Noch ist es kühl auf den Wegen, die durch das Labyrinth des Gartens bei s'Horta im Südosten von Mallorca führen. Doch trotz winterlicher Stimmung lässt sich auf den verschlungenen Wegen erahnen, dass es sich bei dem 15.000 Quadratmeter großen Garten um eines dieser Anwesen handelt, auf denen leidenschaftlich gegärtnert wird. Sich hier zu treffen, war die Idee von Pacu I. Segalà (39), der bereits seit Ende 2019 der Mediterranean Garden Society (MGS) auf den Balearen vorsitzt. Der gemeinnützige Verein zählt auf den Inseln 100, weltweit in 38 Ländern 1.700 Mitglieder. Segalà ist Katalane, er lebt seit zehn Jahren in MallorcaSantanyí

Warum haben Sie gerade das Anwesen bei s'Horta für das Treffen gewählt?

Pacu: Der Garten gehört Diana. Sie lebte lange in Südafrika und kam bereits mit botanischen Kenntnissen auf die Insel. Sie zählt zu den MGS-Mitgliedern der ersten Stunde. Im Lockdown hat sie mit einer Freundin gemeinsam einen Teil des Gartens umgekrempelt. Viele haben das so gemacht, die Gärtner auf der Insel waren glücklich, während der Quarantäne auf Mallorca zu sein und ab Frühjahr 2020 draußen arbeiten zu können. Manche Anlagen wurden umgestaltet, andere sogar durch Grundstückszukauf vergrößert.

Vor einem Jahr wurde dann aus dem Teich ein Beet?...

Diana: Eigentlich sollten die MGS-Mitglieder im März 2020 zu mir kommen. Es war eine Tauschbörse für Ableger und Setzlinge geplant. Dann musste wegen Corona von einem Moment auf den anderen alles abgesagt werden. Doch wir haben das Beste daraus gemacht und mit meiner Mitbewohnerin Renate enorme Power entwickelt. Hier gibt es viel Wasser und Verteilersysteme aus arabischer Zeit. So kam es auch, dass vor vielen Jahren ein Teich für Koi-Karpfen angelegt wurde, der sich jedoch als sehr arbeitsintensiv erwies.

An der Vertiefung ist noch zu erkennen, dass hier einmal ein Teich war. Das frühere Ufer ist etwas erhöht. Dort blühen neu gesetzte Zwiebelpflanzen - in Blau die Iris, die Calla in Weiß, und orangefarben die Chasmante floribunda. Einen Meter tiefer wachsen ebenerdig zwischen Steinen Sukkulenten, zwei Olivenbäume und ein rosa blühendes Brandkraut.

Wie schaffen es zwei Frauen, dass aus einem Teich ein blühendes Beet wird?

Diana: Erst musste der Wasserzulauf verlegt und dann der Kautschuk auf dem Grund perforiert werden. Dann konnten Pflanzen in die Erde kommen, die wir gekauft oder geschenkt bekommen haben. Die Arbeit hat uns großen Spaß gemacht.

Die MGS auf den Balearen wurde um die Jahrtausendwende gegründet. Einige Gartenbesitzer haben aus Altersgründen die Insel verlassen. Gibt es eine neue Generation?

Pacu: Einige Mitglieder sind jung. Manche, die auf die Insel ziehen, sind bereits MGS-Mitglied, weil sie auch zu Hause schon einen Garten oder einfach Interesse an mediterranen Pflanzen hatten. Es gibt auch Gartenbesitzer, die mit tropischen Pflanzen und Rasen leben, sich aber mediterrane Bepflanzung wünschen. Sie suchen dann bei der MGS Rat für eine authentische Gestaltung.

Wird es in Zukunft überhaupt noch leidenschaftliche Gärtner geben?

Pacu: Überall zeichnet sich ein Trend zur Professionalität ab. Vor allem die Gestaltung großer Anwesen, die mit hohen Investitionen verbunden sind, führen Gartenarchitekten aus. Einige von ihnen sind MGS-Mitglieder, dadurch hoffen wir, dass wir weiterhin Zugang zu Spitzengärten bekommen oder sogar Einfluss auf ihre Gestaltung nehmen können. Denn sie sind oft Vorbild für Gärtner, die ihre Beete nach wie vor selbst pflegen.

Welchen Einflüssen unterliegen die Veränderungen privater Gartenanlagen?

Pacu: Gärten passen sich, wie vieles andere auch, dem gesellschaftlichen Wandel an. Meine Familie gestaltet seit 150 Jahren Gartenanlagen. Im 19. Jahrhundert ließen reiche Industrielle in Katalonien modernistische Gärten anlegen. Dann kam der Spanische Bürgerkrieg, danach war das Bürgertum verarmt. Die neue Generation musste sich an die Verhältnisse anpassen. Auf der Insel bestimmten weit gereiste Aristokraten die Gestaltung der Landgüter. Doch zu großen Veränderungen kam es, als Mittel- und Nordeuropäer, insbesondere Briten auf die Insel kamen. Die ersten Mitglieder der MGS plädierten bereits für mediterranes Gärtnern ohne Rasen. Bei den neuen Gärten wird vermehrt der Klimaschutz, die Biodiversität, aber auch der Verzicht auf Plastik, Torf und chemische Schädlings- oder Düngemittel eine Rolle spielen.

Wie wird die MGS-Agenda aussehen, wenn sich wieder größere Gruppen versammeln können?

Pacu: Wenn die Pandemie vorbei ist, werden wir neben den klassischen Gartenbesuchen das Programm unter dem Motto Edicational activities weiterführen. Geplant sind unter anderem Vorträge über natürliche Bestäubung und Biodiversität, Recycling, Kompostierung sowie Biochar. Außerdem sind Führungen vorgesehen, bei denen die Mitglieder die endemischen Pflanzen der Inseln kennenlernen. Wir können sie schützen, indem wir ihnen in den Gärten die Gelegenheit geben, sich zu vermehren. Viel Nachholbedarf gibt es bei all diesen Themen auf Ibiza, dort wird noch wenig nachhaltig gedacht.

Wie wird man MGS-Mitglied?

Pacu: Man muss keinen eigenen Garten besitzen, bei uns ist jeder willkommen, der sich für mediterrane Pflanzen interessiert. Ich wurde unter anderem auch deshalb zum Vorsitzenden gewählt, weil ich außer Spanisch, Englisch, Italienisch und Französisch auch Deutsch spreche. Vielleicht animiert das mehr deutsche Pflanzenliebhaber als bisher, Mitglied zu werden.

Die Gastgeberin begleitet jetzt die Besucher zum Parkplatz. Vor dem Haus steht eine hohe Palme, um deren Stamm rundherum dicht an dicht Rosmarinsträucher in hellem Blau blühen. Drei Oleanderbäume mit üppigen Kronen und hohen Stämmen stehen auf der rechten Seite der Einfahrt.

Gibt es neue Pläne für den Garten?

Diana: Leider kann ich mit meinen 80 Jahren nicht mehr so arbeiten wie früher. Aber der Garten ist nach wie vor mein Ein und Alles. Ich habe viele Träume und noch einiges vor.