Touristen in Palma haben derzeit Gelegenheit zu einem Schnappschuss der besonderen Art. Sie können sich regelrecht im World Wide Web verewigen. Sie müssen sich nur genau dann in Pose werfen, wenn ein dunkler Kleinwagen vorüberfährt, auf dessen Dach ein Teleskopmast mit einer Spezialkamera montiert ist.

Die Wagen hat Google losgeschickt. Ihre Mission: Sie sollen die kompletten Straßenzüge der Balearen-Hauptstadt fotografieren. Die Panoramabilder werden dann als Zusatzmodule in Google Maps veröffentlicht, einem Programm für Stadtpläne, das bereits für viele Internetnutzer zum Standard geworden ist (http://maps.google.es).

Bei Google Spanien wird die derzeitige Palma-Mission bestätigt, ansonsten aber hält sich das Unternehmen bedeckt. Nachdem das Angebot für Madrid, Barcelona, Valencia und Sevilla bereits seit knapp zwei Monaten online ist, würden derzeit weitere spanische Städte fotografiert, heißt es. Ein Startdatum für die neuen Zusatzmodule gebe es noch nicht. Viele Faktoren könnten diese Entscheidung beeinflussen, so eine Sprecherin - angefangen bei der ungehinderten Durchfahrt durch die Straßen bis hin zum Wetter. Fotos aus dem verregneten Palma seien nicht erwünscht.

Zu sehen waren die Kamera-Autos bislang unter anderem in Palmas Viertel Coll d‘en Rabassa sowie auf der Ringautobahn. In der Kamera auf dem Google-Auto sind gleich mehrere Linsen, die die Umgebung beständig und voll- automatisch in alle Richtungen ablichten. Im Programm fügen sich die Schnappschüsse zu 360-Grad-Panoramabildern zusammen - per Mausklick wird sich in Zukunft dann jeder von Deutschland aus in Palma einklicken können, um sich auf der Plaça Cort im Kreis zu drehen, Bild für Bild auf die Plaça Major vorzurücken und auf allen Seiten nach Namen von Geschäften Ausschau zu halten. Zum Beispiel für Immobilienkäufer tun sich neue Möglichkeiten auf - schon vorab ist ein virtueller Ortstermin möglich.

Spanien ist nach Frankreich das zweite Land in Europa, in dem Street View gestartet ist. Die erste Anwendung von Street View außerhalb der USA war eine Rekonstruktion der Tour-de-France-Strecke. In Deutschland wurden die Google-Autos zwar bereits in Berlin, Frankfurt am Main und München gesichtet, die Panoramabilder sind aber bislang noch nicht online.

Zu bestaunen sein werden nicht nur die Straßenzüge Palmas, sondern auch die Personen, die sich zum Zeitpunkt der Aufnahme dort aufhalten. Ein Programm verfremdet jedoch aus Datenschutzgründen die Gesichter, genauso wie die Kennzeichen der Fahrzeuge.

Dennoch gab es nach der Veröffentlichung von heiklen Bildern in US-Städten Ärger. Während sich Betroffene darüber aufregen, dass sogar Haustiere durch die Fenster hindurch erkennbar sind und ihre Intimsphäre verletzt werde, haben sich peinliche oder anzügliche Schnappschüsse zur Attraktion in Internet-Tauschbörsen entwickelt. Ist es also Pech, wenn ein deutscher Tourist vor einem Sexshop in Palmas Rotlichtviertel abgelichtet werden sollte?

Diese Gefahr besteht laut Google Spanien nicht. Die Privatsphäre werde geachtet, jedes Bild einzeln geprüft. „Eines der Bilder in Street View zeigt ein Pferd, das eine Kutsche mit Touristen zieht - das Programm hat sogar das Gesicht des Pferdes verfremdet“, so die Sprecherin. Zudem würden Bilder nach Beschwerden ausgetauscht.

Street View wird mehr als nur ein Gag für Palma-Touristen sein. In Madrid beispielsweise nutzt das Rathaus das Programm zum Tourismus-Marketing. Auch das Immobilienportal fotocasa.es vermarktet seine Objekte mit den Panoramabildern. In Sevilla können sich Touristen vor der Hotelreservierung überzeugen, ob ihnen ihre Unterkunft gefällt - zumindest von außen.

So funktioniert Street View: Die Seite http://maps.google.es aufrufen, eine Adresse in Madrid, Barcelona, Valencia oder Sevilla eingeben, das blaue Personen-Symbol am linken oberen Rand anklicken und an den gewünschten Standort ziehen. Zum Navigieren Pfeilsymbole aktivieren.

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