So manch ein Rollladen in der Carrer de l'Argenteria nahe der Kirche Santa Eulàlia in Palma de Mallorca ist noch geschlossen und wird es möglicherweise auch bleiben, doch es gibt einen Lichtblick: Ein kleines Geschäft mit einem mit zarten Blumen und grüner Schrift verzierten Holzschild ist neu. „Humus vestir sostenible sustainable wear" hat trotz der Krise am 1. Juni seine Türen geöffnet und greift einen Trend auf, den man in Palma noch viel zu selten sieht: umwelt- und klimafreundlich produzierte Mode. Wie bunte Bonbons reihen sich farbige T-Shirts und Sommermode für Damen, Herren und Kinder auf der Kleiderstange aneinander.

Wer ist so mutig und eröffnet jetzt ein Geschäft, und noch dazu eines dieser Art? „Ich wollte nicht immer nur jammern, sondern wirklich etwas verändern", erklärt Geschäftseigentümerin Cecilia Peñarosselló: „Ich war eine von denen, die immer nur auf die Etiketten in den Kleidern schaute und an Made in China und Polyester verzweifelte." Dabei reicht es ihr nicht, dass die Kleidung aus Naturfasern und ökologischem Anbau stammt. Genauso wichtig sind ihr fairer Handel und dass die Rechte der Arbeiter vor Ort gesichert sind. „Echte Hilfe kann nur über einen Austausch funktionieren, Unterstützung darf nicht passiv sein, sondern muss es ermöglichen, dass andere arbeiten können", sagt sie.

Auf die Idee, ein Geschäft zu eröffnen, in dem sie selbst kaufen würde, kam ­Peñarosselló bereits vor zehn Jahren. In Madrid geboren, arbeitete die Tochter von Mallorquinern lange Zeit für Oxfam, bevor sie mit ihrer Fami­lie nach Barce­lona zog und dort die erste „Humus"-Boutique eröffnete: „Der Name bezieht sich nicht auf das bekannte Gericht aus Kichererbsen, sondern auf die Humuserde." Für den Neustart in ­Palma ­entschloss sich Cecilia Peñarosselló aufgrund der aufgeheizten, separatistischen Stimmung in Barcelona und weil sie auf der Insel noch Familie hat.

Die neue Boutique bietet ausschließlich kleine Label von Designern, die ihre hohen Ansprüche erfüllen, darunter Thinking Mu aus Barcelona, die Bio-Kindermode loud + proud aus Köln (exklusiv auf Mallorca) oder das Label Elementum einer portugiesischen Designerin. Elementum entwirft beispielsweise Kleidungsstücke, die durch Drehen und Wenden auf vier verschiedene Arten getragen werden können, vegan und nachhaltig produziert sind und sich von der Produktion bis zum Gebrauch zero waste auf die Fahnen geschrieben haben. Auch Textilien aus Hanf sind darunter. Gemein haben all diese Kleidungsstücke das GOTS-Zertifikat (Global Organic Textile Standard). Originell ist auch die hauseigene

T-Shirt-Linie: „Die Designer, das sind meine ­Familie und ich", so Peñarosselló. Passend dazu gibt es handgearbeitete Schuhe und Sandalen von Nagore aus Menorca.

Eigentlich wollte Peñarosselló am 20. März eröffnen, gerade hatte sie mit ihrer achtjährigen Tochter das Ladenschild bemalt, doch dann kam die Pandemie und machte ihr ­einen Strich durch die Rechnung. Während andere Läden für immer schließen, geht bei „Humus" der Rollladen jetzt jeden Morgen hoch. „Ich habe doppeltes Glück: Mein Mann ist im Homeoffice und kann sich um unsere Tochter kümmern, und meine deutsche Vermieterin hat sich in den letzten Monaten sehr kulant gezeigt", so Peñarosselló. Erfreulich zu hören, dass es auch solche Vermieter gibt, denn das Ladensterben in Palmas Altstadt begann bereits vor Corona - der Grund sind viel zu hohe Mieten. Bleibt zu hoffen, dass nun die Kunden kommen. Am Eingang hat Peñarosselló vorsorglich einen Desinfektionsspender angebracht, und die Boutique ist so klein und überschaubar, dass man eh am besten allein reingeht.

„Humus", Carrer de l'Argenteria, 2A, PalmaE-Mail: info@humusvestirsostenible.com