Nicht alle Thunfischarten sind so gefährdet wie der akut vom Aussterben bedrohte Rote Thunfisch, auch Blauflossenthun genannt. Aber auch bei seinen rund 40 Verwandten, den anderen Thunfischen oder thunfischähnlichen Fischen, sind die Bestände in den Weltmeeren zum Teil stark zurückgegangen. Denn in wenigen Jahrzehnten hat sich die Fangmenge um ein Vielfaches erhöht. Laut der Welternährungsorganisation (FAO) sind die weltweiten Thunfisch-Fänge von 0,6 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf derzeit fast 9,5 Millionen Tonnen gestiegen.

Oftmals ist die Situation der Populationen im Detail überhaupt nicht einschätzbar, weil in vielen Ländern keine Daten erhoben werden. „Im Mittelmeerraum wissen wir kaum etwas über die Bestände der einzelnen Fischarten", sagt Thunfisch-Expertin María José Cornax von der Meeresschutz- Organisation Oceana. Eine löbliche Ausnahme würden dabei noch die Balearen bilden. „Hier wird vergleichsweise gut geforscht."

Ein großes Problem für die Forschung ist die Vielzahl illegaler Fänge, die über die erlaubten Quoten hinausgehen. „Die Wissenschaftler haben dann keine Daten, mit denen sie arbeiten könnten." Hinweise auf die Bestände geben aber laut Cornax die Fangmethoden und der Marktpreis. Die hochgerüstete Jagd auf den Roten Thun ist bedeutend aggressiver als traditionelle Fangmethoden wie die spanische almadraba. Ein 300 Kilo schwerer Fisch kann auf dem japanischen Großmarkt umgerechnet 6.000 Euro einbringen. Thunfische und ähnliche Arten gehören nicht nur zu den größten und schnellsten Fischen, sondern auch zu den beliebtesten Speisefischen. Zu dieser Spezies gehören der Bonito, der Gelbflossenthun, der Großaugenthun, der Weiße Thun und drei verschiedene Arten des Roten Thun.

Auf keinen Fall sollte der kurz vor der Ausrottung stehende bis zu 4,5 Meter groß und 600 Kilo schwer werdende Rote Thunfisch gegessen werden. Der Gigant, der Spitzengeschwindigkeiten von bis 80 Stundenkilometer erreicht, lebt im Atlantik, im Mittelmeer und im südlichen Schwarzen Meer. Mehr als drei Viertel der weltweit gefangenen Blauflossenthunfische werden in Japan verzehrt. Auch in Europa aber findet er sich auf der Speisekarte vieler Restaurants.

Als von der Weltnaturschutz-union (IUCN) gefährdet wird auch der in allen Ozeanen vorkommende Weiße Thunfisch eingeschätzt. Bei ihm wurde im Jahr 2005 nicht einmal mehr die erlaubte Fangmenge erreicht. Vor allem im Südatlantik gilt der Fisch, der bis zu 1,40 Meter groß und 60 Kilo schwer wird, als extrem gefährdet. Bedroht ist er auch im Nordatlantik. White tuna ist vor allem in den USA wegen seines hühnchenartigen Geschmacks beliebt. Laut Oceana wird illegal mit Treibnetzen gefangener Weißer Thun über das Baskenland auch nach Spanien eingeführt.

Der Inhalt der günstigeren Thunfisch-Dosen kommt vor allem vom Gelbflossenthun und vom Bonito. Doch auch der bis zu 2,40 Meter groß und 200 Kilo schwer werdende Gelbflossenthun, der nicht im Mittelmeer vorkommt, gilt laut der FAO im Indischen und Pazifischen Ozean als massiv überfischt. Als problematisch für die Bestände erweist sich bei diesem Fisch auch die Praxis, Jungtiere zu fangen. Die Umweltschutzorganisation WWF rät vom Verzehr des Gelbflossenthuns, der auch frisch oder gefroren angeboten wird, ab. In Dosen wird er in Spanien meist als atún claro bezeichnet und ist etwas teurer als anderer Dosen-Thunfisch.

Dosen enthalten normalerweise Bonito, der bis zu drei Kilo schwer wird. Über den Zustand seiner Bestände im Atlantik und Pazifik ist nur wenig bekannt. Deswegen sollte auch der Verzehr dieses Fisches idealerweise eingeschränkt werden – wobei die balearischen Bestände noch als stabil gelten. Sein Anteil am gesamten Thunfischfang soll bei über 50 Prozent liegen. In Deutschland sind 70 Prozent der Thunfisch-Dosen mit Bonito gefüllt. Laut Oceana werden aber auch oft verschiedene Thunfischarten für die Dosen gemischt.

Der stark fetthaltige Großaugenthun, der ein Gewicht von mehr als 200 Kilo erreicht, wird von Umweltschützern ebenfalls als gefährdet eingestuft. Die Fischart wird ähnlich wie der Rote Thun in der japanischen Küche zur Zubereitung von Sashimi verwendet. Japan ist auch der Hauptabsatzmarkt. Der Großaugenthun kommt nicht im Mittelmeer vor, sondern lebt im Atlantik, Pazifik und Indischen Ozean. Experten gehen davon aus, dass der Großaugenthun vor allem im Pazifik massiv überfischt und vom Aussterben bedroht ist.

Der Langschwanz-Thun ist ein kleinerer Thunfisch, der durchschnittlich 90 Zentimeter groß und bis zu 20 Kilo schwer wird. Sein Lebensraum ist im westlichen Indopazifik. Zu der Situation seines Bestands gibt es keine genauen Informationen.

Der unechte Bonito wird zwar oft als Thunfisch vermarktet, gehört aber zu den ­Makrelen. Mit 40 bis 90 Zentimeter Größe und bis zu sechs Kilo Gewicht ist er vergleichsweise klein. Er kommt auch im Mittelmeer vor. Der Fisch wird wie der echte Bonito als Dosen-Thunfisch angeboten, aber auch frisch oder geräuchert verzehrt. Auch über seinen Bestand liegen kaum Daten vor.

Verbraucher können zum Schutz der Thunfische beitragen. Auf der Internetseite des WWF findet sich unter der Rubrik Überfischung ein Einkaufsratgeber. Generell raten Umweltschützer dazu, keine Fische aus entfernten Weltregionen zu kaufen, sondern sich auf lokale Arten zu beschränken und auf die Fangmethode zu achten. www.wwf.de

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