Im August zeigt der Hibiskus im Inselgarten, was er kann. Denn er ist auch dann noch extrem blühfreudig, wenn andere Gewächse längst schlappgemacht haben. Das kommt nicht von ungefähr, denn die Pflanze aus der Familie der Malvengewächse ist in allen subtropischen und tropischen Gebieten der Welt heimisch. Die Gattung zeichnet sich durch große und auffällige Blüten aus und umfasst mehrere Hundert Arten einjähriger und mehrjähriger Pflanzen, die als Sträucher und sogar als niedrige Bäume vorkommen.

In den modernen Inselgärten, die bevorzugt mit Rosmarin, Gamander und anderen trockentoleranten Gewächsen bepflanzt werden, wirkt der sommerliche Dauerblüher jedoch eher wie ein Fremdkörper. „Man verbindet den Hibiskus häufig mit dem Image der Hotelanlagen aus den 80er- und 90er-Jahren, die nicht unbedingt kreativ waren", meint Gartenarchitekt Hans Achilles vom Unternehmen Son Muda Gardendesign. Damals wäre das Pflanzenangebot auf der Insel auch längst nicht so üppig gewesen wie heute.

Doch es kommt für den Hibiskus noch schlimmer: Die Pflanzen müssen häufig in Verbindung mit Kolibris als Vorlage für bedruckte Textilien herhalten. „Die Armen können ja nichts dafür, dass ihre Blüten auf Hawaii-Hemden, Badeanzügen und T-Shirts gedruckt werden, die jeder sofort mit exotisch-banalem Kitsch assoziiert", schreibt die mallorquinische Buchautorin Aina C. Erice in ihrem Blog.

Die Arten

Bei den meisten Hibiskusarten sitzen die Blüten an langen Stielen in den Blattachseln. Aus ihrer Mitte ragt eine Griffelsäule, an ihr sitzen meist rote Narben und gelbe Staubblätter. Bei gefüllten Sorten sind diese winzig und im Wirbel der Blütenblätter versteckt. Für die unüberschaubare Zahl von Arten gibt es zwei, die sich durch ihre Herkunft unterscheiden, die jedoch für den Handel keine Rolle spielen.

Die Scharonrose, auch Straucheibisch genannt (Hibiscus syriacus bot., altea span., rosa de siria kat.), ist in Süd-, Zentral- und Südost-China beheimatet. „Sie hat den Beinamen Syracus bekommen, nachdem sie in syrischen Gärten entdeckt worden ist und im 18. Jahrhundert vom schwedischen Botaniker Linné beschrieben wurde", erklärt Joshua Borrás, Botaniker an der Balearen-Universität. Die dunklen, farbigen Punkte in ihrer Mitte wären dazu da, Bienen, Schmetterlinge und vor allem Kolibris anzulocken. In ihren wie Kelche geformten Blütenblätter böten sie den Bestäubern großzügig Pollen und Nektar feil. Der Hibiscus syriacus ist die Nationalrose Südkoreas, man findet ihn im Staatswappen und in der Landeshymne. Auf Mallorca sagt man dem Strauch nach, dass er auch im Sommer wenig Wasser braucht.

Die Herkunft des Roseneibisch (Hibiscus rosa-sinensis bot., rosa de China span., hibisc de la Xina kat.) wird in China oder im tropischen Asien vermutet. „Die Bestäubung erfolgt ebenfalls durch Kolibris, Schmetterlinge und Bienen", sagt der Botaniker. Es sei die Nationalblume Malaysias.

Der Verbündete

Man kann vom Hibiskus halten, was man will: Er zählt zweifellos seit vielen Jahren zu den Gewächsen, die das Inselklima bestens vertragen. Doch Vorsicht ist auf der Insel geboten beim Hibiskus im Pflanzgefäß. Im Topf wird es den Wurzeln häufig zu heiß. Pflanzt man sie in die Erde, können sich die Wurzeln besser ausbreiten und Wasser sowie Nährstoffe aufnehmen. Jungpflanzen benötigen reichlich Wasser, der Verbrauch erwachsener Sträucher ist moderat. Was die Pflanze nicht vertragen kann, ist Frost. Moderate Kälte tut ihm gut, denn sie veranlasst den Strauch, seine Blätter abzuwerfen.

Wenn im Frühling keine weiteren kalten Nächte zu erwarten sind, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, die butterweichen Äste kräftig zurückzuschneiden. Der jährliche Schnitt bestimmt, ob aus der Jungpflanze ein Baum mit Stamm und Krone oder aber ein Strauch in ovaler oder runder Form wird. Ist wenig Platz vorhanden, kann der Hibiskus sogar als Spalier gezogen werden. Nach dem Schnitt ist die Vergabe von Nährstoffen angesagt. Gegen Schädlingsbefall hilft radikaler Rückschnitt.

Auf Insektizide kann man beim Hibiskus gänzlich verzichten, das macht ihn zum genügsamen Verbündeten im ökologischen, bienenfreundlichen Ziergarten. „Wir verwenden nach wie vor gern den Hibiskus, aber nicht mehr als Solitärstrauch - wir integrieren ihn in die Gestaltung. Dann ist er nach wie vor eine wunderbare Pflanze", sagt Achilles.