Die Festnahme von B. D. und J. H. war zwar für viele geschädigte Anleger eine Genugtuung, doch von ihren Sorgen sind sie damit nicht erlöst.

Erika O. ist den Tränen nahe, als sie von ihren Erlebnissen mit B. D.s Investmentfirma erzählt. „Wenn ich bis Ende April nicht 450.000 Euro zusammenkriege, verliere ich meine Finca. Ich habe schlaflose Nächte." Eigentlich hatte sie nur ein Darlehen in Höhe von 55.000 Euro aufgenommen, doch nun droht ihr in wenigen Wochen die Zwangsversteigerung. Dafür macht sie B. D.´s Investmentfirma verantwortlich. Ihre Schulden dort stiegen wegen Wucherzinsen und anderer horrender Kosten mittlerweile auf 250.000 Euro. Mit einer normalen Bank-Hypothek auf ihre Finca wollte sie sich aus der Situation retten. „Aber das ging nicht, weil sie meine Grundstücksurkunde einbehielten." Immer wenn sie deswegen bei der Firma nachfragte, habe sich B. D. von ihren Mitarbeitern verleugnen lassen.

Auf ihrer Finca hält Erika O. viele Tiere. „Die schlimmste Vorstellung ist für mich, dass ich meine 19 Hunde hergeben muss. Die sind doch das Letzte, was mir geblieben ist", sagt die Frau, die im vergangenen Jahr ihren Vater und ihren Bruder verloren hat.

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Mit ähnlichen Sorgen kämpft ein 92 Jahre alter Deutscher in Santa Ponça. Der Witwer wollte sein Haus nach dem Tod seiner Frau verkaufen, um Schulden zu begleichen und mit dem Erlös der Immobilie (Wert rund 1 Million Euro) seinen Lebensabend in der Seniorenresidenz Es Castellot zu finanzieren. Als er sich mit seinem Anliegen an B. D.´s Firma wandte, überredete ihn diese dazu, eine Hypothek auf sein Haus aufzunehmen. „Sie holten ihn zu Hause ab und gingen mit ihm zum Notar. Dort unterschrieb er dann Verträge, die er nicht verstand", sagt seine Anwältin Sylvia Rodríguez. Mit hohen Kommissionen, Zinsen von 15 Prozent während der Laufzeit von einem Jahr und 29 Prozent Verzugszinsen verfing sich der betagte Mann in einem Schuldenfiasko. „Er war kurz davor, auf der Straße zu landen. Diese Menschen haben keinerlei Skrupel", sagt Rodríguez, die die drohende Zwangsvollstreckung mit zwei Klagen abwenden konnte.

Der in Lübeck lebende Deutsche Jan B. (66) fürchtet nach einem Finanz-Deal mit B. D.´s Investmentfirma, dass er die langjährige Ferienwohnung der Familie in Magaluf verliert. „Am 30. April ist der Termin für die Zwangsversteigerung", erzählt der Rentner. Auch er brauchte kurzfristig dringend Geld. Als seine Bank in Deutschland ihm einen Kredit mit der Wohnung auf Mallorca als Sicherheit verweigerte, wandte er sich in seiner Not an B. D.´s Investmentfirma. Diese vermittelte ihm ein privates Darlehen.

„Von den 99.000 Euro aufgenommener Gelder wurde uns jedoch nur etwa die Hälfte ausgezahlt." Zudem habe B. D. die zurückbezahlten Summen nicht an den privaten Darlehensgeber weiter überwiesen, auch aus dem Grundbuch wurde die Hypothek nicht entfernt. Daraufhin beantragte der private Darlehensgeber die Zwangsvollstreckung. Auch von seinen angeblich hochrentablen Anlagen mit vier Prozent Zinsen im Monat sah der Rentner nichts wieder. „Wir investierten vergangenes Jahr insgesamt 150.000 Euro. Die ersten vier Monate bekamen wir Zinsen ausbezahlt, dann kam nichts mehr." Seinen Gesamtschaden beziffert er auf 255.000 Euro. Dennoch wurde eine Betrugsanzeige vom Gericht zunächst abgelehnt. Nach der Festnahme von B. D. und J. H. will der Rentner nun neuerlich juristisch gegen die Firma vorgehen.

Die in Marbella lebende Britin Jeannie Gilbanks hat B. D.´s Investmentfirma ebenfalls wegen Betrug angezeigt. „Ich habe keinen Penny gesehen von den 150.000 Euro, die sie mir noch schuldet." Zudem habe ihr B. D.´s Lebenspartner J. H. einen Drohbrief geschrieben. „Er ist ein Krimineller", sagt sie. Wie alle geschädigten Anleger will sie nun vor allem wissen, ob sie ihr Geld jemals wieder sehen wird. „B. D. soll endlich sagen, was sie mit der Summe gemacht hat."

Geschädigte Anleger können eine Anzeige bei der Nationalpolizei in Palma einreichen, C/Simó Ballester. Eine Kontaktaufnahme ist auch über Telefon 902-10 21 12 möglich. In Deutschland lebende Betroffene können in der Bundesrepublik Anzeige erstatten, diese dann nach Spanien weitergeleitet.

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