Irgendwann hatte Elisa Muñoz die Nase voll von Salaten und Gemüse in Plastikverpackungen, und sie begann, Pflanzen für die Küche selbst auszusäen. So kamen auf dem Balkon und der Terrasse in Sencelles derart viele Töpfe zusammen, dass sie und ihr Partner Pedro ­Serra dort keinen Platz mehr hatten.

Damals war die 36-Jährige noch schwer ­damit beschäftigt, für eine Firma Urlauber in gemieteten Häusern und Wohnungen zu betreuen. „Das war ein Riesenstress. Ich war für alles zuständig: für den Stromausfall oder wenn der Wasserhahn nicht richtig funktionierte“, berichtet die Mallorquinerin. Da war es verlockend an, die Töpfe einzupacken und mit ihnen auf der Finca der Familie Serra ein neues Leben zu beginnen.

Die Geschäftsidee

Gemeinsam baute das Paar ein Gewächshaus, bestellte Samen und desinfizierte von Freunden ausrangierte Aussaatschalen mit Essig­lösung. Die Erde für die Samen mischten die beiden aus Kokosfasern, Kompost, Wurmhumus sowie Vermiculit, das für Belüftung sorgt. So also spielte von Anfang an die Umweltverträglichkeit bei dem Projekt eine große Rolle.

Auf dem Weg zur Selbstständigkeit ist mittlerweile die mallorquinische Handelskammer behilflich, die mit dem Projekt „Dona Impuls“ Frauen bei Unternehmensgründungen unter die Arme greift. Die Firma hat auch schon einen Namen: Ses Bardisses. Dies steht im Mallorquinischen für die Wildvegetation bei Natursteinmauern.

Derzeit ist eine Website für das Start-up in Arbeit. Anfangs sollen die Setzlinge an ­Biolandwirte und über Apps an Verbraucher in der Nähe verkauft werden. Irgendwann ­könnte es auch Stände auf den Wochenmärkten geben, auch die Auslieferung auf der Insel ist möglich.

Denn mittlerweile ist eine stattliche Kollektion von Exemplaren der rund hundert verschiedenen Sorten herangewachsen. Manche schlummern als Sämlinge noch unter der Erde, bei anderen spitzt das Grün gerade durch die Erde. Viele Setzlinge haben jedoch die richtige Größe, um sofort im Freien ausgepflanzt zu werden. Zu ihnen zählen, neben vielen anderen, Ramallet- und Kirschtomaten, Zucchini und eine wenig bekannte Bohne mit violetten Schoten.

Kräuter und Gemüse

Auch die Klassiker des Kräutergartens sind reif für die Beete: Oregano, Thymian, Estragon, Salbei, Dill und Basilikum. Doch Kräuter sind nicht nur als Zutaten in Gerichten bekömmlich. Sie unterstützten auch Pflanzen, wie Serra erklärt. So lockten die Blüten der Ringelblume (Calendula officinalis bot., caléndula span., boixac de jardí kat.) nicht nur Insekten an. Eine bestimmte Pilzart lebe mit den Wurzeln der Calendula in Symbiose und ließe als Dank dafür die der Gemüsepflanzen in Frieden.

Die einjährige Cosmea (Cosmos bipinnatus bot., cosmos span. und kat.) kann mit Blüten auf Stängeln, die über einen Meter hoch werden, Honigbienen und Wildinsekten anziehen und sie auf die weniger attraktiven Blüten des Gemüses aufmerksam machen. Auch die Blüten der Zinnie (Zinnia elegans bot., rosa mística span. und kat.) sind reich an Nektar.

Im Gewächshaus wachsen außerdem viele Minzearten für Küche und Tee. Und sogar eine Katzenminze (Nepeta cataria bot., hierba gatera span., menta de gat kat.): Sie soll Stubentiger begeistern und beruhigen, wenn sie zum Veterinärbesuch in eine Tierbox müssen.

Heilpflanzen

Die Artenvielfalt auf der Finca bei Sencelles ist auch dem Samenhändler Pamies im katalanischen Balaguer zu verdanken. Er liefert außer den auf der Insel üblichen Küchen- und Heilkräutern auch bisher weniger bekannte Arten.

Der Aromatischen Beifuß (Artemisia annua bot., ajenjo dulce span.) beispielsweise ist ein aromatisches Küchenkraut, gilt aber auch als wichtiges antivirales Mittel in der traditionellen chinesischen Medizin.

Das Wermutkraut (Artemisia absinthium bot., ajenjo span., artemisia absenta kat.) ist eine mehrjährige Heilpflanze, die in Katalonien heimisch ist und sich als Strauch auf der Insel durchaus wohlfühlt. Sie hilft bei Störungen des Magen-Darm-Trakts.

Das grüne Shiso-Kraut (Perilla frutescens bot., perilla morada span.) wird zu Sushi und Sashimi-Gerichten serviert und in Asien gegen Kopfschmerzen, Fieber und Magen-Darm-Beschwerden eingenommen.

Der Jiaogulan (Gynostemma pentaphyllum) gilt als Kraut, das langes Leben garantiert. Die hübsche Kletterpflanze mit den glänzenden Blättern zählt zu den zehn wichtigsten Kräutern der chinesischen Medizin.

Der aus Brasilien stammende Jambú (Acmella oleracea bot., flor eléctrica span.) wird auch Zahnwehkraut genannt. Die Blätter und Früchte der einjährigen Pflanze erzeugen erst ein ungewohnt prickelndes, dann betäubendes Gefühl an der Zunge. In Inselrestaurants ist sie bereits Zutat für Desserts.

„Alle Samen wurden von Pflanzen gewonnen, die auf Feldern in Katalonien wachsen“, so Muñoz. Das Inselklima habe das Keimen und Anwachsen begünstigt. Bei richtiger Pflege kämen die Einjährigen unter den Setzlingen sicher gut durch den Inselsommer und mehrjährige Pflanzen gesund ins nächste Jahr.

Pflanzen bestellen: sesbardisses@gmail.com, Elisa Muñoz, Sencelles

Samenübersicht: www.pamiesvitae.com