In Pollença verfolgen die Betreiber des Boutique-Hotels Can Aulí Luxury Retreat gespannt mit, welche Entscheidungen über die Lockerungen des mehrstufigen Exit-Plans die Zentral- und Balearenregierungen Woche für Woche treffen. „Es sind nicht viele, aber zumindest ein paar Reservierungen haben wir für Juli", sagt Carlos Vásquez, der Marketing-Chef der Kette It Mallorca Unique, die mit Miguel Conde als Investor noch die Boutique-Hotels Can Cera, Can Alomar, Calatrava und Sant Jaume in Palma betreibt.

Nach etwas über eineinhalb Jahren Umbauarbeiten hätte das 21-Zimmer-Haus im Herzen von Pollença eigentlich im März 2020 die ersten von maximal 42 Gästen empfangen sollen. Alles war nach reichlich Endspurt-Stress für die große Eröffnung vorbereitet. Dann legte das Coronavirus die Insel und den Tourismus lahm. Nun haben die Betreiber den 7. Juli als neues Eröffnungsdatum ins Auge gefasst und stellen sich auf deutlich schwierigere Anlaufmonate ein, als sie erwartet haben.

Wobei Can Aulí ansonsten im Trend liegt: Längst werden nicht mehr nur in der Balearen-Hauptstadt kleine, luxuriöse sogenannte Boutique-Hotels eröffnet. Auch Campos, Banyalbufar, Sóller, Capdepera, Felanitx und Inca haben die Investoren für sich entdeckt.

Nun also auch Pollença. Das Can Aulí ist in einem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert untergebracht, ganz in der Nähe der Plaza, auf dem jeden Sonntag der Markt stattfindet, und der berühmten Treppe hinauf zum Kalvarienberg. Der Umbau hat die ursprüngliche Struktur des Herrenhauses bewahrt. Zu dem Hotel gehören auch ein Outdoor-Pool und eine Bar im Garten.

Natürlich nachhaltig

Neben typisch mallorquinischen Details wie lokalen Kunstwerken oder Stoffen sei es den Betreibern ein großes Anliegen, die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering zu halten, sagt Carlos Vásquez. „Beim Frühstück gibt es eine Ecke für Veganer, Gäste mit Gluten-Unverträglichkeit und viele Bioprodukte aus der Umgebung", wirbt er. Und Einwegartikel aus Kunststoff, etwa Besteck oder Strohhalme, aber auch Shampoo-Fläschchen, sind selbst-redend verpönt.

Das Doppelzimmer mit Frühstück gibt es in der Nebensaison ab 200 Euro pro Nacht, in der Hauptsaison ab 300 Euro. Einen Residenten-Rabatt bietet das Hotel derzeit nicht. Wie viele und welche Kunden sich den Aufenthalt im Can Aulí nach der Coronavirus-Krise wohl leisten können? Im Norden der Insel seien bisher vor allem britische und skandinavische Touristen zu Gast. „Die Deutschen entdecken die Region aber gerade auch für sich. Das melden uns die Reiseveranstalter zurück", sagt Carlos Vásquez hoffnungsvoll.

Von Palma nach Santanyí

Mitten im Ortskern des ländlichen, idyllischen Örtchens Santanyí sind die Umbauarbeiten im Boutique-Hotel Can Ferrereta nach der Coronavirus-Krise erst vor Kurzem wieder angelaufen. Es ist ebenfalls ein historisches Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, das hier umgestaltet wird. Den Betreibern, den Geschwistern Soldevila, die auch das Sant Francesc Hotel in Palma besitzen, machte die Coronavirus-Krise ebenso einen Strich durch die für Juni geplante Eröffnung. „Einige Innenausstatter kommen aus Barcelona und konnten nicht einfliegen. Eineinhalb Monate lang konnten wir quasi nichts machen", sagt General Manager Miguel García.

Da das neue Hotel nicht ganzjährig, sondern jeweils nur in der Frühlings- und Sommersaison, von März oder April bis Oktober, geöffnet sein wird, hat die Coronavirus-Krise es noch mehr getroffen als etwa das Can Aulí. Das Haus für die aktuelle Saison zu eröffnen, lohnt sich laut Miguel García nicht mehr. „Wir wollten zudem eine große Eröffnungsfeier machen. Es auf die Schnelle zu öffnen, würde dem Projekt nicht gerecht werden und wäre eher eine traurige Angelegenheit", so García. Will heißen: Die Eröffnung wird ein ganzes Jahr verschoben, wahrscheinlich wird Can Ferrereta erst im März 2021 erste Gäste empfangen.

Bei der reichen Dame

Die Anekdote, woher das Hotel seinen Namen haben soll, muss also noch etwas warten. Oder auch nicht: „Der Name geht auf eine bekannte adelige Familie aus Santanyí zurück, die zuvor in der 7.000 Quadratmeter großen Anlage gelebt hat. Ich weiß nicht, was an der Legende dran ist, aber man erzählt sich, dass die Person der Familie, die das meiste Geld besaß, eine Frau war, daher die weibliche Angleichung mit „a" zu Ferrereta", erzählt Miguel García.

Der General Manager erwartet, der Beliebtheit von Santanyí entsprechend, vorwiegend deutsche Kunden. Ab 2021 stehen ihnen dann 32 individuell gestaltete Zimmer und Suiten zur Verfügung - teilweise mit eigener Terrasse, privatem Balkon oder eigenem Pool in der sogenannten Signature Suite. Die Doppelzimmer kosten mit Frühstück ab 300 Euro pro Nacht.

Darin inklusive ist auch die Nutzung des Fitnessraums sowie eines Spabereichs namens „Sa Calma" (Die Ruhe) mit Hammam, beheiztem Pool und Behandlungsräumen. Im Außenbereich stehen den Hotelgästen - sie müssen älter als 14 Jahre alt sein - ein 25 Meter langer Pool zur Verfügung sowie eine Liegewiese inmitten eines mediterranen Gartens.

Wie das Can Aulí möchten auch die Betreiber des Can Ferrereta in ihren Räumlichkeiten eine Sammlung zeitgenössischer Kunst mit Werken bekannter mallorquinischer und katalanischer Künstler präsentieren. Eine Überraschung ist bis zum Frühjahr 2021 hoffentlich auch fertig: Im Garten soll die Skulptur eines auch international bekannten spanischen Künstlers ihren Platz finden.