Pflanzen kennen keine Sommerpause. Dies fällt bei dem Workshop von Karen Navarro über Heilpflanzen auf. Die botanische Exkursion beginnt in dem Küstenort Betlem dort, wo der Carrer de la Orchídea endet und links der Weg nach Colònia de Sant Pere führt. Hier überrascht die Pflanzenvielfalt an der kargen Küste vor der Bergkette des Parc natural de Llevant.

Der Kleinfrüchtige Affodill (Asphodelus aestivus bot., gamón span., porassa kat.) macht jetzt seinem

Namen alle Ehre. Denn die winzigen Samenkapseln befinden sich im Sommer dort, wo man noch im Frühjahr die sternenförmigen Blüten bewundern konnte. Die trockenen Samen schmecken Vögeln, und sie bringen andalusischen Kindern Spaß, wie die Expertin berichtet: So erhitzen im Dorf Ubique Kinder und Jugendliche die Stängel am offenen Feuer und schlagen sie so auf einen Stein, dass es knallt.

Heilsame Wirkstoffe trotz wenig Erde und Wasser

Die Graue Heiligenblume (Santolina chamaecyparissus bot., manzanilla amarga span., espernallac kat.) beweist am Rande der Klippen, dass sie trotz wenig Erde und ohne Wasser im Juli noch die heilsamen Wirkstoffe der bitteren Kamille liefert, sie gilt in der Heilkunde als wirksamer Magenbitter.

Die Französische Tamariske (Tamarix gallica bot., tamarisco span., tamarell kat.) ist eher als Zierstrauch und für Windschutz denn als Heilpflanze bekannt. In der Volksmedizin wurden Rinde und Blätter allerdings gleichermaßen gegen Durchfall eingesetzt.

Die Kugelblüte des Ackerknoblauchs (Allium ­ampeloprasum bot., ajoporro span., all porrer kat.) verkosten die Teilnehmer, sie schmeckt genau wie der Knoblauch. Sowohl die Blüten als auch die unter­irdischen Knollen der Wildpflanze sind als Zutat für viele Gerichte der spanischen Küche beliebt.

Natürliches Repellent gegen Mücken

Der Kopfige Gamander (Teucrium capitatum bot., tomillo macho span., timó mascle kat.) ist eine von vielen Gamanderarten, die auf der Insel wild vorkommen. Karen Navarro empfiehlt, die Pflanze äußerlich als Repellent gegen Mücken einzusetzen. Dieses kann als Aufguss zur Anwendung kommen, der rasch verbraucht werden muss. Länger haltbar ist die Tinktur, bei der die Pflanzenteile längere Zeit köcheln.

Der Rosmarin (Rosmarinus officinalis bot., romero span., romaní kat.) ist bekannt für seine heilende Wirkstoffe. In großen Mengen sind diese in Sträuchern enthalten, die an der Küste Stürmen und Gischt trotzen. Denn - so Navarro - schwierige Lebensbedingungen machten Pflanzen stark. Deshalb empfiehlt sie ­Rosmarin allen, die Kraft brauchen. Mehr als eine Handvoll soll man allerdings nicht pflücken, damit der Strauch ungestört weiterwachsen kann.