In vollen Zügen genießt María Loureiro die neue Aussicht, die sie von ihrer Bar im Sa-Riera-Park hat: Erst vor wenigen Tagen, am 16. April, hat das Rathaus von Palma de Mallorca nach sieben Monaten Bauarbeiten einen neuen Spielpark eingeweiht, inklusive sensorischem Spielplatz und Wasseranlage. Es kehrt wieder Leben ein, zunehmend mehr Gäste finden den Weg in Loureiros Bar, die sie seit vier Jahren hier ­betreibt. Die mit Kreide auf die Fassade geschriebenen Öffnungszeiten muss sie noch aktualisieren: Jetzt, da der Park eine Attraktion mehr hat und die Restriktionen gelockert wurden, öffnet sie auch wieder unter der Woche.

„Wir arbeiten immer, wenn die Kinder frei haben", so die Betreiberin, die gerade noch eine coca zubereitet, bevor der Ansturm beginnt. Ab 16 Uhr, wenn die Schule aus ist, wird es unter den neuen Sonnensegeln des Spielplatzes wieder rundgehen. Vor allem am Wochenende und an Feiertagen sei es eine wahre Freude, den vielen Kindern beim Spielen zuzusehen. „Die letzten Monate glich das hier einem Geisterpark", so die Wirtin. Eine Bar in diesem Park, das sei schon ein Privileg.

Hier wird jeder glücklich

„Ein Park, offen für alle", mit diesem Spruch wirbt das Rathaus auf einem großen Schild an einem der vier Eingänge. Und es ist etwas dran: Der im Jahr 2007 eröffnete Park, der nach dem Sturzbach benannt ist, der ihn durchkreuzt, liegt in direkter Zentrumsnähe und hat eigentlich allen Besuchern etwas zu bieten. Auf die Kosten kommen die Spaziergänger, die die Brücken des Sturzbachs überqueren, die Sonnenanbeter auf dem Rasen, die Skater, die Familien mit Kindern, die Hunde, die sich auf einer ­eigenen Wiese austoben dürfen, die Freizeitsportler, die an Fitnessgeräten am Wegesrand, auf den Treppen des Amphitheaters oder beim Rundendrehen allein sowie in Gruppen ins Schwitzen geraten. Und auch das gehört zum Bild von Sa Riera: Obdachlose, die sich unter der Brücke im nördlichen Teil des Parks längst eingelebt haben.

Gleichzeitig ist nicht alles in dieser Grünzone im grünen Bereich: So mancher wünscht sich mehr Natur und weniger Kies. Das Gras ist trocken, und die Wassersprinkler, an denen man sich oft im Sommer erfrischen konnte, wurden abgestellt, um Wasser zu sparen. Auch den Gang zur Toilette will man lieber vermeiden. Beim Engagement der Stadtverwaltung sei durchaus Luft nach oben, findet denn auch Barbesitzerin Loureiro, trotz des Lobs für

die Modernisierung des Spielplatzes. Am Wochenende, wenn die meisten Menschen kommen, liefen die Mülleimer über. ­Einen Container gebe es nicht, und auch Sicherheitspersonal oder zumindest Überwachungskameras vermisst die Wirtin. Vor zwei Jahren wurde die Kletter- und Spielburg in Brand gesteckt, wobei auch der Gummi­boden Schaden nahm. All das musste nun instand ­gesetzt werden. „Wenn den neuen Spielplatz niemand überwacht, wird er auch nicht lange so schön aussehen", befürchtet Loureira, die hier schon viele Kinder von Stammkunden hat aufwachsen sehen und selbst mit ihren Nichten regelmäßig den Park besucht hat.

Paradies für Kinder

Dem Park treu geblieben ist über die Jahre ­hinweg auch Cicilia Maneva, die an diesem Donnerstagnachmittag (29.4.) mit ihrer dreijährigen Tochter María und dem Hund einer Freundin die Sonne auf einer Bank am neuen Spielpark genießt. Ihre beiden Neffen, mit denen die Bulgarin früher öfter zum Austoben hierher kam, sind mittlerweile zu alt dafür. Sie findet man mittlerweile im Skate-Park im nördlichen Teil des Parks. „Aber für María und Kinder in ihrem Alter ist die neue Anlage perfekt", meint Maneva. Die Kleine frage denn auch ­häufig „Gehen wir in die Berge?" und meint damit den neuen Kunstrasen, den das Rathaus über den sanften Hügeln installiert hat.

„Vorher gab es keinen Schatten, die Sonne hat richtig geknallt. Daher sind wir in den ­heißen Monaten gar nicht hierher gekommen", erzählt die 34-Jährige, die auch über den Bänken am Rand der Spielfläche gern ­Schattenspender hätte. Die Familie wohnt im Viertel Bons Aires und kommt immer Donnerstagmittag vor dem großen Ansturm. Dann hat Maneva noch gute Chancen, ihre Tochter im Getümmel im Auge behalten zu können.

