Er war der bevorzugte Anwalt der Superreichen und Prominenten auf Mallorca, jetzt muss er womöglich ins Gefängnis: ­Gabriel Feliu, Teilhaber der einst renommierten Kanzlei Feliu in Palma und angesehener Bürger der Insel, ist vergangene Woche im ersten Prozess einer Reihe von insgesamt 14 Einzelverfahren wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Außerdem erhält er für den gleichen Zeitraum Berufsverbot und muss eine Strafe von 600.000 Euro zahlen. ­Gabriel Feliu will das Urteil allerdings anfechten.

Der Anwalt ist außerdem in vier weiteren Einzelverfahren angeklagt. Auch andere Teilhaber der Kanzlei Feliu müssen sich vor Gericht verantworten. Gabriel Felius Bruder Alejandro ist in acht Einzelverfahren geladen und ein weiterer Verwandter, ­Miguel Feliu, in zwei. Miguel Feliu soll zudem in einen Immobilienbetrug verwickelt sein, bei dem in der Siedlung Cala Llamp (Andratx) Grundstücke doppelt verkauft wurden.

Die Kanzlei bot ihren Klienten diverse Steuersparmodelle in der rechtlichen Grauzone an. Die Anwälte operierten anscheinend mit einem Netz von mehr als 800 Scheinfirmen. Entsprechendes Beweismaterial wurde im April 2007 in einer spektakulären Groß-Razzia in den Büro-Räumen der Kanzlei am Paseo Mallorca in Palma sichergestellt. Zwei Tage lang trugen die Ermittler bei dieser sogenannten Operación Relámpago (Operation Blitz) Dokumente zusammen. Zunächst wurde den Felius auch Geldwäsche vorgeworfen – in dem in diesen drei Jahren wohl einzigen juristischen Erfolg der Familie ist dieser Anklagepunkt jedoch mittlerweile fallen gelassen worden.

In dem nun abgeschlossenen ersten Verfahren ging es um einen Immobilienverkauf des in Dubai lebenden schwedischen Multimillionärs Jan Peter Grandlund. Dieser stellte sich vor Gericht als Opfer der Beratung von Feliu dar. Der Anwalt habe ihm geraten, eine Wohnung in Port de Pollença 1999 über eine spanische Gesellschaft zu kaufen, die ihrerseits einer auf seinen Namen laufenden Gesellschaft auf den Virgin Islands gehörte. Das ermöglichte ihm, die Wohnung 2004 am Fiskus vorbei wieder an ein britisches Ehepaar zu verkaufen. Der offizielle Kaufpreis betrug 475.000 Euro, tatsächlich wurden aber zusätzlich 400.000 Euro schwarz gezahlt.

Grandlund hat sich schuldig bekannt und zahlt dem spanischen Fiskus die hinterzogenen 135.400 Euro zurück. Sein Urteil fiel deswegen milder als das des Anwalts aus: ein Jahr Haft auf Bewährung.

Gabriel Feliu kümmerte sich in der Vergangenheit unter anderem auch um die Investitionen des US-Schauspielers Michael Douglas. Douglas gehört auf Mallorca gemeinsam mit seiner Ex-Frau Diandra das Anwesen s´Estaca, außerdem betrieb er das Kulturzentrum Costa Nord in Valldemossa. Derzeit ist Michael Douglas allerdings in keinem der Teilverfahren vorgeladen.

Weitere Klienten der von ­José Feliu Rosselló, dem Vater von Gabriel und Alejandro, gegründeten Traditionskanzlei war etwa der betuchte englische Geschäftsmann Christian Hore mit seiner aus Kolumbien stammenden Ehefrau Martha Mónica Ocampo López. Womöglich im Auftrag eines anderen Investors wickelten die beiden 2002 über die Kanzlei Feliu den Kauf des Landguts Son Bunyola in Banyalbufar ab. Verkäufer war Richard Branson, der Gründer der Virgin-Unternehmensgruppe. Das Anwesen wechselte für 17,1 Millionen Euro den Besitzer. Dem Ehepaar Hore werden von der Staatsanwaltschaft – die sagenhafte 200 Millionen Euro Kaution fordert – 15 verschiedene Steuervergehen zur Last gelegt. Ihr Berater war Alejandro Feliu.

Ein weiterer Feliu-Klient war Mats Wahlström, früherer Inhaber einer der weltgrößten Autoreifen-Firmen und heutiger Betreiber des Puro-Hotels und Beach-Clubs auf Mallorca sowie Ex-Freund der deutschen Schauspielerin Ursula Karven. Auch er wandte sich an die Kanzlei, um Steuern zu sparen. Auf Rat der Kanzlei ließ Wahlström Immobilien als Vermögensgesellschaft (sociedad patrimonial) deklarieren – bei geschäftlicher Nutzung der Objekte ein unzulässiges Modell. Auch die frühere Sängerin der spanischen Popgruppe Mecano, Ana Torroja, der russische Polit-Berater und Putin-Freund Andrey Vinogradov und der russische Millionär Dimitri Dyrchenko hörten auf die Ratschläge der Feliu. Viele der früheren Klienten der Kanzlei sind mittlerweile auf Abstand zu ihren ehemaligen Anwälten gegangen. Sie seien falsch beraten worden. Das Ehepaar Hore hat sogar Klage gegen die Kanzlei Feliu eingereicht.

In der Printausgabe vom 4. März (Nummer 527) lesen Sie außerdem:

- Wirtschaftsminister Carles Manera im Interview

- Steuerhinterziehung: Das Schattenreich des Hotelkönigs

- Playa de Palma: Stimmungsmache gegen schwarze Straßenverkäufer

- Ein Dorf sieht blau: Colònia de Sant Jordi und die ORA

- Hauptwohnsitz-Frage: Beruhigung für Mallorca-Rentner

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