Es ist kalt dieser Tage auf der Insel. Das Sturmtief „Filomena" hat Mallorca im Gegensatz zum Festland zwar kein Schneechaos beschert, doch die Temperaturen sinken vor allem nachts in den Keller. Problematisch wird es dann, wenn das Heizmittel knapp wird. Lange Schlangen bildeten sich im Gewerbegebiet Son Castelló, wo die Leute auf der Suche nach Butangasflaschen waren. Nicht wenige Händler haben die Ausverkauft-Schilder schon aufgehängt. Auch die Paraffinkanister sind begehrt. „Nicht mehr vorrätig", vermeldete der Baumarkt „Bauhaus". „Ganz ehrlich, Sie werden in Palma keinen Kanister mehr bekommen", meint der Betreiber einer kleinen Eisenwarenhandlung. „Das Schiff ist nicht angekommen und es versorgt uns alle." Frühestens ab Donnerstag (21.1.) würde es Nachschub geben. Zum Glück gebe es auf den Dörfern noch Restbestände.

Doch da ist ja auch noch die althergebrachte Art zu heizen, mit dem brasero, dem Kohlebecken, unter der Tischdecke. Besonders auf den Dörfern gibt es noch einige, zumeist ältere Mallorquiner, die es sich damit im Winter bequem machen. Richtig zünftig wird es, wenn man die dafür benötigte Holzkohle selbst herstellt. Wie das geht, hat bereits vergangenen Winter ein Mechaniker namens Marcos einem Journalisten vom „Diario de Mallorca" gezeigt.

Gemeinsam mit drei Freunden macht sich Marcos schon in den frühen, kalten Morgenstunden an die Arbeit. Der 52-Jährige kam vor 40 Jahren vom Festland auf die Insel. Zuerst fand er als Maurer einen Job, später im Tagebau von Alaró. Sein Vater war Hirte und nutzte den Verschnitt der Steineichen, um daraus Holzkohle herzustellen. Die Tradition ging vom Vater auf den Sohn über.

„Ob sich der Aufwand lohnt? Aber natürlich! Der brasero gibt eine ganz besondere Hitze ab", sagt Marcos. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich es genieße, mich sonntags in meinen Liegestuhl zu fläzen, mich mit einer Decke zuzudecken und die Wärme des Kohlebeckens unter mir zu spüren."

Einfache Herstellung

Die Herstellung der Holzkohle ist zwar simpel, dauert aber dennoch Stunden. Im ersten Schnitt müssen die Bäume verschnitten und die Äste eingesammelt werden. Auf Mallorca handelt es sich dabei meist um Mandel- oder Johannisbrotbäume.

Der Haufen wird angezündet. Hierbei sind die Vorschriften zu beachten, die Waldbrände verhindern sollen. Das Verbrennen von Gartenabfällen ist in der Nähe von Waldgebieten von Mai bis Mitte Oktober verboten. Außerhalb dieses Zeitraums bedarf es einer Genehmigung der Regierung.

Wenn das Feuer seine Arbeit verrichtet hat, wird die Glut mit Wasser gelöscht. Die Brandrückstände müssen ausreichend abkühlen, ehe es weitergehen kann.

Nun werden die Rückstände in Fässer eingefüllt. Die Öffnungen werden mit einer Plastikplane abgedeckt, die mit Klebeband befestigt wird. Das soll die Sauerstoffzufuhr unterbinden, damit die Kohle schneller abkühlt. Dafür kann auf die Folie zusätzlich noch Wasser geschüttet werden.

Die Kohlen anzünden

Marcos und seine Freunde unterscheiden zwischen carbonissa forta und carbonissa fluixa. Erstere ist kleinteiliger und wird zum Beispiel aus Mandelschalen gewonnen. Letztere ist die Holzkohle, deren Herstellung auf unseren

Bildern zu sehen ist.

Klassisch wird die glühende Kohle in eine Metallschale, den brasero, gefüllt. Unten kommt eine Schicht carbonissa forta rein , die größeren Holzkohlestücke dann obendrauf. „Auf die Kohle tun wir meist noch eine löchrige Dose, den diablillo (Teufelchen, Anm. d. Red.). Er sorgt dafür, dass es besser brennt", so Marcos . Die Schale wird dann meist in die Mulde eines Podestes zwischen den Tischbeinen der mesa camilla gelegt, eines eigens dazu konzipierten „Heiztisches". So können sich alle, die am Tisch sitzen, die Füße wärmen. Wenn die Tischdecke dann auch noch bis zum Boden reicht, entsteht gar eine Art Heizkörper, der zumindest bis zur Hüfte wärmt . Wie lange so eine Schale wärmt, hänge ganz davon ab, „wie viel man beim Verbrennen in der Kohle herumrührt", sagt Marcos.

Nicht ganz ungefährlich

Der Gebrauch der braseros hat auch seine Nachteile. Es besteht die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung. Das geruchlose Gas wird im Volksmund der süße Tod genannt, da es meist unbewusst eingeatmet wird und das Unglück überraschend kommt. Auch durch das „Teufelchen" kann es dazu kommen, dass Kohlenmonoxid ausströmt. Die glühenden Kohlen sind zudem eine Brandgefahr. Das Feuer sollte bei Unwohlsein umgehend gelöscht werden. Das Kohlebecken sollte zudem nicht in Betrieb sein, wenn die Personen im Haus schlafen. Um die Entstehung von Kohlenmonoxid zu verhindern, ist außerdem eine gründliche Reinigung notwendig. Wie bei vielen Heiz­elementen gilt auch bei dieser traditionellen Variante, dass regelmäßig die Zimmer gelüftet werden sollten. Auch wenn das bedeutet, dass kalte Luft in die Wohnung strömt.