Endlich wieder draußen im Restaurant zu Abend essen - diese durch die vorsichtige Lockerung der Restriktionen nunmehr auf Mallorca bestehende Möglichkeit ist für die Gäste eine attraktivere Vorstellung als für viele Gastronomen. Das ist das Ergebnis einer MZ-Umfrage unter den Betreibern einiger bekannter Lokale auf der Insel. Seit dem 26.4. dürfen Cafés und Restaurants auf Mallorca von montags bis donnerstags zwischen 20 und 22.30 Uhr wieder Abendessen anbieten. Tagsüber dürfen sie bis 17 Uhr öffnen.

Diese Wirte sind skeptisch

Manuela Aichinger, die zusammen mit ihrem Mann Jens Krumbiegel das Restaurant Urbano in Port d'Andratx betreibt, sagt: "Unsere Gäste sehnen sich nach gutem Essen, aber ihnen ist es - trotz unserer Heizpilze - am Abend noch zu kalt und ungemütlich. Wir haben allerdings mittags gut zu tun und oft sind unsere 35 bis 40 Terrassenplätze auch besetzt. Das reicht uns zur Zeit. Spannend ist auch, wie schnell sich unsere Gäste daran gewöhnt haben, nun ihr abendliches Essen mittags schon zu genießen."

Weiter an der Westküste liegt Deià mit dem Sternerestaurant Es Racó d'es Teix von Leonor Payeras und Josef Sauerschell. Sie öffnen ebenfalls nur mittags. Auch das sei schon kompliziert. "Unsere Gäste bekommen ja ein umfangreiches Menü. Das will man in Ruhe genießen. Da wären zweieinhalb Stunden am Abend, abzüglich der Zeit für die Bestellung, zu wenig. Zudem sind aktuell in Deià noch alle Hotels geschlossen, das Wetter ist nicht perfekt, und in der Woche verirrt sich kaum jemand hierhin. Wir haben schon immer, und werden das auch nicht ändern, Montag und Dienstag Ruhetag, blieben uns nur zwei Tage. Dafür so viel Aufwand zu betreiben, womöglich Kellner aus der Kurzarbeit zurückholen - nein, das lohnt sich nicht. Da warten wir lieber noch etwas ab", sagt Leonor Payeras.

Cristina Pérez, die Partnerin von Gerhard Schwaiger im Restaurant Schwaiger Xino's in Sa Vileta, ist ebenfalls entschieden gegen eine abendliche Öffnung unter den aktuellen Bedingungen. "Die falschen Tage und ein zu kurzer Zeitraum. Das ist ökonomisch nicht interessant. Die Kosten für das Mehr an Personal kann man damit nicht wieder hereinholen. Und obwohl wir eine Terrasse für maximal 60 Personen haben, sind es letztlich gerade mal 40 Gäste, die wir bewirten können - bei besten Wetterbedingungen, denn wir dürfen die Terrassen ja nur teilweise vor Regen und Wind schützen. Da hilft auch kein Heizpilz mehr. Zumal, keiner weiß, ob diese Regelung bleibt, erweitert oder auch wieder zurückgenommen wird. Das ist uns zu unsicher."

Auch der Fischpirat von Joachim Bähre an der Playa de Palma bleibt abends noch zu. Es ist ebenfalls die Unsicherheit, die ihn warten lässt. "Mittags läuft es ja ganz gut, aber das Ganze ist ein Rechenexempel, denn ich muss mich fragen, ob der abendliche Umsatz an meinen höchstens acht Tischen entschieden höher liegt als das Gehalt für eine Kellnerin, die ich dann aus der Kurzarbeit zurückholen müsste."

Das beliebte Agapanto in Port de Sóller bleibt nach einer dreiwöchigen geöffneten Phase über Ostern gleich ganz zu. "Hierhin kommen zur Zeit kaum ausländische Gäste, die den Hauptteil meiner Kunden ausmachen. Das Risiko ist mir zu hoch, auch weil man nicht weiß, ob sich die Bestimmungen wieder ändern, und die Kosten sind enorm. Da warte ich lieber den Mai ab", sagt die Chefin Ana Maria Sturm. Geplant sei eine Öffnung am achten Mai.

Diese Wirte sind mit dabei

Zufrieden mit der abendlichen Öffnung hingegen ist Matias N. Provvidenti von den Lokalen Shaka und Maleva an der Plaça Raimundo Clar in Palma. "Alle Gäste sind glücklich und wirken wie befreit, endlich mal wieder abends ausgehen zu dürfen. Und mich freut es auch, denn abends geben unsere Kunden mehr Geld aus als mittags." Er hat mit dem Konzept "Maleva - Fleisch in hoher Qualität, perfekt gebraten" sogar ein Franchise ins Leben gerufen, bei dem er aber stets auch als Executive Chefkoch dabei ist. Ein neues Lokal ist schon eröffnet: Maleva Marítim in der Carrer Monsenyor Palmer nahe des Hafens, wo es der Lage gemäß, auch Fisch vom Grill gibt. Ein weiteres Lokal öffnet wahrscheinlich Ende Mai in Port de Sóller in erster Meereslinie.

Auch Jens Bräuning vom Restaurant Adelfas in Nova Santa Ponsa ist zuversichtlich. "Wir hatten bislang - toi, toi, toi - in der gesamten Pandemie-Zeit gut zu tun mit unserem Take-away-Angebot. Wir konnten sogar Stammgäste hinzugewinnen. Und jetzt kommen sie mittags wieder und wir haben für die beiden Abende, die wir öffnen - Dienstag und Mittwoch sind Ruhetage - schon jede Menge Reservierungen. Egal, ob es regnet: die Gäste sitzen auch bei Regen unter den Schirmen und neben den Heizpilzen. Diese Treue finde ich wunderbar! Es ist nicht so, dass ich reich geworden bin, aber das Lokal funktioniert, ich konnte sogar das gesamte Personal aus der Kurzarbeit zurückholen und stelle sogar einen oder eine Auszubildende ein."

Vieles hängt am Wetter

Das Wetter wiederum macht anderen zunächst einen Strich durch die Rechnung wie dem Lila Portals in Portals Nous, die erst nächste Woche mit dem abendlichen Service starten. Aber dann mit vollem Optimismus, guter Vorbereitung und mit jeder Menge Personal, denn Betreiber Stefan Zälke hat etliche Mitarbeiter wie die abendliche Kochcrew zurück aus der Kurzarbeit geholt: "Ich freue mich über jeden Mitarbeiter, den ich wieder komplett beschäftigen kann, denn alle waren im letzten Jahr auch so flexibel, dass wir auf Grund unserer großen Terrasse durchaus auch Umsatz gemacht haben. Ich halte die Öffnung für ein kalkulierbares Risiko. Wir hängen nur am Wetter, aber es wird ja ab Mitte Mai auch wieder stabil wärmer. Bis dahin haben wir Heizpilze und lila Decken. Aber für den tollen Blick von unserem Lokal nehmen viele Gäste diese kleinen Unannehmlichkeiten gerne in Kauf. Und wir müssen mit den abendlichen Öffnungen auch ein Zeichen setzen, dass Mallorca zurück zur Normalität findet."