Susana (30) ist gerade aus Ibiza zurückgekommen. Mit ihren beiden Taschen steht sie am Kurzparkstreifen des Abflugbereichs des Airports Mallorca und hält das Gesicht in die Sonne. So wartet sie auf ihre Freundin, die sie gleich abholen kommt. Nach der Ankunft ist Susana einfach nach oben in die vierten Etage gefahren. „Na klar, so ist es schneller. Meine Freundin muss nicht im Parkhaus parken und ich kann gleich einsteigen. Das machen wir immer so", sagt die Mallorquinerin. Früher sprang sie auf der Ebene des Ankunftsbereichs in den Wagen. Doch seit der Kurzparkstreifen dort Mitte November 2010 gesperrt worden ist, nimmt sie einfach den Aufzug zu salidas. Dort gibt es weiterhin die Möglichkeit, maximal fünf Minuten zum Be- und Entladen mit dem Auto zu halten.

An diesem Donnerstagvormittag im Januar ist das kein Problem, am Flughafen ist fast so wenig los wie am Strand von Es Trenc um diese Jahreszeit. Doch zu Stoßzeiten oder in der Hauptsaison herrschen an dem Kurzparkstreifen oft Chaos und Gedränge. Vor allem seit der Ankunfts-Parkstreifen nicht mehr zur Verfügung steht, bleiben hier viele Abholer stehen, die weder Zeit noch Geld im Parkhaus verlieren wollen.

„Vor allem in der ersten Zeit nach der Änderung war es schlimm, jetzt gewöhnen sich die Leute langsam daran. Ich habe den Eindruck, dass die Leute jetzt auch mal ins Parkhaus fahren, wenn sie jemanden abholen", sagt einer der Polizisten, die am Flughafen den Verkehr kontrollieren. Die Maßnahme, den Parkstreifen auf der Ankunftsebene zu sperren, sei auf jeden Fall gut gewesen. „Es war unerträglich, die Leute haben zum Teil in zweiter Reihe gewartet, ständig gab es Staus. Jetzt läuft der Verkehr viel besser", sagt er.

Die neue Praxis vieler Mallorquiner und auch ausländischer Residenten, Angehörige und Freunde nun einfach im Abflugbereich abzuholen, sei grundsätzlich nicht verboten. „Es ist einfach ein Bereich zum Be- und Entladen." Allerdings gebe es viele „Trickser", die der Polizei gegenüber vorgeben, nur „ganz kurz" ins Terminalgebäude zu gehen, aber dann deutlich länger brauchen. Auch Deutsche seien darunter. „Befolgen die Deutschen eigentlich in Deutschland die Verkehrsregeln?", fragt der Beamte. Denn auf Mallorca würden sich die alemanes stets damit herausreden, nicht so genau zu wissen, was erlaubt sei und was nicht.

Die Ortspolizisten an Palmas Flughafen betonen, flexibel zu sein. „Wenn wir sehen, dass jemand eine alte Frau oder Kinder zum Abfertigungsschalter begleitet und deswegen nicht nach fünf Minuten zurück ist, drücken wir auch mal ein Auge zu", heißt es. Ansonsten gibt es aber kaum Ausnahmen.

An diesem Tag kommt ein junger Mann auf den Polizisten zu. Er hat sein Auto bereits auf dem Kurzparkstreifen abgestellt. „Ich habe in zwei Minuten ein Vorstellungsgespräch für die Gepäckabfertigung", sagt er. Der Polizist verweist ihn dennoch auf das Parkhaus, genauso wie eine Frau, die in ihrem Wagen auf ihren Mann wartet. „Ich weiß ja nicht, wie lang die Leute brauchen. Und wenn einer darf, wollen alle", sagt der Beamte.

Wer diese Regeln nicht befolgt, dem droht eine Geldbuße von 90 Euro (50 Prozent Rabatt, wenn in den ersten 20 Tagen bezahlt wird). Zur Kasse bitten die Polizisten auch Autofahrer, die trotz Abbiegeverbot auf den Busparkplatz vor dem Ankunftsbereich fahren, um dort auf Passagiere zu warten. „Vor allem im Sommer wird das häufig gemacht", sagt der Polizist.

Möglicherweise nimmt die Zahl der Parksünder am Flughafen nun noch zu. Denn zum Jahreswechsel ist die Nutzung des Parkhauses unattraktiver geworden. Bislang war dort die erste halbe Stunde kostenlos. Nun muss auch dieser Zeitraum bezahlt werden, wenn man länger als 30 Minuten bleibt.

„Wer vorher wieder fährt, hat weiterhin keine Ausgaben", sagt eine Sprecherin der Flughafenverwaltung Aena. Allerdings sind zusätzlich die Preise gestiegen. Während die Minute vorher mit 0,01948 Euro abgerechnet wurde, sind es jetzt 0,02574 Euro. Ein Beispiel: 52 Minuten im Parkhaus kosten nun 1,30 Euro.

Im Vergleich zu deutschen Airports ist das immer noch ein Schnäppchen. Am Flughafen München bezahlt man etwa für eine halbe Stunde 4 Euro.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 19. Januar (Nummer 611) lesen Sie außerdem:

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