Kaum zu glauben, aber auf Mallorca wird jeden Tag mehr Gras gemäht als in allen Fußballstadien der spanischen Primera Division zusammen. Erstaunliche 0,6 Prozent der Gesamtbodenfläche zwischen Alcanada und Andratx bestehen aus Rasen. Golfrasen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es gerade einmal 0,002 Prozent. Aus diesem Grund wird das Angebot der über 20 Golfplätze auf der Insel seit vielen Jahren auch unter dem Label „Mallorca Golf Island" im In- und Ausland beworben. Zum Ärger von Umweltschützern, die vor allem den nicht unerheblichen Wasserverbrauch zur täglichen Instandhaltung der hektargroßen Grasbahnen kritisieren.

Golf spielen geht auf der Insel jetzt aber auch anders. Ohne Gras und Wasser. Ohne stundenlange Märsche über Fairways und Greens. Und auch ohne mühseliges Suchen nach einem verloren gegangenen Ball im Gestrüpp. „Adn Golf" heißt Mallorcas erste und bis dato einzige Indoor-Golfanlage in Palmas Gewerbegebiet Can Valero, eine Art Bowlingcenter für Hobbygolfer, Proshop und Chillout-Bar inklusive. Gespielt wird in Boxen mit zwei Meter hohen und bis zu sechs mehr breiten Leinwänden, auf denen die Spielbahnen von mehr als 30 Plätzen weltweit als Computersimulation projiziert werden können.

Eröffnet wurde die Anlage Ende 2019 von dem katalanischen Unternehmer Marc Vallés. Zur Auswahl stehen sechs Spieler-Boxen mit Leinwänden zwischen vier und sechs Metern Breite. Wer möchte, spielt allein - oder zusammen im Flight mit anderen. Marc Vallés hat für uns den den altehrwürdigen „Old Course" von St. Andrews in Schottland geladen. „Welche Witterungsbedingungen soll ich einstellen?", fragt Vallés und tippt am Touchscreen-Monitor zur Einstellung der Spielparameter herum.

Alles ist möglich. Wind, Regen, Schnee, Sonnenschein oder Nebel. Wir wählen den „Real Time Modus" - also die gerade aktuell in St. Andrews herrschenden Witterungsbedingungen. Vor uns auf der Betonwand erscheint plötzlich das Clubhaus des berühmtesten Golfplatzes des Welt als detailgetreue Computersimulation. Es regnet in Strömen. Wir stehen dennoch vollkommen trocken am ersten Abschlag und zücken den Driver aus dem Bag, der an jeder Box bereitsteht. „Wer möchte, kann natürlich auch mit seinen eigenen Schlägern spielen", erklärt Vallés, während wir unseren Ball auf der Abschlag-Matte vor der Leinwand aufs Tee legen. Um schließlich nach ein paar Probeschwüngen abzuschlagen.

Mit einem lauten „Bäng" knallt der Ball gegen die Betonwand und verwandelt sich dabei augenblicklich in einen sinuskurvigen grünen Schweif, der über den computersimulierten Fairway fliegt, um nach exakt 167,3 Metern - so wird es angezeigt - auf dem virtuellen Gras von St. Andrews aufzuschlagen. „Nicht schlecht", kommentiert Vallés den Schlag, wohl mehr aus Höflichkeit denn als Anerkennung. Statt jetzt unserem Ball wie in der Realität nachzugehen, sammeln wir ihn stattdessen einfach vor der Leinwand wieder auf und setzen ihn erneut auf die Abschlagmatte. Ein kleines, daneben positioniertes Radargerät misst bei jedem Schlag die exakte Ballgeschwindigkeit, Flughöhe und Richtung. Unter Zurechnung der meteorologischen Bedingungen stellt der Computer danach die exakte Fluglinie auf der Leinwand nach.

„Virtuelles Indoor Golf ist aufgrund der fortgeschrittenen Computertechnik heutzutage eine echte Alternative zum Spielen in der Natur", meint Vallés. In den USA seien Indoor-Golfplätze längst etabliert, und auch in Europa nehme die Nachfrage seit Jahren zu. „Viele unserer Kunden nutzen unsere Anlage vor allem als Trainingsmöglichkeit. Aufgrund der großen Auswahl an Einstellungsparameter können hier unzählige Spielsituationen nachgestellt werden. Abschläge bei starkem Seitenwind, Bunkerschläge, Rescue-Schläge aus Roughs, Spielen in Hanglagen und, und, und", sagt Vallés. Und das sei gerade für ambitionierte Spieler interessant, die ihr Handicap verbessern möchten. So stünden auch Trainingsmodi zur Verfügung, bei denen alle technischen Spielerdaten wie Schwunglinie, Ballgeschwindigkeit und Aufschlagwinkel erfasst, gespeichert und anschließend als Diagnose per E-Mail an den Spieler geschickt werden.

Wer möchte, könne in einem seiner Videosimulationsboxen natürlich auch allein oder mit Freunden eine ganze 18-Loch-Runde auf den schönsten und exotischsten Plätzen der Erde spielen, die in der Regel für die große Mehrzahl von Hobbygolfern im wahrsten Sinne des Wortes unerschwinglich seien.

Ab 15 Euro pro Stunde und Person kann man bei „Adn Golf" in Palma abschlagen. Je mehr Spieler eine Box mieten, desto günstiger staffeln sich die Preise. Zudem gibt es spezielle Tarife für größere Gruppen sowie monatliche Flatrates. Die Indoor-Golfhalle verfügt auch über einen Proshop, in dem Schläger und anderes Material gekauft - und dank der virtuellen Fairways nebenan auch gleich ausprobiert werden können.

Weitere Infos unter www.adngolf.es