Auch wenn knappe Kassen und große Sorgen die Stimmung trüben: An diesem Dienstagvormittag (22.12.) wird ganz Spanien wohl wieder die auf allen Kanälen aus dem Madrider Teatro Real übertragene Ziehung der spanischen Weihnachtslotterie, der Lotería de Navidad, verfolgen. Wenn auch Corona-konform ohne Zuschauer im Saal - durch jahrzehntelange Anwesenheit haben es einige von ihnen schon zu nationaler TV-Bekanntschaft gebracht - werden also voraussichtlich zehn Jungen und sechs Mädchen des Internats San Ildefonso wie jedes Jahr die Gewinnzahlen vortragen, und das in einem Singsang, den man einmal gehört, nie wieder vergisst.

Hauptgewinn ist der Dicke, El Gordo: Wer ein 20-Euro-Los (Zehntellos, décimo) mit der richtigen fünfstelligen Zahl sein Eigen nennt, gewinnt 400.000 Euro. Das ist die vereinfachte Aussage, denn von jedem Zehntellos gibt es noch neun weitere und von jeder Losnummer 172 Serien. Will heißen: Wenn denn alle verkauft worden sind, könnten 1.720 Käufer das dicke Los gezogen haben. Da es auch noch allerlei kleinere Preise gibt, begonnen bei der Erstattung des Einsatzes für die richtige Endziffer, beläuft sich die Gesamtausschüttung auf 2,4 Milliarden Euro, 28 Millionen mehr als 2019.

Aber das sind Rechenspiele: Worauf es wirklich ankommt bei der Lotería de Navidad, ist, dass gemeinsam gespielt wird: Familien, Belegschaften, Freundesgruppen, Zechbrüder, Stammkunden schließen sich in Tipp-Gemeinschaften zusammen und setzen auf dieselbe Nummer. Das geht in der Weihnachtszeit vielerorts mit einem subtilen Gruppenzwang einher, schließlich mag keiner danebenstehen, sollte tatsächlich ein Losgewinn einzustreichen sein, führt aber zu umso schöneren Gemeinschaftserlebnissen, so Glück und Schicksal es gut meinen.

Der diesjährige TV-Spot - noch ein Teil des Lotería-de-Navidad-Kultes - hob diesen Aspekt noch einmal hervor: Beworben wurde darin, anderen Menschen etwas Gutes zu tun und ihnen ein Los zuzustecken, gerade in diesen schwierigen Zeiten.

Womit wir doch wieder bei der Pandemie angelangt wären: Die Verkäufe sind merklich zurückgegangen, „wer sich früher fünf Zehntellose kaufte, holt sich jetzt nur noch eins", hieß es Mitte November in einer Lottoannahmestelle in Palma. Aber auch dieses eine könnte ja das große Los sein.