Autofahrer mussten sich zunächst in Geduld üben. Aber nach einigen Tagen machte sich der stark gesunkene Rohölpreis dann an der Zapfsäule bemerkbar. Aufatmen auch bei den Airlines, denen der Rohölpreis in den vergangenen Monaten kräftig die Bilanzen durcheinander brachte. Als eines der ersten Unternehmen hat jetzt Lufthansa die Treibstoffzuschläge neu berechnet und verlangt pro Strecke bis zu fünf Euro weniger.

Bei den deutschen Airlines, die Mallorca anfliegen, ist eine Senkung jedoch kurzfristig nicht zu erwarten. ?Es besteht keine 100-prozentige Korrelation zwischen Rohöl- und Kerosinpreisen", sagt Alexandra Müller, Sprecherin bei Air Berlin, zudem habe Lufthansa den Kerosinzuschlag lediglich auf Air-Berlin-Niveau gesenkt. Derzeit werden auf Mallorca-Flügen 35 Euro Kerosin-Zuschlag erhoben.

Ähnlich die Argumentation bei Tuifly: Das Unternehmen berechnet seit August 22 Euro Zuschlag. Der Ölpreis müsse zunächst noch weiter fallen und vor allen Dingen ein nachhaltig niedriges Niveau erreichen, erklärt Sprecher Herbert Euler: ?Der Kerosinzuschlag ist kein Instrument, um auf kurzfristige Ölpreisschwankungen zu reagieren, da eine ständige Veränderung des Zuschlags nicht zur Transparenz des Flugpreises beiträgt."

Nur nichts überstürzen

Nina Kreke von Condor verweist zudem darauf, dass der Ölpreis noch immer weit über Vorjahresniveau liege und zu hoch sei, um Einfluss auf den Ticketpreis auszuüben. Die gestiegenen Kosten seien auch in der Vergangenheit nicht vollständig an die Kunden weitergegeben worden. Der Kerosinzuschlag liegt bei Condor derzeit bei 35 Euro.

Bislang nur 12,75 Euro Zuschlag verlangt Germanwings. ?Anders als andere Fluggesellschaften haben wir unseren geringen Zuschlag bereits seit langer Zeit nicht mehr erhöht", sagt Sprecherin Angelika Schwaff. ?Deswegen haben wir auch derzeit keine Pläne, ihn nach unten zu korrigieren."

Der Rohölpreis hat eine regelrechte Achterbahnfahrt hinter sich. Nach einem Allzeithoch von fast 150 Dollar je Barrel im Frühsommer bewegte sich der Ölpreis schließlich nicht wie befürchtet in Richtung der 200-Dollar-Marke, sondern rutschte nach einer rasanten Talfahrt vergangene Woche auf ein Jahrestief von 61 Dollar.

Die Explosion der Preise hatte in diesem Jahr mehr als hundert Airlines in den Bankrott getrieben, auf Mallorca gerieten unter anderen Futura und Spanair in Turbulenzen. Kerosin ist inzwischen bei vielen Airlines der wichtigste Kostenfaktor. ?Im Geschäftsjahr 2005/2006 betrug der Anteil der Treibstoffkosten 26 Prozent", sagt beispielsweise Condor-Sprecherin Kreke. ?Heute liegt er bei 35 Prozent."

Angesichts dieses Risikos wird der Preis abgesichert. Natürlich beobachte man genau die Entwicklung an den Rohstoffmärkten, sagt Müller. ?Da Air Berlin jedoch allein für das laufende Jahr rund 88 Prozent der Ausgaben für Kerosin durch Termingeschäfte abgesichert hat, ist nur die längerfristige Entwicklung für uns maßgeblich." Die- se Absicherung wird Hedging genannt und bringt eine längerfristige Preisbindung mit sich. Daneben investieren die Airlines in sparsamere Maschinen und setzen sich für einen einheitlichen Luftraum in Europa ein, um auf kürzeren Strecken weniger Treibstoff zu verbrauchen.

Diese Maßnahmen sind umso wichtiger vor dem Hintergrund der abkühlenden Weltwirtschaft, die zu einem Rückgang bei den Passa­gierzahlen führen kann. Und wer sagt, dass der Rohölpreis auf dem niedrigen Niveau bleibt? Er kann nach der Opec-Ankündigung, die Produktion zu drosseln, durchaus wieder zulegen.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem:

- Neuer Heimathafen: Aida auch im Winter regelmäßig in Palma

- Alles außer Neuwahlen: Premier Antich lehnt Parlamentsauflösung ab

- Aufschub für arbeitslose Hypotheken-Zahler

- Lernen für das Miteinander: Sprachförderung in Sa Coma

- Bürgerkriegsopfer bekommen Namen

- Verdachtsmoment Mallorca: Die Insel der Detekteien

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