Erinnern Sie sich noch an die Western-Serie „Bonanza" aus den 70er-Jahren? An Ben Cartwright und dessen Söhne Hoss, Adam und „Little Joe", die nach jedem ausgestandenen Scharmützel verstaubt in den Sonnenuntergang ritten - mit der Gewissheit, dass daheim auf Papis Ranch wie eh und je frisch gebügelte Hemden, Bohnen mit Speck und ein knisterndes Kaminfeuer warteten?

Wenn es auf Mallorca einen vergleichbaren Ort wie die Ponderosa-Ranch gibt, dann ist das möglicherweise der T Golf & Country Club Poniente. Allein der Name klingt bereits nach Western-Idylle. Ein gewagter Vergleich, gewiss. Schließlich wird im T Golf Club nicht übers Gelände geritten, sondern Golf gespielt. Zudem heißt der Hausherr nicht Ben Cart-wright, sondern Heiner Tamsen. Und statt Hoss oder Little Joe hat Club-Manager Borja Ochoa die Zügel in der Hand. Eines haben die kalifornische TV-Ranch und der Golfclub in Calvià aber gemein: Irgendwie ist dort stets alles so wie immer. Im grünen Bereich. Egal ob Indianer-Angriff oder Virus-Pandemie.

Während man derzeit in vielen anderen Clubs der Insel unter dem wirtschaftlichen Pfeilhagel die Köpfe einzieht, zeigt man sich auf der Golf-Ranch Poniente eher unbeeindruckt und mit neuem Cowboy-Hut. „Das wird alles schon wieder", meint Borja Ochoa auf die Frage, wie er die Aussichten der Fairway-Branche für die diesjährige Saison einschätze. „No problem", hätte Ben Cartwright genauso gut antworten können, um dabei lässig auf den vollen Patronengürtel an der Hüfte zu schauen.

Ein ausreichender Vorrat an Munition entscheidet nicht nur im Wilden Westen mitunter über Leben und Tod. Im T Golf & Country Club von Multimillionär Tamsen jedenfalls, der in den 1990er-Jahren mit dem Verkauf sündhaft teurer Luxusautomobile den Grundstein seines heutigen Vermögens legte, gehen die Patronen derzeit nicht aus, scheinen finanzielle Nöte wie in anderen Clubs auf der Insel keine große Sorge zu sein. „Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel Geld investiert, um Poniente zu einer der exklusivsten Anlagen in Europa zu machen. An diesem Konzept halten wir fest. Auch in schwierigen Zeiten", stellt Ochoa klar. Und er kennt sich mit schwierigen Zeiten gut aus.

Neuanfang vor sechs Jahren

Es war im Herbst 2015 als der Hamburger Unternehmer Tamsen die vollkommen heruntergewirtschaftete 18-Loch-Anlage Golf Poniente, rund zwei Kilometer außerhalb der britischen Urlauber-Hochburg Magaluf, erwarb. Mitsamt des insgesamt rund 160 Hektar großen Grundstücks. Nichts Besonderes eigentlich, schließlich hatten Ähnliches vor ihm bereits andere vermögende Wirtschaftskapitäne und Golf-Mäzene aus Alemania getan, so etwa Sportwagen-Urenkel Hans-Peter Porsche (Golf Alcanada), Einbaufenster-König Adam Pamer (Golf Son Gual) oder Drogerie-Kaiser Erwin Müller (Golf Canyamel).

Die betriebliche Weiterführung von Golf Poniente stellte Tamsen allerdings vor eine unternehmerische Herausforderung. Der im Jahr 1978 eröffnete und wegen des Designs seiner Spielbahnen im Ausland beachtete Club befand sich in einem erbärmlichen Zustand. Drei Jahre lang dauerte die millionenteure Neugestaltung auf und neben dem Rasen. Manchmal ging es dabei wie im Wilden Westen zu. Scheinbar illegal herangeschaffter Wüstensand aus der Sahara zum Füllen der Bunkerhindernisse oder fehlende Genehmigungen aus dem Rathaus in Calvia, unter anderem für den Bau der spektakulären Skylounge auf dem Dach des Clubhauses, führten nicht nur zu negativen Schlagzeilen in der Presse, sondern auch zu einer monatelangen Schließung der Zufahrt zum Club.

2019 konnte Manager Ochoa den T Golf & Country Club Poniente schließlich unter Erfüllung aller Auflagen eröffnen. Der Club gilt seitdem hinsichtlich Optik, Design und exklusivem Ambiente zu den Top-Golfanlagen auf der Insel. Ein Image, an dem Manager Borja Ochoa weiter feilen will. Bei ihm Golf zu spielen, soll in Zukunft eine noch viel elitärere Sache werden als bisher schon. Neben den auf der Insel kaum noch zu überbietenden Greenfee-Preisen von bis zu 150 Euro pro Runde will der Club bis Ende dieses Jahres exklusive Spielberechtigungen in Form von sogenannten Lifetime-Memberships an vermögende Kundschaft verkaufen. Gleichzeitig soll die Zahl der Tagesgäste reduziert werden. Ein Geschäftsmodell, das nicht allein in Zeiten geringer Urlauberfluktuation durchaus Chancen auf Erfolg haben könnte.

Einen Golfplatz auf Mallorca zu bauen, zu kaufen und anschließend das ganze Jahr über zu bewirtschaften, war in der jüngeren Vergangenheit eher ein Minus-Geschäft. Selbst die Aussichten, nur einen Teil der im achtstelligen Bereich liegenden Investitionskosten irgendwann amortisieren zu können, sind gering. „Mit dem Betrieb eines Golfplatzes eine wirtschaftliche Rentabilität zu verdienen, ist unmöglich", meinte selbst Heiner Tamsen nach dem Kauf des Clubs gegenüber der MZ. Ben Cartwright von der Ponderosa-Ranch hätte darüber womöglich nur den Kopf geschüttelt.