Eigentlich würde im Juli und August auf Mallorca kaum eine Woche vergehen, in der nicht gleich mehrere Dorffeste (fiestas) gleichzeitig stattfinden. Viele der ­Inselorte lassen im Sommer ihre Schutzheiligen hochleben - oft dicht gedrängt, etwa bei Konzerten, Prozessionen, Sportwettkämpfen oder großen Abendessen im Freien. Um in Zeiten der Coronavirus-Pandemie Menschenansammlungen zu vermeiden und das Infektionsrisiko für die Bewohner möglichst gering zu halten, haben einige Rathäuser beschlossen, die fiestas in diesem Jahr ganz ausfallen zu lassen. In einigen wenigen Orten gibt es zumindest ein abgespecktes Alternativprogramm.

Pollença: Ausstellung statt Straßenschlacht

„Alle Programmpunkte, an denen jedes Jahr besonders viele Menschen teilnehmen, haben wir schon vor einer ganzen Weile gestrichen", sagt Josep Lluis Pons, der für die Feierlichkeiten zuständige Stadtrat der Gemeinde Pollença der damit vor allem auf die große Straßenschlacht der moros y cristianos anspielt, mit der das mehrtägige Stadtfest jedes Jahr seinen Höhepunkt erreicht. Am selben Tag (2.8.) wird zudem die Schutzpatronin Mare de Déu dels Àngels geehrt. „An diesem ­besonderen Datum organisieren wir in diesem Jahr ganz bewusst nichts Großes. Vormittags findet aber eine Messe statt", so Pons.

Statt echter Schlacht gibt es in diesem Jahr zumindest eine Ausstellung mit Werken zu den Mauren und Christen. Da die Verantwortlichen im Rathaus der Gemeinde damit rechnen, dass sich ­dennoch einige Menschen auf dem Dorfplatz treffen, und um zu vermeiden, dass sie ­private Feiern organisieren, wollen sie die Polizeikontrollen verstärken. Auch Zaubervorführungen für Kinder, klei­nere Konzerte, bei denen der Einlass limitiert ist, der Auftritt eines Komikers und erstmals Freiluftkino stehen auf dem Programm. Viele Gäste von außerhalb ­erwartet Pons wegen der gestrichenen Moros-y-cristianos-Schlacht in diesem Jahr nicht: „Wir bieten dieses Mal nichts Spektakuläres an, aber alles, was geht", sagt Gemeinderat Pons.

Felanitx: Konzerte im Sitzen und nur Künstler aus der Gemeinde

Auch das Rathaus von Felanitx hat die fiestas zu Sant Jaume in Portocolom in diesem Jahr lieber nicht aufwendig beworben. Bei Konzerten auf dem Gelände Mollet d'en Pereió etwa kontrollierten Mitarbeiter der protección civil und der Ortspolizei genau, dass nur maximal 300 Personen hineingelassen werden. Zudem stand Desinfektionsgel bereit, die Zuhörer saßen bei der Vorführung und trugen Masken. Auch auf den Ausschank von Getränken verzichteten die Organisatoren in diesem Jahr, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Erfrischung gab es stattdessen in den im Ort geöffneten Bars.

Das Dorffest zu Ehren von Sant ­Augustí, das ab dem 21. August stattfinden könnte und zu dem sich die Bevölkerung in dem kleinen Ort Felanitx jedes Jahr kurzzeitig verdreifacht, fällt corona­bedingt in diesem Jahr zu 95 Prozent flach. Das teilte die Gemeindeverwaltung am Mittwoch (22.7.) mit. „Die gleichen Programmpunkte wie in vergangenen Jahren wird es auf keinen Fall geben", hatte Pressesprecherin Fina Cañas bereits vorweggenommen. Gemeinsames Anstoßen in Gruppen auf der Straße und Ansammlungen vor den Bars des Ortes müssten unbedingt vermieden werden. Die tra­ditionellen verbenas mit vier bis fünf Konzerten wird es in diesem Jahr deshalb nicht geben. Stattfinden kann lediglich der sogenannte Tanz der „Cavallets". Auch bei der für den 21. August geplanten Kunstnacht „Nit de l'art" werden in diesem Jahr statt 24 Ausstellern nur zwölf aus der Gemeinde stammende ihre Werke aufbauen können.

Portocristo: Der Dorfplatz macht den Unterschied

Das Rathaus von Manacor hat das Monate im Voraus geplante Dorffest von Portocristo am vergangenen Wochenende bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Nur ein Konzert mussten die Organisatoren streichen: „Auf der Bühne sind derzeit nur 30 Personen erlaubt, das Gemeindeorchester bestand aber aus 60, und nur mit der Hälfte an Musikern wollten sie nicht spielen", sagt Pilar Binimelis, zuständige Koordinatorin im Rathaus Manacor. In anderen Orten wie s'Illot, Cala Murada oder Cala Mandia müssen die Feierlichkeiten in diesem Jahr ausfallen. „Es ist nicht das Gleiche, ob wir ein Dorffest auf einem großen Dorfplatz wie dem in Portocristo organisieren, den man gut an die geforderten Vorschriften anpassen kann, oder in S'Illot", sagt Binimelis.

Artà: wenn, dann Platzkarten

Die Gemeinde Artà im Nordosten der Insel hat die Dorffeierlichkeiten, die für den 1. bis 7. August geplant waren, im letzten Moment doch noch abgesagt. „Viele der zuletzt gemeldeten Infizierten haben sich auf Partys angesteckt. Wenn wir etwas organisieren, animieren wir womöglich die Bewohner, darüber hinaus Veranstaltungen zu planen", sagt die für die Feiern zuständige Gemeinderätin Isabel Nieto. Ein kleines Alternativprogramm soll es trotzdem geben, etwa die Aufführung von Theaterstücken und die Vorstellung eines Buches. Die Messe zu Ehren von Sant ­Salvador am 6. August wird ebenfalls ­sicher stattfinden. Für andere Veranstaltungen will das Rathaus Platzkarten verteilen. So gebe es kein Gedrängel und Chaos unter den Besuchern, sagte Nieto der MZ.

Noch mehr Fiestas und Alternativprogramm gibt es im Online-Veranstaltungskalender der MZ