Im Herbst 2020 konnte Mallorca-Residentin Sabrina Böhm die ­vielen Fotos und Videos in ihrer Facebook-Time­line von vorwiegend Frauen, die bunte Plastik-Reifen um ihre Körper schwingen, nicht mehr länger ignorieren. „Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat, und habe erst einmal ge­googelt, was das Reifenschwingen bewirkt", erzählt die 41 Jahre alte Mallorca-Liebhaberin. Schmalere Taille, Gewichtsabnahme, Stärkung der Rücken- und Beckenbodenmuskulatur. Die Ulmerin, die auf der Insel ein Wellness­studio betreibt und alternative Therapien anbietet, staunte nicht schlecht. Auch, da sie selbst an chronischen Rückenproblemen ­leidet, war ihre Neugier schnell geweckt. Sie bestellte sich ihren ersten Reifen.

„Die ersten Wochen lang war dann definitiv eher das Aufheben der Sport", scherzt sie. Doch schon ein paar Wochen später schaffte sie es immer häufiger, den Reifen oben zu halten, und die Versprechen aus dem Internet ­bestätigten sich: „Meine Rückenschmerzen wurden besser, durch Armtraining trainierte ich beim Hullern sogar den ganzen Körper, meine Taille hat sich tatsächlich optisch verändert, zudem war ich viel besser drauf", so Böhm.

Früher nur ein kurzweiliger Kinderspaß, erlebt das Ringschwingen in Zeiten von geschlossenen Fitnessstudios und Ausgangssperre dank sozialer Netzwerke wie Instagram, TikTok und Facebook gerade eine Renaissance. Dem sportlichen Trend hat sich auch Natalie Yazdan angeschlossen.

„Man kommt dabei wirklich ins Schwitzen", erzählt die 36-Jährige, die neben dem Spaßfaktor auch mag, dass man nebenbei noch andere Dinge machen kann. „Ich schaue etwa meine Lieblingsserie, höre Hörbücher oder telefoniere mit Freunden", so Yazdan, die 20 Jahre lang auf Mallorca gelebt hat und nun mehrmals im Jahr ihre Freunde und Familie hier besucht. Ob man dranbleibt und den Reifen nicht gleich wieder in die Ecke stellt, hänge zu einem Großteil vom „richtigen Modell" ab, bestätigen beide Frauen.

Den richtigen Reifen finden

„Zunächst sollte man dafür mit einem Maßband die Distanz vom Boden bis zum Bauchnabel messen. Damit hat man den idealen ­Reifendurchmesser", so Böhm. Problematisch seien vor allem zu kleine Reifen, die man nur schwer bis kaum bewegt bekomme. Ein Reifen für Anfänger sollte zwischen 800 Gramm und 1,2 Kilogramm wiegen. „Mit leichteren Reifen fordert man die Ausdauer und tiefere Muskulatur, mit schwereren trainiert man eher die größeren Muskelgruppen", erklärt Böhm. Ob mit Noppen, gepolsterter oder glatter Oberfläche sei reine Geschmackssache.

Yazdan rät, nicht den erstbesten und billigsten zu nehmen. Ist ein Reifen etwa zu instabil, könne man sich als Anfänger noch schwerer tun. Das neueste, etwas schwerere Modell, das sie sich bestellt hat, habe etwa 55 Euro gekostet. Auf der Insel gibt es momentan beispielsweise in den Decathlon-Filialen nur noch verhältnismäßig einfache Ringe (aros, span.), die maximal 12 Euro kosten (beim Einkauf die derzeit geltenden Bestimmungen beachten). Auch auf vielen Websites sind die aros derzeit ausverkauft, es kommt zu Lieferengpässen, oder der Versand nach Mallorca ist nicht möglich.

Warum also nicht ein Inselprodukt? Wer einen individuell zugeschnittenen aro in seiner Wunschfarbe und -ausstattung möchte, kann ihn bei Sabrina Böhm in Auftrag geben. Da die Hobby-Reifenschwingerin mit vielen eigens erworbenen Modellen unzufrieden war, hat sie kurzerhand beschlossen, nach einer Bauanleitung aus PE-Rohr ihre eigenen zu bauen. Sie kosten ab 30 Euro.

Nicht kreisen!

Hat man einmal einen geeigneten Reifen, gilt es, ein paar Grundregeln zu beachten. Um nicht auszurutschen, empfiehlt Yazdan barfuß oder in Turnschuhen zu hullern. „Dazu am ­besten ein enges Top oder nur einen BH anziehen." Böhm fügt hinzu: „Was die Technik angeht, dann entweder im schulterbreiten Stand das Becken nach links und rechts oder in Schrittstellung, also mit einem Bein nach vorne, nach vorne und hinten kippen. Auf keinen Fall mit der Hüfte kreisen!" Zudem beim Anschwingen den Reifen bis zur Hüfte mit der Hand halten und nicht zu früh loslassen. „Das nimmt sonst Schwung weg", sagt Böhm.

Am besten man fängt mit maximal fünf Minuten an. Häufig bekommen Anfänger blaue Flecken. „Bei zu vielen bitte pausieren", rät Böhm. „Auch, wer ernsthafte Rückenprobleme hat, sollte vor dem Hullern Rücksprache mit seinem Arzt halten." Ansonsten heißt es üben, üben, üben. Videos mit Anleitungen gibt es zum Beispiel unter Instagram bei elli_hoop, hulahoop_community , motivation_healthcare_food, lesend_durchs_leben und in Facebook-Gruppen wie „Hula Hoop Anfänger & Profis". Profis können auf TikTok etwa von lilhoopgirl noch etwas lernen.

Sabrina BöhmFacebook: Mallorca FitnessHooping,www.cleobell.com, Tel.: +34 611-27 72 34Sabrina Böhm

Natalie Yazdan