Die Kritik zielt auf Miquel Ferrà, den Leiter der Abteilung für Artenvielfalt im Umweltministerium. Der aber lacht nur, als ob er sagen wollte: Sie wissen es nicht besser. Das gesamte Gebiet um Mallorcas berühmtesten Naturstrand an der Südküste Mallorcas soll unter Naturschutz gestellt werden - der Weg dorthin sei lang, der Erklärungsbedarf groß.

Das beginnt mit den Algen am Strand, die gar keine Algen sind, sondern abgestorbene Neptungräser. Die werden immer wieder angeschwemmt, und das ist gut so. Was einige Touristen nur mit Schmutz und unangenehmem Geruch in Verbindung bringen, definiert Ferrà als fundamentalen Bestandteil des Naturstrands. Im Wasser bremsen die Seegräser, die in 200 Jahren nur rund einen Zentimeter wachsen, den Wellengang und schaffen einen Lebensraum für Mikroorganismen, denen der feine Sand zu verdanken ist. An Land schützen sie die Dünen. Die Schicht der abgestorbenen Pflanzen auf dem Sand verhindere, dass dieser von Wind und Sturm davongetragen wird.

„Wir sind keine Gegner der Strandnutzung", sagt Ferrà, „wir wollen aber garantieren, dass der Strand auch noch in hundert Jahren Touristen anzieht." Deswegen bleiben die Neptungräser möglichst lange liegen und werden erst im Sommer weggeräumt. Damit wurde vergangene Woche begonnen. Anders als früher wird der Strand nicht mehr mit schweren Maschinen durchpflügt- ein Prozess, bei dem auch ein großer Teil des Sandes verloren ging. Die Arbeiter türmen die abgestorbenen Pflanzen stattdessen zu Haufen, aus denen der Sand ausgewaschen wird. Ein Teil des Seegrases wird dann über den ganzen Strand verteilt und mit einer zweiten Schicht feuchtem Sand bedeckt. „So schützen wir den Kernstrand", sagt Ferrà. Das restliche Seegras bekommen Bauern zur Düngung.

Zu den Maßnahmen des Ministeriums gehören auch Schutzgitter aus Holz, die überdimensionalen Kämmen ähneln. Sie sorgen dafür, dass der Wind weniger Sand davonträgt und sich die Dünen leichter ausbilden können. Ohne sie transportiert der Wind den Sand in die dahinterliegenden Kiefernwälder.

Eigentlich wäre all dies Sache der Gemeinde Campos und der Strandbudenbetreiber. Man wolle jedoch in diesem Jahr mit gutem Beispiel vorangehen und allen Beteiligten die „sanfte Strandreinigung" erklären, die im Übrigen nur minimal teurer als die bisherige brachiale Methode sei.

Und die Pläne des Umweltministeriums gehen noch weiter. Sie sehen vor, dass Strandbesucher ihr Auto in Zukunft außerhalb der Schutzzone parken und per Bus zum Strand gebracht werden. Das werde nicht kostenlos sein, die Parkgebühren würden jedoch den Transfer schon beinhalten, verspricht Ferrà.

Wie weit der fast drei Kilometer lange Naturstrand bereits geschädigt wurde, ist auf den ersten Blick erkennbar: „Der Strand war vor 30 Jahren acht bis zehn Meter breiter", ist sich Ferrà sicher. Standen die Bunkerruinen aus dem Zweiten Weltkrieg früher viele Meter entfernt von der Meereslinie, schwappt das Wasser inzwischen fast bis an die Mauern. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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