die Firmen vorab über persönliche Empfehlungen und per Internet-Recherche quer durch Google-Maps. "Ich habe dann von Deutschland aus Kontakt per E-Mail oder telefonisch aufgenommen - wer seriös wirkte und nett war, durfte kommen. Da fielen, offen gesagt, schon mal zwei Drittel weg."

Vor Ort erlebte sie trotzdem Überraschungen. "Ein deutscher Alleskönner behandelte mich wie eine demente Millionenerbin und wollte gleich den Schlüssel für den Gesamtauftrag an sich nehmen", sagt sie. "Da wendet man sich besser an Baumärkte auf der Insel, die vermitteln gute, regionale Handwerksbetriebe." Der perfekte Deal für alle: Die Handwerker kaufen das Material bei den Baustoffhändlern, und diese achten wiederum darauf, dass die Kunden zufrieden sind.

"Grundsätzlich würde ich nur zertifizierte Unternehmen beschäftigen", sagt Christiane Lendle, "und unbedingt Handwerker, die Englisch oder gar Deutsch sprechen, so vermeidet man Missverständnisse." Die Angebote sollten vor Arbeitsbeginn schriftlich vorliegen und darin sollte festgelegt sein, wie hoch der Arbeitsaufwand sein wird. "Vorsicht bei scheinbar niedrigen Kostenvoranschlägen, in denen sich der Arbeitseinsatz im Kleingedruckten nachher nach dem 'tatsächlichen Aufwand' richtet. Solche Unternehmen schreiben zum Schluss jede Menge Extra-Stunden auf, weil die Arbeiten dann angeblich doch viel aufwendiger waren als vorhersehbar." Ihr Tipp für Haus- und Wohnungsrenovierer, die wie sie nicht immer vor Ort sein können: "Vereinbaren Sie mit den Handwerkern, abends per WhatsApp einen Baustellenbericht mit Fotos zu schicken. Wer das ablehnt, ist schon mal raus."

Der Sachverständige

Wie die Erfahrungen zeigen, spielt die Frage nach der Nationalität der Handwerker auf Mallorca eine nicht geringe Rolle. Schließlich tummeln sich hier neben den einheimischen spanischen Anbietern auch jede Menge deutsche, lateinamerikanische oder auch osteuropäische Handwerker. Als Oliver Girharz als Bausachverständiger vor 15 Jahren auf Mallorca seine Arbeit aufnahm, arbeitete er gerne mit den deutschen Betrieben zusammen. "Die hatten damals einen Wissensvorsprung vor den einheimischen Unternehmen und haben häufig auch zuverlässiger gearbeitet. Das hat sich aber gewandelt", sagt Girharz. Inzwischen gebe es deutlich mehr schlechte als gute deutsche Handwerksbetriebe auf Mallorca.

Die guten zeichneten sich heutzutage nicht nur durch qualitativ hochwertige Arbeit aus, sondern auch dadurch, "wie sie ihre Papiere im Griff haben". So lasse er sich vor einem Auftrag neben Referenzen auch Bescheinigungen darüber liefern, ob der Betrieb allen Zahlungen bei der Sozialversicherung oder dem Finanzamt nachgekommen ist. Auch ob eine Haftpflichtversicherung vorliegt, lasse er sich schriftlich geben. "Das klingt unglaublich, aber es gibt tatsächlich noch Firmen, die keine vernünftige Versicherung haben."

Zusätzlich prüft Girharz noch, ob das Unternehmen die für Arbeiten auf dem Bau zwingend vorgeschriebene REA-Nummer verfügt. REA steht für Registro de Empresas Acreditadas, also ein Register für zugelassene Firmen. Zu prüfen sei auch, ob das Unternehmen überhaupt auf Mallorca einen Firmensitz habe. "Ich wurde einmal von einem Bekannten auf eine Firma angesprochen, die angeblich in der Straße angesiedelt war, in der ich wohne. Ich habe dort weder ein Schild noch einen Briefkasten noch sonst etwas vorgefunden, was auf den Betrieb hindeutete." Einen anderen Rat habe ihm sein Vater mitgegeben: "Guck dir das Werkzeug der Handwerker an. Ist es nicht gut in Schuss oder unvollständig, lassen sich damit meist Rückschlüsse auf die Arbeitseinstellung schließen."

