Wenn in den vergangenen Jahren von der Sanierung der Playa de Palma die Rede war, ging es um „Vorschläge", „Ideen" und „Visionen" von einem modernen, erlebnisreichen und nachhaltigen Urlaubsgebiet. Jetzt aber macht Margarita Nájera Nägel mit Köpfen: Die Vorsitzende des Konsortiums, das die Gemeinden Palma und Llucmajor, der Inselrat, die Landesregierung sowie die spanische Zentralregierung gebildet haben, konnte am Freitag vergangener Woche (29.5.) Zeitpläne und Budgets nennen sowie ein Paket von Sofortmaßnahmen vorstellen, die noch in diesem Jahr umgesetzt werden sollen.

Zu den neuen Details gehört, dass die Hälfte der rund 40.000 Hotelbetten an der Playa de Palma verschwinden soll. Zimmer würden zusammengelegt, Zwei-Sterne-Hotels zu Drei- oder Vier-Sterne-Hotels gemacht – und so für 55 statt 18 Euro die Nacht vermarktet. Laut Nájera liegen schon dementsprechende Vorschläge von Reiseveranstaltern vor, so etwa von Thomas Cook im Fall des Hotels Royal Cupido.

Auch das schwierige Thema, marode Gebäude aus den 70er Jahren abzureißen und das verbaute Gebiet mit Grünflächen aufzulockern, wird in Angriff genommen. Los gehen soll es mit dem Hotel Nautic, das die Gemeinde Llucmajor abtrete, so Nájera, die im Gegensatz zum mürrisch wirkenden Baleren-Premier Antich bei der Vorstellung jede Menge Euphorie versprühte. Mit den Besitzern von zwei weiteren Hotels in Arenal werde verhandelt, um die Häuser zu erwerben und abzureißen. Man wolle Bordellen in solchen Gebäuden erst gar keine Chance geben, sagte Nájera. Den ersten Einsatz der Abrissbirne kündigte sie für den Winter an.

Weniger konkret sind die Pläne, was den beabsichtigten Bau spektakulärer Gebäude angeht, nach Art des Guggenheim-Museums in Bilbao. Nájera kündigte lediglich einen Komplex an, der den Kulturen des Mittelmeers gewidmet werde. Ein Sportkomplex soll zudem als Austragungsort von ATP-Tennis-Turnieren zur Verfügung stehen. Und auch dem Bereich Wellness werde viel Platz an der neuen Playa de Palma eingeräumt.

Der Finanzierungsplan sieht acht Millionen Euro für Sofortmaßnahmen in den kommenden Monaten vor, weitere 80 Millionen Euro bis Ende 2010 sowie rund 300 Millionen Euro für die nächsten Jahre – bis zum Jahr 2020 soll das rund tausend Hektar große Gebiet der Playa de Palma in völlig neuem Glanz erstrahlen. „Das Geld wird uns keine Probleme bereiten, sondern vielmehr die Frage, was wir uns vorstellen und wie wir uns einigen", betonte Nájera. Es stehe zudem außer Frage, dass Hoteliers und private Investoren den Löwenteil der Investitionen stemmen müssten, geschätzte 700 Millionen Euro.

Das Projekt wurde am Freitag neben der Presse auch den Hoteliers und sonstigen Unternehmern vorgestellt. Der Vorsitzende der Vereinigung der Hotelketten auf den Balearen, Aurelio Vázquez, zeigte sich zufrieden. Nun komme es darauf an, dass auch im Haushalt der spanischen Regierung für das Jahr 2010 eine Summe von 100 bis 200 Millionen Euro eingeplant würde.

Nájera hatte Ende vergangenen Jahres ihren Posten als balearische Arbeitsministerin aufgegeben, um als Vorsitzende des 2004 gegründeten Konsortiums das Projekt endlich voranzubringen. Bereits vor einem Jahr hatte Adriaan Geuze, der mit seinem niederländischen Architekturbüro West 8 den Ideen-Wettbewerb gewonnen hatte, seine Visionen vorgestellt.

Die über die Jahre immer wieder diskutierten Ziele hat das Konsortium für die Modernisierung der Playa de Palma in sieben Strategien zusammengefasst:

1. Ein globaler Ansatz zur Aufwertung der gesamten Playa de Palma: Geplant ist keine weitere Besiedelung, sondern die Aufwertung und Umwandlung des Bestehenden in „mediterrane Erlebniszentren".

2. Eine neue Tourismusdestination mit Modellcharakter. Gefragt sind keine oberflächlichen Verschönerungsaktionen, die Playa de Palma soll vielmehr neu erfunden und zum führenden Tourismusziel des Jahres 2020 werden.

3. Bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Residenten und Angestellte. Die Arbeiter sollen qualifiziert und motiviert werden, und auch die Anwohner sollen sich mit der neuen Playa de Palma identifizieren und integriert fühlen.

4. Eine nachhaltige Playa de Palma, die verantwortungsvoll mit natürlichen Ressourcen umgeht – durch intelligente Wassernutzung, Recycling sowie ein umweltverträgliches Verkehrskonzept, bei dem Fußgänger und Fahrräder Vorrang haben.

5. Anpassung an den Klimawandel und Schutz der Ökosysteme: Die Projekte werden an wissenschaftlich erarbeiteten Prognosen ausgerichtet. Für Ökosysteme wie Ses Fontanelles soll ein Schutzplan entwickelt werden, der mit der touristischen Nutzung vereinbar ist.

6. Die digitale Playa de Palma: Moderne Informationstechnologien im Tourismus-Management, in der Werbung und der Touristen-Info sowie auch im Dienst der Urlauber.

7. Beteiligung aller Betroffenen: Es soll ein transparenter Sanierungsprozess werden, bei dem alle mitreden und die Fortschritte bewerten können.