Nun hat auch auf Mallorca das Zählen der Schweinegrippe-Fälle begonnen. Am Mittwoch (8.7.) waren es zwei Erkrankungen auf Mallorca sowie weitere zwei auf Ibiza. Neue Fälle sind nur eine Frage der Zeit. Für den Umgang mit der Epidemie verantwortlich ist Margalida Buades, Direktorin für öffentliche Gesundheit im balearischen

Gesundheitsministerium.

Ist Mallorca als Tourismus-Destination besonders gefährdet?

Nein. Bis vor kurzem waren wir in Phase fünf, in der die Weltgesundheitsorganisation vor einer bevorstehenden Pandemie-Gefahr warnte. Es ging darum, eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Jetzt haben wir Phase sechs. Das heißt, dass das Virus ohnehin in der gesamten Welt zirkuliert und sich immer

mehr Menschen anstecken werden.

Inzwischen wurden vier Fälle auf den Balearen bestätigt. Erwarten Sie weitere Ansteckungen?

Wir hatten zunächst einen Fall im Mai auf Ibiza. Dann haben wir das Virus bei einer Frau auf Mallorca festgestellt, die in New York einen kranken Angehörigen gepflegt hatte. Dass weitere Fälle auftauchen, ist nur eine Frage der Zeit – das Sicherheitsprotokoll für Phase sechs sieht vor, dass die zuständigen Ärzte gezielt Tests machen.

Die Schweinegrippe wurde auch bei Personen aus Katalonien, aus Portugal und Deutschland diagnostiziert, nachdem sie auf Mallorca waren.

Es ist völlig irrelevant, ob sich jemand auf Mallorca oder woanders angesteckt hat. Im Fall einer Gruppe Jugendlicher aus Tarragona könnte es so gewesen sein: Einer trug das Virus schon vor der Reise in sich und steckte seine Mitreisenden an. Es könnte aber auch im Bus, im Zug, im Flugzeug oder in der Disco passiert sein. Denn das bedeutet Phase sechs: Das Virus zirkuliert genauso auf Mallorca wie in Cuenca, in Düsseldorf oder Helsinki.

Was sieht das Protokoll vor, wenn das Virus diagnostiziert wird?

Der Arzt wird Ihnen genau die gleichen Ratschläge geben wie im Fall einer gewöhnlichen Wintergrippe: Zu Hause bleiben und hygienische Standardregeln beachten wie das Benutzen von Papiertaschentüchern und Händewaschen. Das ist alles. Das neue Virus wird leicht übertragen, der Krankheitsverlauf ist aber ähnlich wie bei einer normalen Grippe.

Welche Maßnahmen wurden in den Gesundheitszentren auf Mallorca getroffen?

Es geht vor allem darum, genau zu registrieren, in welcher Form sich das Virus ausbreitet. Öffentliche wie private Einrichtungen bereiten sich zudem auf den Herbst vor, wenn mit einer höheren Zahl von Erkrankungen zu rechnen ist. Das vorhandene Personal wird zur Behandlung völlig ausreichen. In einem gewöhnlichen Winterhalbjahr kommen wir auf den Balearen schon bislang mit rund 30.000 Grippe-Patienten zurecht.

Auf dem Flughafen wird nicht kontrolliert?

Auch dafür gibt es Protokolle, spezielle Kontrollen würden aber in der jetzigen Phase keinen Sinn mehr ergeben. Das Virus ist schon überall.

Welche Personengruppen sind besonders betroffen?

Bei den ersten Fällen handelte es sich um junge Menschen. Das liegt aber einfach daran, dass sie besonders häufig reisen und in Gesellschaft sind. Im weiteren Verlauf könnten sich auch ältere Menschen verstärkt anstecken. Besonders gefährdet sind – wie auch bei der gewöhnlichen Grippe – alle Personen mit einer Vorerkrankung.

Stehen spezielle Grippemittel wie Tamiflu zur Verfügung?

In den Gesundheitszentren stehen bereits solche Virostatika bereit, sie sind allerdings Risikogruppen vorbehalten. Bei einem gewöhnlichen Grippeverlauf ist schließlich keine spezielle Therapie notwendig.

Wie viele Grippe-Impfstoffe reservieren Sie für Mallorca?

Die spanischen Regionen haben beschlossen, den Einkauf in Madrid zu bündeln und die Impfstoffe gleichzeitig zu verteilen.

Wie viele erhalten die Balearen?

Die Menge wurde aufgestockt, um theoretisch nicht nur 30, sondern sogar 40 Prozent der Bevölkerung versorgen zu können.

Wurden auch Schutzmasken eingekauft?

Die Masken hatten in Phase fünf Sinn. Vorsorglich wurden 230.000 Masken für die Balearen eingekauft, um sogenannte Basisdienste sicherzustellen. Es sieht aber nicht so aus, als ob wir sie brauchen würden.

In Argentinien wurde die Schweinegrippe unterschätzt. Schließen Sie das für Mallorca aus?

Wir haben derzeit den Vorteil gegenüber Ländern der Südhalbkugel, dass das Grippe-Virus wegen der klimatischen Bedingungen im Sommer nicht lange überlebt. Ich möchte zudem hervorheben, dass das Gesundheitssystem in Europa ausgereift und für alle Szenarien gewappnet ist.