Lutz Minkner ist derzeit nicht gut auf die Banken zu sprechen. Der Immobilien-Unternehmer wirft den Kreditinstituten eine "Politik der geschlossenen Taschen" vor, die negative Folgen fürs Geschäft habe. "Nachdem spanischen Investoren wie Vicenç Grande in der Vergangenheit wie am Zockertisch das Geld hinterhergeworfen wurde, leiden nun auch unsere Kunden unter der Risikovermeidung der Banken", so Minkner, der betont, dass die Nachfrage nach hochwertigen Immobilien auf Mallorca weiterhin stark sei.

Man habe den Banken in den vergangenen 15 Jahren mehr als 2.000 Kunden zugeführt, "und kein einziger Kredit an das internationale Publikum ist notleidend geworden." Nun jedoch sei eine Reihe von zugesagten Hypothekenkrediten trotz bester Bonität der Kunden zurückgezogen oder so reduziert worden, dass sie nicht mehr in Frage kämen.

Auch Heidi Stadler, Geschäftsführerin von First Mallorca, beklagt die restriktive Kreditvergabe. "Aktuell halten die Banken ihre Gelder zurück und reduzieren teils auch die maximale Höhe der Kreditsumme auf 50 oder 60 Prozent des Schätzwertes", so Stadler. Die Kreditkrise habe zur Folge, dass derzeit hauptsächlich "Cash-Kunden" kauften - und so der Markt geschwächt werde.

"Die Anforderungen an die Eigenkapitalquote des Kunden sind stark gestiegen", stellt auch Anlage- und Vermögensberaterin Sabine Seifert fest. Das Immobilien-Unternehmen Engel & Völkers Southwest Invest hat an sie seit August 2007 seine Finanzierungsberatung ausgelagert. Bis vor kurzem seien Finanzierungen über 80 Prozent des Kaufpreises bei Nicht-Residenten üblich gewesen - jetzt blieben sie die Ausnahme. "Es gibt sogar einige Banken, die bei Nicht-Residenten nur noch 50 Prozent des Kaufpreises finanzieren."

Trotz Finanzkrise hätten die Banken den Geldhahn aber noch nicht ganz zugedreht, gibt Bernd Katzmarcik, General Manager bei Kühn & Partner, zu bedenken. Viele Kunden seien überrascht, wenn sie erführen, dass weiter finanziert werde. Spanien sei eben weniger stark von der weltweiten Finanzkrise betroffen. Die Kunden müssten sich allerdings ­darauf einstellen, dass die Banken aktualisierte Gutachten über den Immobilienwert verlangten. "Die Beleihungskriterien sind schärfer und konsequenter geworden."

Damit das Immobiliengeschäft nicht ins Stottern gerät, wird nun händeringend nach Möglichkeiten zur Finanzierung gesucht. Minkner verweist darauf, dass sein Unternehmen das Spektrum der Banken, mit denen man zusammenarbeite, erweitert habe. "Wir haben täglich sehr zähflüssige Verhandlungen mit den Banken, um die Geschäfte unserer Kunden zu retten." Das gelinge oft, aber nicht immer. Manche Kunden verlieren deswegen laut Minkner geleistete Anzahlungen oder Optionsgebühren.

Der Unternehmer verhandelt zudem mit Schweizer Banken. Diese hätten signalisiert, auch spanische Immobilien zu finanzieren, und zwar zu 80 Prozent des vom Gutachter festgestellten Verkehrswertes und zu einem Zinssatz von 2,5 Prozent. "Allerdings erfolgen die Schweizer Finanzierungen in Schweizer Franken", so Minkner, "es besteht also ein Währungsrisiko."

First Mallorca hat inzwischen mehrere Eisen im Feuer, um die Finanzierung für ihre Kunden abzusichern. "Wir arbeiten oft gleichzeitig mit drei Banken, um eine positive Antwort zu erhalten", berichtet Stadler. Sie verweist darauf, dass man Kunden stets unterstützt habe, um eine Hypothek mit attraktiven Konditionen zu erhalten. So seien solide Verbindungen zu den Banken entstanden, von denen die Kunden finanziell sowie auch hinsichtlich des Ablaufs profitierten. "Wir sehen dies als eine Übergangsphase, die hoffentlich in den nächsten sechs Monaten ausgestanden sein wird."

Bei Kühn & Partner ist inzwischen eine Koordination mit Ferienhausfinanzierer Finanzkontor angelaufen, um eine Bankfinanzierung auf Basis deutscher Kreditverträge zu erhalten. Hintergrund seien unter anderen die variablen Zinssätze spanischer Banken und nicht die derzeitige Kreditkrise, betont Katzmarcik.

Auch bei Engel & Völkers Southwest Invest wird auf alternative Finanzierungsmöglichkeiten verwiesen. Bei den Kunden stehe ohnehin nicht der Liquiditätsbedarf im Vordergrund, sondern die Tatsache, dass Eigenkapital zumeist teurer sei als Fremdkapital. Alternativen zur klassischen Hypothekenvermittlung seien etwa Lombardkredite. Für eine maßgeschneiderte Finanzierungslösung arbeite man mit nahezu allen lokalen, aber auch verstärkt mit internationalen Banken zusammen.

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