Für die Eltern, Kinder und Lehrer an der privaten deutschen Viva-Schule in Santa Ponça im Südwesten von Mallorca hat das neue Schuljahr mit einem Schock begonnen: Überraschend hat die Gemeinde Calvià die Einrichtung am Freitag (2.9.) vorübergehend schließen lassen. Grund seien nicht eingehaltene bauliche Auflagen und Sicherheitsvorgaben. Eigentlich hätte in der Viva-Schule am Montag (5.9.) der Unterricht beginnen sollen. Obwohl die Eltern noch kurzfristig per Mail informiert worden waren, kamen am Montagmorgen Dutzende Familien und gingen wenig später enttäuscht wieder nach Hause. Schulleiter Thomas Scholz erklärte vor dem Eingangstor die Situation. Polizisten der Ortspolizei wachten darüber, dass das Schulgelände nicht betreten wurde.

Noch unklar ist, wann der Unterrichtsbetrieb wieder aufgenommen werden kann. „Für Freitag oder Montag ist eine erneute Begehung der Gemeinde geplant. Es ist davon auszugehen, dass der Betrieb dann wieder umgehend weitergeht", sagte Eigentümer und Betreiber Gerhard Kollmann am Mittwoch (7.9.) Bei den Beanstandungen der Kommune handle es sich um kleinere Maßnahmen, die innerhalb von zwei Werktagen erledigt werden könnten. Am Mittwoch (7.9.) sollte damit begonnen werden. Laut Angaben der Schule müssen etwa Fluchtwege beschildert werden, Handläufe an Treppen angebracht, Stolperfallen wie Fußschwellen entfernt und Beleuchtung angebracht werden.

„Wir haben die Schule aus Sicherheitsgründen geschlossen. Dort müssen eklatante bauliche Mängel behoben werden", erklärte Esperanza Català, die für Bildung zuständige Gemeinderätin Calviàs, auf Anfrage der MZ. Die Schule sei in der Vergangenheit wiederholt auf die Mängel hingewiesen worden, die Schließung sei als letzter Schritt erfolgt. Die Schule verfüge zudem über keine Betriebsgenehmigung. „Wir können nicht zulassen, dass dort 100 Kinder unterrichtet werden, bevor die Dinge nicht in Ordnung gebracht sind", sagte Català. Auf die Frage, wie es möglich sei, dass die Schule mehrere Jahre ohne die notwendige Genehmigung in Betrieb sein konnte, antwortete sie ausweichend. „Das ist eine Frage von Genehmigungen."

Von Montag bis Mittwoch trafen sich Schulleiter Kollmann und die Verantwortlichen in Calviàs Rathaus täglich zu Gesprächen, um die Situation zu klären. Offenbar waren die schriftlichen Aufforderungen der Gemeinde, die Mängel zu beheben, bei dem Betreiber nicht angekommen. Die Kommune hatte sich anscheinend an die vorherigen Inhaber der Schule gewandt. Bis Ende Februar 2009 war die Schule unter dem Namen Deutsche Schule Mallorca Südwest von den Immobilien-Unternehmern Pächter betrieben worden.

Bei der Übergabe der Schule an Gerhard Kollmann und seine Lebensgefährtin Margit Schlagl wurden laut Kollmann offenbar wichtige Unterlagen zurückgehalten. „Man hätte das damals näher prüfen müssen, aber wir waren in enormer Eile und konnten nicht warten, weil sonst die Pächters hätten schließen müssen." Es sei um die Rettung des Unterrichtsbetriebs gegangen.

Wegen des Einbehalts von Unterlagen wie etwa Personalakten, unbezahlten Rechnungen und der Weiterführung der alten Internetseite der Schule kam es Mitte Mai zu einem Prozess zwischen jetzigen und alten Betreibern, die ihrerseits die Zahlung der vollen Vertragssumme verlangten. „Wir hatten Geld einbehalten, weil die Vertragsbestandteile nicht erfüllt waren", erklärt Kollmann. Nun sei klar geworden, dass offenbar viele der geforderten Papiere überhaupt nicht existierten.

Bestürzt zeigte sich auch Schulleiter Thomas Scholz über die Schließung der Schule. „Es trifft mich wie ein Keulenschlag", sagte der Physik- und Mathematiklehrer, der am Montag vor der Schule mit betroffenen Eltern sprach. Am Freitag zuvor hatte er die Ortspolizei in Empfang genommen, die mit einer Liste von baulichen Mängeln erschienen war und alle Klassenräume versiegelt hatte. „Nur der Bürotrakt und die Küche darf noch benutzt werden." Aber sogar die Polizisten hätten die Klassenräume als „sehr schön" gelobt, so Scholz.

Nach der Übernahme der Schule hatte Betreiber Kollmann hohe Summen in die Verbesserung der Ausstattung investiert und weitere Lehrer eingestellt. „Wir waren noch nie so gut vorbereitet wie jetzt. Bis Freitag war ich der glücklichste Schulleiter der Welt", sagte Scholz, der seit vier Jahren an der Schule tätig ist. Bei einer Inspektion im Februar sei lediglich gefordert worden, die Heizung des Zelts auf dem Schulhof statt mit Gas mit Strom zu betreiben.

Ein bisschen Freude über die Schließung der Schule kam dagegen bei Schülern der Mittelstufe auf. „Wir haben länger Ferien. Nachher gehe ich wieder an den Strand", sagte ein Neuntklässler. Traurig waren dagegen Kindergartenkinder. „Meine Tochter ist enttäuscht. Sie hatte sich darauf gefreut, heute hier anzufangen", sagte die Mutter einer Vierjährigen. Die Eltern hätten verständnisvoll und kooperativ reagiert, sagte Scholz. Er fürchtet jedoch, dass es zu Abmeldungen kommen könnte.

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