Bernat Febrer fühlt sich sichtlich wohl inmitten eines Weinbergs der neuen Bodega Blanca Terra zwischen Porreres und Montuïri auf Mallorca. Was machen die Weinstöcke, wo gibt es etwas ­umzupflügen, wo ist der nächste Traktor, auf den ich mich setzen kann, um den Boden zu be­arbeiten? Der 78-jährige quirlige Mallor­quiner ist fest mit der Natur verbunden, ­eigentlich ein Bauer von seiner Veranlagung her und ­umtriebiger Neu-Winzer. Die neue ­Bodega ist lediglich sein Hobby, wenn auch ein elaboriertes, das mittlerweile die gesamte ­Familie - Tochter, Schwiegersohn und zwei ­Enkel - ­beschäftigt. Alle hat er mit seiner ­Leidenschaft angesteckt.

Ursprünglich war alles ganz klein geplant, tatsächlich als Hobby - oder wie er zu seiner Tochter sagte: „Wein für den Eigenbedarf." Denn sein eigentliches Geschäft ist eine ganz andere Flüssigkeit: Benzin. Er und seine vier Brüder betreiben 18 Tankstellen auf der Insel, die erste wurde 1966 eröffnet. Seine Tochter Maria Antònia Febrer führt darüber hinaus gemeinsam mit ihrem Mann eine eigene Tankstelle samt Autoverleih im Gewerbegebiet Son Oms, dort wo früher, auf dem Land der Febrers, Landwirtschaft betrieben wurde und Kühe weideten. Mit diversen Autoverleihern und Betrieben, die sich auf ihren Grundstücken Land ansiedelten, hat die Familie weiteres Kapital angehäuft - das nun in großen Teilen in der Bodega Blanca Terra steckt, die längst den Hobby-Rahmen gesprengt hat.

2013 kaufte Bernat Febrer die ersten drei Hektar und ließ sich bei der Anpflanzung von Freunden ebenso beraten wie von Jaume ­Bergadà, einem renommierten Önologen aus Barcelona. Bergadà führte Bodenanalysen auf dem weißem Kalksteinboden durch, der der Bodega auch den Namen gibt, und empfahl passende Rebsorten. Bis heute schaut er alle 14 Tage nach dem Rechten. Seine Beratungsdienste lässt er im Übrigen auch acht anderen Bodegas der Insel angedeihen. Hausönologe ist Rafa Lladó. Aktuell gehören 19 Hektar zum Besitz, von denen zwölf bereits mit Wein bepflanzt sind. Hinzu kommt eine topmoderne Bodega, die im vergangenen September offiziell eröffnet wurde. „Anfangs haben wir alles quasi in einer Scheune am Weinberg gemacht, dort standen Presse und Tanks", sagt Maria ­Antònia Febrer. Doch das wurde auf Dauer zu klein, und so sei man auf das ehemalige, jetzt komplett umgebaute Areal des früheren ­Restaurants Es Cantó an der Schnellstraße ­Palma de Mallorca-Manacor umgezogen. Aktuell werden dort rund 40.000 Liter produziert, Kapazitäten bestehen für 200.000 Liter.

Den Weintourismus haben die Febrers ­dabei von Anfang an eingeplant. In einem ­Außenbereich der Bodega kann man beim ­Besuch alte Gerätschaften rund um den Weinanbau besichtigen. „Mein Vater hat sich letztlich nur Gedanken über Weintrauben, Boden und Pflege gemacht. All das, was eine Bodega sonst noch so ausmacht wie Technik, Marketing, Branding, Etiketten oder Vertrieb hat er mir und jetzt auch meinen Söhnen überlassen", sagt Maria Antònia Febrer. So sei der Vater auch seltener in der Bodega zu sehen, sie selbst hätte sich alle wichtigen Informationen an­eignen müssen, „denn Wein kannte ich eigentlich auch nur als Konsumentin."

Doch die Geschäftsfrau und mittlerweile passionierte Bodega-Direktorin hat schnell ­gelernt und schon einiges in Gang gesetzt. So arbeiten sie nicht mehr mit Schwefel, um den Wein haltbarer zu machen, wie es die meisten Bodegas machen, sondern sie nutzen Gas, um den Wein vor Oxidation zu schützen. Auch in Bezug auf ökologischen Weinbau habe sie den alten Herrn „intensiv bearbeitet und schließlich von den Vorteilen überzeugt". Bei den Weinen des Jahrgangs 2020 sei gar keine Chemie mehr im Spiel. Es seien de facto Bio-Weine, wobei die offizielle Zertifizierung auf sich warten lassen werde, denn das sei ein ­dreijähriges Verfahren.

Alle Weine dieses Jahrgangs sind zudem vegan. „Als mein Sohn Bernat mir den Vorschlag machte, dachte ich nur, ,vegan'? Wein ist doch immer vegan, weil aus Trauben", sagt Maria Antònia Febrer. Doch sie wurde eines Besseren belehrt: Die meisten Weingüter benutzen zum Filtern der Weine Eiklar, also ein tierisches Produkt. Die Bodega Blanca Terra habe zu Filterlösungen aus Kartoffel und Erbsen gewechselt. „Das ist teurer, aber warum sollte man durch Eiklar-Nutzung weiterhin die furchtbare Hühnerhaltung forcieren?", sagt Maria Antònia Febrer. Auch was die ­Rebsorten betrifft, zeigt sie sich experimentierfreudig. Mit „Arellat" ist ein neuer Wein der ­autochtonen Rebsorte Giró Blanc bereits auf dem Weg. Mit einer weiteren hiesigen Rotwein-Reb­sorte wird noch experimentiert.

Aktuell sind sechs Weine im Verkauf: ­Foravila, ein junger Weißwein aus Chardon­nay- und Riesling-Trauben. Passió, ein leichter Rosé­wein aus einem Mix von Macabeu-, ­Monastrell-, Syrah- und Merlot-Trauben. Son Roca, ein junger Rotwein aus Cabernet-Sauvignon- und Syrah-Trauben mit sechsmonatiger Fasslagerung. Febrer, ein stärkerer Rotwein aus Merlot-, Cabernet-Sauvignon- und Mo­nastrell-Trauben, ebenfalls mit mindestens sechsmonatiger Fasslagerung, der bereits zwei wichtige Auszeichnungen bekommen konnte. Ses Planes, ein spezieller Weißwein aus Chardonnay- und Moscatel-Trauben, der ­seinen neunmonatigen Reifungsprozess in ­einem Zementei absolvierte. Und schließlich der luxuriöseste Wein der Bodega, der Febrer Selecció, eine Cuvée aus den besten Fässern des Febrer, mit 14-monatiger Reifung. Die ­Preise rangieren zwischen 11 und 40 Euro.

Besucher können wählen zwischen Besichtigung mit kleiner oder größerer Verkostung, mit Käse oder Schokolade, oder auch - in normalen Zeiten - mit Snacks bis hin zum Menü, geliefert von einem Catering-Unternehmen. Dafür stehen große Räumlichkeiten zur ­Verfügung - ideal auch für Feste, wenn die Pandemie einmal vorbei ist. Zudem bietet die ­Bodega in einer Verkaufsabteilung Produkte rund um den Wein sowie einige kulinarische Produkte aus Mallorca.

Bodega Blanca Terra

Geöffnet aktuell täglich 10-14 Uhr, Ctra. Palma de Mallorca - Manacor, km 30, Diseminado Varis, 172, Montuïri. Tel.: 971-26 71 63, www.blancaterra.com