"Ich wurde mit der Verfassung unter dem Arm geboren. Ich bin so alt wie die Demokratie", scherzt der Bürgermeister von Algaida. Der Sozialist Francesc Miralles kam am 26. August 1978 auf die Welt, in der spannenden Zeit des spanischen Übergangs zur Demokratie. Heute ist der 30-Jährige der jüngste Rathaus-Chef auf Mallorca. Kann man auf den Inseln besonders jung Politik machen? "Über diese Frage habe ich nie nachgedacht", sagt Miralles, "und darauf kommt es doch auch gar nicht an, wie alt ein Politiker ist, sondern ob er kompetent ist. Man muss planen und organisieren können, Lust haben, den Ort voranzubringen, und den Sorgen der Leute zuhören."

Sein eigener Einstieg in die Politik sei eher zufällig passiert, sagt der studierte Betriebswirt. "Klar ist es eine Herausforderung, aber Angst vor der Verantwortung hatte ich nicht." Mit 24 Jahren fing er als Gemeinderat für Kultur, Sport und Jugend an, lernte so die Abläufe im Rathaus kennen. Zur Kommunalwahl 2007 war er dann schon Spitzenkandidat der örtlichen PSOE - und gewann. Seitdem ruht sein Job als Beamter der Balearen-Universität. Miralles trat in große Fußstapfen. Einer seiner Vorgänger im Amt ist der aus Algaida stammende Balearen-Präsident Francesc Antich. Miralles setzt die mit Antich 1991 begonnene Tradition sozialistischer Bürgermeister in der Gemeinde fort, zu der auch die Dörfer Randa und Pina gehören. "Wenn wir uns im Ort treffen, berate ich mich schon mal kurz mit ihm oder erinnere ihn an die Subventionen, die uns die Balearen-Regierung gewähren soll."

Denn Miralles verfolgt ein Vorzeige-Projekt für Algaida. Er will in der nur wenig vom Tourismus profitierenden Gemeinde ein Informationszentrum zu erneuerbaren Energien einrichten und die komplette öffentliche Beleuchtung in der Gemeinde auf Solarenergie umstellen. Kostenpunkt: rund drei Millionen Euro. Der Jahreshaushalt der Gemeinde beträgt fünf Millionen. Miralles glaubt an die Zukunft erneuerbarer Energien wie der Kraft aus Sonne, Wasser und Wind. "Mit einer speziellen Einrichtung, wo diese Energieformen erklärt und anschaulich gemacht werden, wären wir die Pioniere auf der Insel und wären attraktiver für Besucher", glaubt er. Für die Finanzierung hat die Gemeinde einen Zuschuss aus europäischen Fördergeldern bei der Balearen-Regierung beantragt.

Außer seinem Traumprojekt treibt Francesc Miralles Maßnahmen voran wie die Einrichtung eines Musikzentrums, Straßenausbesserungen und den Bau einer Umgehungsstraße für Algaida. Trotz des Rückgangs der Einnahmen wegen der Baukrise schreibt die Kommune im finanziellen Bereich weiterhin schwarze Zahlen.

Der junge Bürgermeister ist auch für 244 in der Gemeinde gemeldete Deutsche zuständig. Sie bilden die größte Gruppe der 833 Ausländer dort. Insgesamt leben 5.217 Menschen in der Kommune. Der ehrgeizige Miralles kann sich indessen auch gut vorstellen, in der Zukunft für noch mehr Menschen Politik zu machen. "Da schließe ich gar nichts aus", sagt er und grinst. Immerhin hat sich Algaida als Sprungbrett für Politiker mit Ambitionen schon bewährt. Die Bürgermeister von Santa Eugènia und Campanet sind ähnlich jung, "aber doch ein paar Monate älter als ich", so Francesc Miralles. Balearenweit ist allerdings noch ein um wenige Monate jüngerer Bürgermeister im Amt, Miralles´ Parteikollege Vicenç Tur Martí in Menorcas Hauptstadt Maó. Zur Generation der Verfassungskinder zählen etwa auch der Chef der regionalen Linkspartei ERC und Inselratsreferent Joan Lladó sowie die Sprachbeauftragten der Stadt Palma und beim Inselrat.

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