Perfekt wäre eine Zone, in der sowohl Hunde als auch Kinder zusammen spielen und sich austoben könnten, so Maneva, aber sonst habe man beim Bau des Parks an alles gedacht. Der kleinen María gefallen vor allem die Wasserspiele neben der Anlage - für die Kinder eine große Verlockung. „Wenn ich nicht schnell ­genug bin, steigt sie hinein", so Maneva. Erlaubt ist das nicht.

Die neuen Attraktionen haben sich im Freundeskreis längst herumgesprochen. Auch der dreijährige Kaloyan, der Sohn von ­Manevas Freundin Elitsa Atanasova, steuert am Donnerstag direkt die Wasseranlage an. „Wir sind heute zum zweiten Mal hier", erzählt Atanasova. In Illetas, wo die Familie wohnt, gebe es kaum Spielplätze. Und schon gar keinen Park, der mit dem hier vergleichbar sei.

Skater in ihrem Element

Marco Llaneras geht es ähnlich. Zu Hause bei sich in Arenal finde sich kein Skate-Park, der an den im Sa-Riera-Park herankomme, meint der 16-Jährige. Also komme er nach der Schule fast täglich hierher, um sich mit seinen Freunden zu treffen, zu skaten und herumzualbern. Heute will er mit seinen moves auf dem Cityroller seine beiden Freundinnen Amelia López und Victoria Jimeno beeindrucken. „Los, probier auch mal!", fordert Marco eines der Mädels auf, als er für die Fotografin posieren soll. Doch die beiden 14-Jährigen bleiben lieber am sicheren Rand des Skate-Parks sitzen. Noch ist genügend Platz zum Skaten - später zwischen 18 und 19 Uhr müsse man sich den Weg über die Hindernisse regelrecht erkämpfen, so viele Skater seien dann vor Ort.

Joggingrunde über die Brücken

Dass es sich am frühen Nachmittag auch gemütlicher läuft, weiß auch Vicente Calafell zu berichten. Der Anwalt will heute noch auf 15.000 Schritte kommen. Als die MZ-Redakteurin ihn anhält, hat er erst 3.000. Calafell kommt schon seit der Eröffnung des Parks hierher, an diesem Donnerstag ist es aber das erste Mal in diesem Jahr. „Im Winter laufe ich am Paseo Marítimo, ab Frühling dann im Sa-Riera-Park", verrät er. Am Park schätze er besonders, dass er auf Kies statt auf Asphalt ­unterwegs sei und der Autolärm fern bleibe. „Es läuft sich hier besser, auch wenn der Park größer sein und es noch ein paar Bäume mehr geben könnte", meint der 51-Jährige. Verständnis hat er aber dafür, dass der Rasen recht vertrocknet ist: „Man kann ihn schon wegen des Klimas nicht wie in Deutschland pflegen", so Calafell, „das wäre zu teuer."

Sport in der Gruppe

Zu späterer Stunde finden sich im Park zunehmend mehr Sportgruppen ein, zum gemeinsamen Laufen, für eine Zumba-Session oder auch für Work-outs. Eine der ersten ist heute die Gruppe von Personal Trainerin Cristina Obrador. Ein einstündiges Ganzkörper-Training steht an, zu dem maximal zehn Personen kommen dürfen. Vorher waren nur sechs erlaubt, und Obrador musste ihre Teilnehmer per Video-Schalte animieren. Mittlerweile kommt sie wieder täglich in den Park und gibt dann zwei bis drei Trainingsstunden.

„Ich mag den Park, weil er perfekte Bedingungen für jedes Training bietet - ob an den Treppen oder auf den umliegenden Hügeln, an den Pergolen, an denen man Klimmzüge machen kann, oder auf dem Rasen, der sich für Dehnübungen eignet", erklärt die 34-Jährige. Nur einen Calisthenics-Park vermisst die Mallorquinerin. Gebe es auch hier eine solche Anlage mit Stangen in verschiedenen Positionen für Übungen mit dem eigenen Körpergewicht wie etwa in Santa Ponça oder Son Moix, wäre die Nachfrage groß, ist sich die Trainerin sicher. Aber vielleicht helfe ja eine Unterschriftensammlung. Auch mehr Papierkörbe und Wasserspender würde sie sich wünschen.

An diesem Nachmittag sind acht Sportler gekommen. Durch das öffentliche Training macht Obrador ganz nebenbei Werbung, Interessierte können dazustoßen. Wegen Corona trainiert die Gruppe noch ohne Geräte, nicht zuletzt, weil sich ab und an die Polizei blicken lässt und kontrolliert, ob Abstände und Gruppengrößen eingehalten werden.

Egal, ob Sport, Spaziergang oder Freundestreff: Um 22 Uhr schließen die Türen des Parks. Dann hat auch Loureiro ihre Außentische längst abgeräumt. Denn die verlängerten Öffnungszeiten für die Gastronomie ab 20 Uhr lohnen sich für sie leider nicht. Aber die Wirtin freut sich auf den nächsten Tag, auf den idyllischen Blick, das Kindergelächter und die zurückgekehrte Vitalität der Menschen in Palma.