Generell sei es wichtig, mit anderen zu sprechen. Was deutschsprachige Handwerker betrifft, gibt es auf Mallorca unter anderem die Vereinigung "Business de Baleares", in dem sich Handwerksbetriebe aus Alemania zusammengeschlossen haben und untereinander weiterempfehlen. Daneben gibt es auch die Initiative faires Handwerk sowie die spanische Entsprechung GE Business, ein Club zahlreicher unterschiedlicher Unternehmen. Natürlich sind das auch keine hundertprozentigen Garantien, doch laut Girharz "funktioniert das ganz gut". Hüten sollte man sich vor denen, die behaupten, sie könnten alles. "Die können dann meistens nichts richtig." Eine Ferieninsel wie Mallorca bringe eben mit, dass ein großer Teil der Bevölkerung im Sommer im Tourismus arbeite. "Und in der Nebensaison suchen sich dann einige Beschäftigungen, von denen sie keine Ahnung haben."

Das Geschäft im Internet

Im digitalen Zeitalter sind viele Dinge von der Couch aus regelbar. Auch ein Handwerker ist auf diese Weise schnell bestellt. In Deutschland hat sich die Seite www.my-hammer.de quasi als Ebay für Dienstleister etabliert. Die Privatkunden inserieren ihre Baustellen, die vom tropfenden Wasserhahn zur kompletten Wohnungssanierung reichen, auf der Plattform, wo dann die Unternehmen ihre Angebote abgeben können. Der Anbieter kann durch Preis und Referenzen den geeigneten Handwerker wählen.

Ein ähnliches Modell hatte der Deutsche Fabian Roschig mit einer App vor fünf Jahren auf Mallorca erstellt. "Wir wollten den Menschen eine günstige und schnelle Alternative bieten, um an Handwerker zu kommen", sagt er zur MZ. „"ielleicht waren wir mit unserer Idee zu früh dran." Die App habe am Anfang zwar mit bis zu 60.000 Nutzern ganz gut funktioniert, später sei durch finanziell stärkere Konkurrenz aus Madrid jedoch die Kundschaft abhandengekommen. Weder die mallorquinische noch die madrilenische App existieren heute noch. "Mittlerweile ist die Handwerkersuche im Internet wieder eine Grauzone. Es gibt keine zeitgemäße Lösung", sagt Roschig, der noch am ehesten die Website habitissimo.es empfiehlt. "Die Firma hat ihren Sitz im Parc Bit auf Mallorca, agiert jedoch spanienweit." Das Prinzip funktioniert ähnlich wie bei my-hammer.de. Die Kunden geben ihre Aufträge in eine Suchmaske ein, die Firmen aus der Umgebung können darauf bieten. Da die Unternehmen für den Zuschlag letztlich eine Provision zahlen, halten sie nach lukrativen Angeboten wie einer kompletten Haussanierung Ausschau. "Auf einen tropfenden Wasserhahn wird wohl kaum jemand bieten", so Roschig. Auf Großprojekte ausgelegt sind auch die Seiten acepto.es und quotatis.es.

Für Privatpersonen, die einen Handwerker für kleine Handgriffe suchen, bleibt dann nur noch, die Firmen auf ihre Bewertungen zu prüfen und selbst anzuschreiben. Von Plattformen für Kleinanzeigen, wie dem Marketplace von Facebook oder der spanienweit bekannten Seite milanuncios.com, rät Roschig ab. "Man stößt trotz der Vielzahl an Inseraten meist auf denselben unseriösen Anbieter. Die Wertungen auf solchen Internetseiten werden ohne jegliche Prüfung angenommen und sind keine sinnvolle Referenz." Deshalb setzt Roschig lieber auf den klassischen Weg, eine Kleinanzeige in einer Zeitung, etwa der MZ, aufzugeben.

Diese Checkliste hilft, Ärger zu vermeiden

  • Prüfen Sie, ob es sich um ein verifiziertes Unternehmen handelt
  • Holen Sie Erkundigungen bei Nachbarn oder direkt auf Baustellen ein
  • Lassen Sie sich Angebote grundsätzlich nur schriftlich machen, inklusive Unterschrift
  • Testen Sie, inwiefern der Handwerker auf individuelle Wünsche eingeht
  • Klären Sie, ob die Firma bereit ist, abends einen Fortschrittsbericht per WhatsApp zu schicken
  • Legen Sie zeitliche Abläufe schriftlich fest
  • Lassen Sie sich die Haftpflichtversicherung vorlegen
  • Prüfen Sie, ob alle Zahlungen an Finanzamt und Sozialversicherung geleistet wurden
  • Prüfen Sie, in welchem Zustand sich das Werkzeug befindet
  • Klären Sie, ob das Unternehmen auf Mallorca einen Sitz hat
  • Fürchten Sie sich vor denen, die behaupten, sie könnten alles
  • Nehmen Sie Abstand von Betrieben, die nach nur einem Tag einen allgemeinen Kostenvoranschlag liefern