Wer in diesen Tagen durch Santa Catalina in Palma de Mallorca spaziert, kann sie kaum übersehen: Strohsonnenschirme, Bambuszäune, bemalte Europaletten, bunte Tischdecken. Wo Bewohner und Besucher des Viertels sonst ihre Autos abstellen, haben Restaurant- und Barbesitzer nun bunte und oft mit viel Liebe und Grün gestaltete Außenbereiche aufgebaut. Grundlage dafür ist eine Verordnung der Stadt Palma, mit der Gastronomen nach der Pandemie die Wiedereröffnung erleichtert werden soll. Alle, vor deren Lokal sich Parkplätze befinden, können seit Beginn der Phase 1 am 11. Mai bei der Stadt einen Antrag stellen, um dort vorübergehend Außenbewirtung anzubieten. Die Länge der terrazas bemisst sich dabei nach der Fassade des Lokals, darf maximal zehn Meter betragen, die Tische müssen mindestens zwei Meter auseinander stehen, spätestens ab 23 Uhr ist Schluss. 800 Lokalbesitzer, auch aus anderen Vierteln, haben sich die Genehmigung eingeholt.

Ronny Portulidis, der im Carrer Soler, 36, das Duke Restaurant betreibt, freut sich sehr, dass er seine Kunden nun auch an vier Tischen draußen auf der vollen Länge von zehn Metern bedienen darf. „Alle haben gesagt, wie cool es wäre, wenn das auch künftig so bleiben würde", so der 41-Jährige. Selbst die Anwohner, die sich zuvor oft über den bis in die oberen Wohnungen schallenden Lärm aus dem Innenhof beschwert hätten, seien nun verständnisvoll und kooperativ. „Die Prioritäten während der Krise sind anders. Sie wissen, wie hart es uns Gastronomen getroffen hat", so Portulidis, der auch lobt, wie schnell die Mitarbeiter im Rathaus auf den Antrag reagiert haben. Schon nach 48 Stunden konnte er seine in Bambus- und Stroh-Optik gehaltene Terrasse bestücken. Gerade ­einmal 250 Euro habe er dafür ausgegeben. „Ein ­schöner Außenbereich ist keine Frage des Geldes, sondern des Ehrgeizes", so ­Portulidis.

Sichtlich engagiert war schräg gegenüber im Carrer de la Pursiana, 28a, auch Stefano Govoni. Der 66-jährige Hobbyheimwerker hat für die beiden terrazas seiner Casa Rosita unter anderem eine alte Holztür recycelt, zersägt, bemalt, jeweils zwei Ketten angebracht und sie so zu hängenden Bartischen gemacht. Neben dem Eingang steht zudem ein rostiges, aber noch fahrtüchtiges ­Fahrrad. „Ich vermute, es ist aus dem Zweiten Weltkrieg", so Govoni. Schon seit einigen Jahren verhandle er mit dem Rathaus über eine Genehmigung für einen Außenbereich. „Ich würde auch dafür zahlen. Wir sind weder der Carrer Fàbrica noch der Carrer de Sant Magí. Hier gibt es weder laute Musik, noch Betrunkene. Meine Kunden ­essen, ganz in Ruhe", so Govoni, der sich eine ­differenziertere Gesetzgebung je nach Lage für die verschiedenen Lokale wünscht.

Carolina Ansaldo hat das Neo im Carrer de Sant Magí mit Kerzenhaltern, Sonnenschirmen und Pflanzen aufwendig dekoriert. Die dadurch angezogenen Besucher seien „euphorisch wie Kinder, die ein neues Spielzeug bekommen haben". Bald will Ansaldo unter den anderen Betreiber einen Wettbewerb um die schönste Terrasse starten: Wenn sich die Straße gegenüber Kunden und dem Rathaus noch attraktiver präsentiert, so die Hoffnung der Inneneinrichterin, hätte auch eine andere Forderung noch bessere Chancen: Aus der Straße soll eine Fußgängerzone werden.