Wie wichtig Gärten für das Wohlbefinden sind, zeigte sich in den vergangenen Wochen: Jedes neue Blatt wurde begrüßt, und jede Blüte, die sich geöffnet hat, trug nicht unwesentlich dazu bei, die Laune zu heben. Für Miquel Rodriguez sind Bio-Beete sogar eine Lebensaufgabe, denn er wünscht sich, dass sich jeder so wie er - alle Mitglieder seiner Familie sind Vegetarier - mit Bio-Gemüse gesund ernähren kann. Wichtig ist ihm auch, dass ökologisch einwandfrei mit einem Null-Kilometer-Transportweg gearbeitet wird. Nachdem er acht Jahre lang mit seinem Ein-Mann-Unternehmen Hortus Domi mit Sitz in Santa Maria del Camí Bio-Gärten für Kunden anlegte, brütete er seit drei Monaten eine neue Idee aus: die Hortus-Domi-Box.

Etwas andere Gemüsekiste

Ausgetüftelt hat der Bio-Gärtner die etwas ­andere Gemüsekiste aus Karton mit eigenem Design. Bevor der aus Pollença stammende 31-Jährige seine Ausbildung als Bio-Gärtner begann, hatte er Kunst studiert. Wer das ­Boxen-Programm künftig abonniert, wird einmal im Monat eine Kiste geliefert bekommen. Diese wird Setzlinge zum Auspflanzen oder ­Samen für die Direktaussaat enthalten. „Mit den Anleitungen in Spanisch kann jeder zum Profi im ökologischen Anbau von Gemüse auf der eigenen Scholle werden", sagt ­Rodriguez.

Bis die erste Box ausgeliefert werden kann, bleibt noch etwas Zeit, um die Größe der Beete festzulegen, denn sie entscheidet über die Größe des Kits und damit auch über die Anzahl der Pflanzen. Die Box mit der Größe S ist für Gärten gedacht, die zwischen sechs und acht Quadratmeter groß sind. Die Boxen werden auch in M, L, XL und XXL gepackt. Letztere sind für Gärten bestimmt, die etwa 35 Quadratmeter ­umfassen. Etwa 25 Euro Kosten ­fallen für die S-Gemüsegärten im Monat an.

Man kann die Setzlinge auch auf der Terrasse anpflanzen, zum Beispiel in Töpfen. Das zeigt die Terrasse der Bio-Bäckerei Rustic in ­Binissalem oder etwas aufwendiger die des ­Salon Pep Escobar in Santa Maria mit Beet­einfassungen aus Holz. Rodriguez bietet diese in den Maßen von zwei auf einen Meter (für etwa 100 Euro) an, die fix und fertig geliefert werden und nur noch mit Erde gefüllt werden müssen. „Mit drei Beeten und der Box Größe S kann man eine vierköpfige Familie das ganze Jahr mit Gemüse versorgen", sagt er.

Zur richtigen Zeit Pflanzen

Wenn man bis Mitte Mai die Erde vorbereitet und etwas Kompost untergemischt hat, bleibt noch Zeit für das Pflanzen der Gemüsesorten, die im Sommer und Herbst geerntet werden. So kommen zwischen Mai und Juli beispielsweise Tomatensorten in die Beete, die schon mal kühlere Nächte vertragen können. Für die Ramallets ist es ohnehin der richtige Zeitpunkt.

Außer Setzlingen und Samen wird die Box drei verschiedene Informations­karten enthalten. Auf der ersten sind alle Arbeiten notiert, die in dem entsprechenden Monat in den Beeten anfallen: wie die Erde bearbeitet und die Bewässerung eingestellt wird.

Eine weitere Karteikarte enthält Informationen über die Pflanze des Monats: welche Pflege sie genau benötigt und welche Schädlinge oder Krankheiten sie heimsuchen können. Zusätzlich hat der Gärtner eine dritte Karte vorbereitet. Sie enthält Informationen über Krankheiten, die erfahrungsgemäß gerade in diesem speziellen Monat auftreten und mit im biologischen Anbau verträglichen Mitteln bekämpft werden können.

Kundengärten

Die praktischen Erfahrungen, die speziell auf die Sorten, die Pflanzzeiten und für die Gewächse gefährlichen Schädlinge und Krankheiten zugeschnitten sind, hat der Bio-Gärtner in den Beeten seiner Kundengärten gesammelt. Derzeit betreut er 36 Gemüsegärten. Einer von ihnen befindet sich in der Nähe von Santa Maria del Camí. Die ersten Tomatensetzlinge wurden hier im Februar gepflanzt. Jetzt sind Sorten wie Cor de Bou, Tomate de Tres Cantos, Valldemossa, Cherry und die ersten Ramallets groß genug, um an Stangen festgebunden zu werden.

Auf den Info-Karten der Box wird dann nachzulesen sein, wie tief Tomaten in die Erde gesetzt werden, damit sich viele Blätter bilden, wie man festbindet und ausgeizt und sie vor der Tomatenfliege schützt. Eine Info-Karte wird zum Beispiel einem Schädling gewidmet sein, der ihn im Beet gerade nervt: der Große Kohlweißling (Pieris brassica) nämlich, der eigentlich ein hübscher schwarz gepunkteter Schmetterling ist, aber lästigerweise seine Eier auf den Blättern von Brokkoli und Blumenkohl ablegt, wo sich die Raupen entwickeln.

„Wenn ich nach einer Woche wiederkomme, haben die Raupen von den Blättern gerade noch Skelette hinterlassen", sagt der Gärtner. Hat er sie oder die Eier des Schmetterlings rechtzeitig entdeckt, trennt er die Blätter vom Strunk ab und verfüttert sie an die Hühner. Bio-Anbauern ohne Tiere rät er, sie zu verbrennen. Der Einsatz des im Bio-Anbau zugelassenen Mittels Bacillus thuringiensis empfiehlt er erst für größere Anbauflächen.

Gewollt ist dagegen der Besuch von Nektar suchenden Bestäubern. Das zeigen ein ­Lavendelstrauch und andere mehrjährige ­aromatische Stauden, die hier in Santa Maria ­direkt an der Natursteinmauer hinter den ­Gemüsefeldern angepflanzt worden sind.

Kinder und Gemüse

Mit den Gemüsebeeten der Mallorca International School in Crestatx bei Sa Pobla sowie der Escoleta Waldorf in Binissalem begeistert der Bio-Gärtner Kinder. „Ich muss sie bremsen, wenn sie wie Ziegen Salate und Erbsen roh verschlingen", berichtet er. Die vergangenen ­Wochen hielt Rodriguez die Schulgärten ohne die Helfer aus den Klassen in Schuss. Erst jätete er Unkraut, ab jetzt wird er laufend das Sommergemüse anpflanzen. Die Ernten sind immer Zutat in der Schulküche, und die dürfen für die Ferienkurse im August nicht fehlen.